Wanderte die aus Nürnberg-Fischbach spurlos verschwundene Postbotin aus?

Alexander Brock

Lokales

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9.3.2021, 12:04 Uhr
Seit mehr als sieben Jahren im Ungewissen: Die beiden Schwestern von der verschollenen Postbotin Heidi D., Petra Prado (li.) und Stephanie Prangerl. Jetzt tauchten Notizen ihrer Schwester auf, aus denen sie Hoffnung schöpfen.

Seit mehr als sieben Jahren im Ungewissen: Die beiden Schwestern von der verschollenen Postbotin Heidi D., Petra Prado (li.) und Stephanie Prangerl. Jetzt tauchten Notizen ihrer Schwester auf, aus denen sie Hoffnung schöpfen.

Es ist ein Beutel, der von ihr noch übrig ist. Ein Beutel, in dem noch einige Zettel, Rechnungen und andere Dinge liegen. Der Beutel gehört(e) Heidi D., der Postbotin aus Nürnberg-Fischbach, die seit dem 14. November 2013 spurlos verschwunden ist. Sie soll zum Joggen gegangen sein und ist seit dem wie vom Erdboden verschluckt. Sie war 49 Jahre alt.


Neue Spur im Fall Heidi D.? Polizei lässt nichts unversucht


Den Beutel haben Heidis Schwestern Petra Prado und Stephanie Pangerl beim Ausräumen des Hauses in der Pellergasse gefunden. Das Anwesen hatten sich Heidi und ihr damaliger Lebensgefährte gekauft und sich dabei verschuldet. 2018 kam das Grundstück mit Gebäuden schließlich unter den Hammer.

Von Spanien begeistert

Doch kürzlich schauten sich die Schwestern den Beutel mal genauer an, besser: den Inhalt. "Da waren Zettel mit Notizen drinnen, in denen es ums Auswandern ging", sagt Petra Prado gegenüber der Lokalredaktion. Es fanden sich Hinweise auf ein mögliches Übersiedeln nach Spanien. Sie hatte sich auch entsprechende Bücher gekauft. Auf einem Zettel stand sogar eine konkrete Ortsangabe: Costa del Sol – die Küste liegt in Andalusien, im Süden Spaniens.


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"Heidi war von Spanien begeistert. Wir waren im Sommer 2013 zusammen dort, mein Mann hat in Sevilla Verwandte", sagt Prado. Vom Juni und Juli 2013 stammen auch Heidis Notizen. Ihr bisheriges Leben wollte die in Fischbach beliebte Postbotin offenbar hinter sich lassen. Es sind Hinweise, die auf eine radikale Veränderung deuten könnten. Vor allem auch dieser: Heidi hatte sich laut Prado Adressen von plastischen Chirurgen besorgt, die in Nürnberg und in Bochum praktizieren.

Heidi D. verschwand schon einmal spurlos

Alles Zufälle oder Hirngespinste? Die Dichte dieser Hinweise lässt die beiden Schwestern hoffen, dass sich Heidi in Spanien aufhält. Stephanie Pangerl hat sich daher an die Zeitung SUR gewandt, eine deutsche Wochenzeitung für Südspanien. Die Redaktion griff die Geschichte auf, am vergangenen Donnerstag erschien darin ein Artikel über die verschwundene Nürnberger Postbotin.

Petra Prado erzählt, dass Heidi in der Vergangenheit schon mal spurlos verschwand. Als 19-Jährige, die Familie lebte damals in Straubing. "Sie brach den Kontakt zu uns ohne Vorankündigung einfach ab", sagt Prado. Erst Monate später rief sie an: Heidi hatte eine Bleibe und Anstellung in München gefunden.


Vermisste Heidi D.: Einsatz am Haus abgeschlossen


Bei der Nürnberger Kripo ist der Fall Heidi D. nach wie vor aktuell. Beamte der Mordkommission 4 (MK 4) ermitteln in diesem mysteriösen Fall. MK 4 ist innerhalb der Kriminalpolizei die Abteilung für Cold Cases (Altfälle). "Die Schwestern der Vermissten halten Kontakt zu den Ermittlern. Nach der Postbotin wird auch in Spanien gefahndet", erklärt Polizeisprecher Rainer Seebauer.

Die Hinweise und Bezüge Richtung Spanien seien bekannt. Sobald sich konkrete Hinweise ergeben, nehmen die spanischen Ermittler Kontakt zu den deutschen Kollegen auf.
Bisher ist die Kripo allerdings von einem Gewaltverbrechen ausgegangen.

Die Familie lebt im Ungewissen

In ihren Fokus geriet vor allem Heidis Lebensgefährte. Doch trotz aller Bemühungen konnten ihm die Beamten nichts nachweisen. Wenn aber jemand ein neues Leben an einem anderen Ort aufbauen will, braucht er Geld, Personalausweis, Kreditkarte, Krankenkassenkarte und das Handy. All diese Gegenstände ließ Heidi D. jedoch zurück, als sie – wie von ihrem Verlobten bei der Polizei angegebenen – zu ihrer Jogging-Tour am Donnerstag, den 14. November 2013, aufbrach.

Seit dem ist die Familie im Ungewissen, steht zwischen Hoffnung und Resignation – seit über sieben Jahren. Seit dem Verschwinden pflegen die Schwestern eine Webseite für Heidi. Darauf steht: "Wir lesen oft über Vermisste, die über 20 Jahre und länger verschollen sind. Langsam beschleicht uns der Gedanke, wahrscheinlich gehört Heidi dazu. Für immer diesen Gedankenkreisel täglich in sich zu haben, damit werden wir weiterhin leben müssen."