Wechselunterricht für Abschlussklassen: So reagieren Nürnbergs Schulleiter

28.1.2021, 18:39 Uhr

Am Mittwoch hatte die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft in Bayern (GEW) Druck gemacht, denn die Zeit drängte. Für Anfang Februar war von der Politik in Aussicht gestellt worden, dass es für einige Schüler wieder Präsenzunterricht geben könnte – wenn das Infektionsgeschehen dies zuließe.

Man wolle Planungssicherheit, forderte die GEW. Zu wenig Vorlauf erschwere nicht nur die Planung und Organisation vor Ort, sondern setze Schulleitung, Lehrer und Schüler "unnötig unter Druck".

Schließlich informierte dann das Kultusministerium die breite Öffentlichkeit: Ab kommenden Montag ist für einige der permanente Distanzunterricht vorbei. So sollen die Abschlussklassen an Gymnasien, den Fachoberschulen (FOS) und Berufsoberschulen (BOS) sowie Schüler beruflicher Schulen, einschließlich der entsprechenden Schulen zur sonderpädagogischen Förderung, bei denen bis zum 26. März Abschlussprüfungen bzw. Kammerprüfungen anstehen, wieder mit dem Wechselunterricht starten.

Auch für Schüler an Abendgymnasien beginne der Wechselunterricht. Es gelten die Abstandsregeln und eine Maskenpflicht auch im Klassenzimmer.


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Rainer Mittermeier ist Schulleiter der Staatlichen Fachoberschule II in Nürnberg. "Die Stimmung ist zwiegespalten", sagt er. "Dieses Format ist für unsere Lehrkräfte anstrengend, weil sie zwischen Heim- und Präsenzunterricht hin und her pendeln müssen." Ein weiterer Aspekt seien die Leistungsnachweise. Von denen würden nämlich immer noch einige fehlen.

Was Mittermeier außerdem Sorgen mache, sei die Tatsache, dass es sich um insgesamt siebzehn Klassen handelt, die wieder ins Gebäude kommen sollen. "Das ist teilweise ein ganz anderes Format als an Gymnasien." Dazu kommt, dass Lehrkräfte vom Ausfallen auch nicht gefeit sind. Man hätte letztes Jahr gesehen, wie schwierig die Situation ist, wenn zusätzlich Lehrkräfte in Quarantäne müssen, erklärt Mittermeier.

"Technisch gut ausgestattet"

Davor hat man auch bei der Staatlichen Berufsoberschule Nürnberg Sorge. "Unsere Schülerinnen und Schüler sind erwachsene Leute mit Berufsausbildung, die überwiegend zuhause technisch gut ausgestattet sind," so Carsten Brandl. Er ist stellvertretender Schulleiter. "Die Mehrheit wäre lieber weiterhin zuhause geblieben." Was auch noch dazukäme, wäre, dass man durch den Wechselunterricht nur noch halb so schnell mit dem Stoff vorankomme als zuvor.

Ein Können, kein Muss: Nach diesem Motto verfährt man bei der Montessori Fachoberschule Franken. Schulleiterin Angela Ast-Hasch weiß, dass viele ihrer Schülerinnen und Schüler wieder Lust haben, in die Klasse zu kommen.

"Alle möchten natürlich gute Leistungsnachweise und auch der Wunsch nach echtem Kontakt spielt mit rein". Wer aus Angst vor einer Infektion aber nicht ins Schulgebäude kommen will, der müsse auch nicht. "Jede Lehrkraft und alle Schüler haben bei uns ein IPad. Das digitale Lernen funktioniert da gut," sagt die Schulleiterin der privaten Einrichtung.

Kritik an Kurzfristigkeit

Was einigen Schulleitern aufstößt, war der Zeitpunkt der Verkündung. Oberstudiendirektor Sandro Brütting von der Lothar-von Farber-Schule bemängelt die kurzfristige Information des Kultusministeriums. "Wir hätten uns das ein bisschen rechtzeitiger gewünscht."

Am Donnerstag informierte der Schulleiter online bereits selbst zwölf der 26 Abschlussklassen über die Rückkehr in den Klassenraum und nahm die Ängste und Sorgen der Schüler auf.

"Die Schülerinnen und Schüler haben das sehr gefasst und reflektiert vernommen. Sie geben, wie die Lehrkräfte, wirklich ihr bestes." Der Distanzunterricht wäre jetzt gut angelaufen und man hätte eher gehofft, dass die Schüler nur noch für die Prüfungen ins Schulgebäude hätten kommen müssen.

"Machbar"

Nürnbergs Schulreferentin Cornelia Trinkl gibt sich, angesprochen auf den geringen Zeitraum zwischen der Ankündigung des Kultusministeriums und dem Start am Montag, diplomatisch. Es sei "kurzfristig", aber man setze es so um. "Ich habe Verständnis, dass die erneute Umstellung bei Eltern und Schülern nicht gerade auf Begeisterung stößt."

In Nürnberg gilt der Wechselunterricht ab Montag für 1000 Gymnasiasten und 1400 Schüler an FOS und BOS. Den Wechselunterricht umzusetzen, schätzt Trinkl als "machbar" ein. Die Schulen seien auf diesen vorbereitet, die Schüler bereits in Gruppen aufgeteilt.

Ab Mitte Februar hofft Kultusminister Piazolo auf die Rückkehr von "möglichst vielen Schülern" in den Wechselunterricht. "Es ist das Ziel, ab 15. Februar wieder deutlich mehr Schüler in die Klassenzimmer zu bringen", sagte er. Im Fokus stünden dabei die jüngeren Schüler, bei denen die Betreuung zu Hause besonders intensiv sei.

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