Weg von der Straße: Heim für Obdachlose mit Hunden geplant

Timo Schickler

Lokalredaktion Nürnberg

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16.3.2020, 05:55 Uhr
Weg von der Straße: Heim für Obdachlose mit Hunden geplant

© Foto: Britta Pedersen/dpa

Wer obdachlos ist, verliert nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern häufig auch die Verbindung in die Gesellschaft. Wer bleibt, ist der Hund, der mit dem Wohnungslosen lebt, mit ihm unter Brücken, im Park oder in Hauseingängen übernachtet.

"Die Freundschaft ist gleichzeitig jedoch auch Hindernis", weiß Marcus König. Und zwar wenn es darum geht, eine Unterkunft oder einen der Schlafplätze der Sozialträger und -verbände aufzusuchen. Die Unterbringungsmöglichkeiten dort aber sind nur für Obdachlose ohne Tiere vorgesehen, sagt der Christdemokrat. "Und der beste Freund muss dann draußen bleiben."

Frank Hummert kennt die Hundeproblematik. "Doch wir haben nicht die Möglichkeiten zu helfen", sagt der Heilsarmee-Verwaltungsleiter. In der Gostenhofer Hauptstraße und in der Leonhardstraße hat die Heilsarmee zwar jeweils 30 Plätze zur Verfügung, aber die Wohnungslosen und ihre Tiere einfach mit den anderen unterzubringen, funktioniere nicht.

Hummert nennt zwei Gründe: Einer ist die Hygiene. "Wir können nicht garantieren, dass die Hunde stubenrein sind, auch ungepflegtes Fell kann ein Problem sein." Zumal die Bewohner sich häufig Räume teilen. Deshalb ist auch lautes Bellen schwierig, "außerdem haben andere, die bei uns untergebracht sind, vielleicht auch Angst vor Hunden". Das wiederum würde zu Konflikten führen.

Hoher therapeutischer Wert

Die Anfragen von Obdachlosen mit Hund halten sich eh in Grenzen, weiß der Heilsarmee-Verwaltungsleiter. Trotzdem fände er es gut, wenn auch für diese Einzelfälle Hilfe gefunden werden würde.

Das will auch die CSU. Immerhin seien "insbesondere Hunde als Sozialkontakt von therapeutischem Wert", findet Marcus König. Er kennt sich aus, seit 2004 ist er geschäftsführender Vorsitzender des Tierschutzvereins. "Tiere stellen für diese Menschen Halt und Hoffnung dar", sagt er.

Umso wichtiger sei eine Möglichkeit, gemeinsam mit beispielsweise dem eigenen Hund unterzukommen – nicht nur aus emotionalen, sondern auch aus präventiven Gründen. Die Stadt, fordert die CSU in einem Antrag, soll deshalb Kontakt zu Sozialverbänden und dem Tierschutz aufnehmen, um eine Lösung zu finden.


Immer mehr Problemhunde im Nürnberger Tierheim


Immerhin ist die Zahl der Obdachlosen in Nürnberg in den vergangenen Jahren um 30 Prozent gestiegen. Über 2000 Menschen leben inzwischen auf der Straße. Die Wärmestube spürt das. Auch Obdachlose mit Tieren schlagen bei der Hilfseinrichtung auf, um etwas zu essen oder sich frisch zu machen.

Seit zwei Jahren hat die Wärmestube entschieden, dass Hunde zwar in der Einrichtung sein dürfen, "aber nur wenn sie in den eingerichteten Hundeboxen im Garten verbleiben", erklärt Einrichtungsleiterin Manuela Bauer. Die Boxen haben eine Hütte, eine Decke und Näpfe. "Dennoch ist es für manche wenige Obdachlose trotzdem ein Problem, sich von ihren Vierbeinern zu trennen", sagt Bauer. Auch die an die Freiheit gewöhnten Hunde sind oft in der Box nicht glücklich, was dann wieder zu Störungen bei uns führt."


Darum schlafen Obdachlose in der Königstorpassage


Auch die Erfahrung zeigt Thorsten Bach, dass ein eigenes Konzept nötig ist. Ein solches existiere auch schon, sagt der Koordinator für Wohnungsfragen und Obdachlosigkeit beim Sozialamt. "Die Johanniter haben bereits ein Programm entwickelt – und das wollen wir nun prüfen."

Tierheim will helfen

Näher kann Bach noch nicht darauf eingehen. Aber das Sozialamt will für die Betroffenen eine Lösung finden, auch wenn es schwer zu erfassen sei, wie hoch die Zahl der Obdachlosen mit Tier wirklich ist. Mindestens eine Handvoll sei bekannt.


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Für sie soll es künftig auch ein pädagogisches Konzept geben, innerhalb dessen auch mit den Hunden gearbeitet wird. Bach kann sich da eine Kooperation mit dem Tierschutz vorstellen. Das Tierheim Nürnberg ist bereit sich an einem Projekt zu beteiligen, das Tiere von Obdachlosen unterstützt, sagt Leiterin Tanja Schnabel. "Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel unsere Tiertafel, die bereits Tiere von hilfsbedürftigen Menschen mit Futter unterstützt."


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