Welpen kämpfen im Nürnberger Tierheim ums Überleben

13.8.2013, 07:00 Uhr
In der Nacht zum Montag konfiszierte die Polizei 24 Hundewelpen und drei Katzenbabys aus einem niederländischen Pkw.

© Christian Urban In der Nacht zum Montag konfiszierte die Polizei 24 Hundewelpen und drei Katzenbabys aus einem niederländischen Pkw.

In der Nacht zum Montag kontrollierten Beamte der Erlanger Verkehrspolizei auf der A73 am Parkplatz Weißer Graben einen Pkw mit niederländischem Kennzeichen. Im Fahrzeuginneren entdeckten die Polizisten zahlreiche erschöpfte Tierbabys in überfüllten Transportboxen. Da auch die erforderlichen Reisedokumente fehlten, fackelten die Beamten nicht lange: Die Hunde und Katzen wurden sofort ins Nürnberger Tierheim gebracht.

Beagles, rote Cockerspaniel, französische Bulldoggen, Pekinesen, Möpse, einen Jack Russell und vermutlich einen Lhasa Apso hat Tierheimchefin Heike Weber unter den Neuankömmlingen ausgemacht. Erstmals wurden bei einem solchen Tiertransport auch Katzen entdeckt. „Drei Perserkätzchen. Die sind fast schlimmer dran als die Hunde“, meint Weber. Verschleimte Augen und zugeschwollene Nasen deuten darauf hin, dass die Babys an dem gefährlichen Katzenschnupfen leiden. Mit Antibiotika-Gaben versuchen die Tierheim-Mitarbeiter, die Kätzchen noch retten zu können.

„Der Großteil der Hunde scheint munter. Aber bei Welpen kann sich das rasend schnell ändern, das mussten wir in der Vergangenheit leider immer wieder erleben. Da sind oft Hunde, die richtig fit wirkten, dann doch noch urplötzlich gestorben“, berichtet die Tierheimleiterin.

Die Hundebabys aus dem jüngsten Transport sind gerade mal vier bis sechs Wochen alt. Für eine normale Entwicklung müssten sie acht Wochen bei ihrer Mutter bleiben. Durch die Muttermilch, so Heike Weber, bekommen die Kleinen schützende Antikörper mit. Danach werden sie vom Tierarzt geimpft.

Keine Abwehrkräfte

„Die Tiere aus solchen Transporten werden alle viel zu früh von ihrer Mutter getrennt und stehen damit völlig ohne Abwehrkräfte da“, schildert Weber die Problematik. In normaler Umgebung handeln sich die Welpen sofort Infektionen ein. Sie müssen daher gleich in strengste Quarantäne, damit sie überhaupt eine Chance haben, bis zur ersten möglichen Impfung zu überleben. „Wir hoffen das Beste und rechnen mit dem Schlimmsten“ — so umschreibt die Tierheimleiterin die Chancen der Neuankömmlinge.

Das Welpenhaus - zum Glück war dort im Gegensatz zum Haupthaus noch Platz - wurde deshalb am Montag komplett zur Quarantäne-Station erklärt und für Besucher gesperrt. Heike Weber bittet auch dringend darum, von „Bewerbungsanrufen“ abzusehen. „Wir geben keines der Tiere in der nächsten Zeit ab und wir nehmen auch definitiv keine Vormerkungen entgegen. Die Welpen brauchen jetzt nur Ruhe und Kraft zum Überleben.“

Die zahlreichen Anrufe, die am Montag beim Tierheim eingingen, blockieren zudem Notrufe. „Wer helfen will, der sollte unsere Arbeit besser mit einer Spende unterstützen“, empfiehlt Weber.



Für sie und ihr Team ist die Versorgung von Welpen aus solchen illegalen Tiertransporten inzwischen schon traurige Routine geworden. „Wir fürchten, dass die skrupellosen Händler inzwischen dazugelernt haben, auf große Transporte verzichten und stattdessen mehr Fahrer mit Privatautos losschicken. Die fallen bei Kontrollen nicht so schnell auf.“ Im Februar 2012 musste das Tierheim 92 Schmuggelwelpen auf einmal aufnehmen - es war die bis dato größte Rettungsaktion in der Geschichte des Tierheims.

Ein Blick auf die „Eingänge“ im Nürnberger Tierheim scheint diesen Trend zu bestätigen: Weber verzeichnete in diesem Jahr bislang einen großen Transport mit 30 Tieren, der in Waidhaus gestoppt wurde sowie einige kleinere Aktionen mit jeweils drei bis fünf Welpen.Das Tierheim platzt im Moment ohnehin aus allen Nähten. Seit Beginn der Ferien wurden an der Stadenstraße mehr als 100 Kleintiere, Hunde und Katzen abgegeben — so viele, wie sonst in einem ganzen Monat.

Spendenkonto des Tierheims: Spendenkonto 1120752, Stichwort "Welpen", Sparkasse Nürnberg, BLZ 760 501 01

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