Weniger Gäste, weniger Trinkgeld: Corona trifft die Service-Kräfte hart

22.8.2020, 20:32 Uhr
Bei Tim Kästner im "Hans im Glück" in der Königstraße geben die Gäste zwar noch gut Trinkgeld – nur kommen eben nicht mehr so viele.

© Stefan Hippel Bei Tim Kästner im "Hans im Glück" in der Königstraße geben die Gäste zwar noch gut Trinkgeld – nur kommen eben nicht mehr so viele.

Immer öfter bleibt für Adria Soza wenig übrig. Soza arbeitet im Service, sie bedient im "Blockhouse" am Hauptmarkt. Sie stellt fest, dass die Gäste oft die günstigeren Gerichte der Karte wählen. Corona lässt grüßen. "Vor allem am Samstagabend merken meine Kollegen und ich das deutlich." Und zwar am Trinkgeld.

Damit ist sie nicht allein. Eine Tendenz, die auch Svenja registriert. Sie ist Mitarbeiterin in der "Café Bar Celona". "Wir kriegen nicht mehr Trinkgeld seit Corona, eher weniger." Meistens sind es immerhin noch zwischen 1,50 Euro und 3 Euro.


Auswirkungen der Corona-Pandemie: Restaurants und Hotels in der Krise


Doch geht es nicht nur ums Geld. "Trinkgeld ist eine ganz wichtige emotionale Geste und steht in der Gastronomie für ein Dankeschön des Gastes", sagt Frank-Ulrich John, Geschäftsführer und Pressesprecher der Bayerischen Hotel- und Gaststättenbetriebe (Dehoga). Er war früher selbst im Service tätig und kennt beide Seiten – die der Wirte und die der Kellner. Für John ist es schön, wenn der Gast sich revanchiert, weil das Servicepersonal sich anstrengt, um ihm eine schöne Zeit zu bereiten.

Gerade jetzt, wo die Gastronomie eine schwere Zeit durchmacht. Laut dem Statistischen Bundesamt ist der Gastgewerbe-Umsatz um 63,4 Prozent geringer als im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt. Das trifft die Betreiber und genauso die vor und hinter der Bar. Auch wegen des Trinkgelds.

Im "Chilli's" nahe der Lorenzkirche haben die Angestellten ein regelrechtes Auf und Ab erlebt. Während die Gäste nach dem Lockdown zunächst mehr gegeben haben, hat es sich danach normalisiert. Jetzt aber müssen die Kellner hier mit einem deutlichen Trend nach unten leben.

Heiko Schmidt im Provenza hingegen ist zufrieden. "Unsere Gäste sind die gleichen wie früher, deswegen ist auch die Höhe des Trinkgeldes weitestgehend unverändert geblieben." Tim Kästner vom "Hans im Glück" bedient nicht mehr so viele Leute. "Es gibt weniger Touristen und dadurch natürlich auch weniger Gäste. Durch die Hygiene-Auflagen ist unser Platz beschränkt und es können nicht mehr so viele draußen sitzen." Beim Trinkgeld merkt er aber keinen Unterschied. Manche geben viel, manche weniger – das war schon immer so. "Wenn man bei einer nicht zu langen Schicht 50 Euro hat, ist man schon zufrieden." Gerade weil es eben weniger Gäste sind. Im Burger-Restaurant wird, wie in vielen Betrieben, Trinkgeld geteilt, Bar und Küche erhalten einen entsprechenden Anteil.

Zehn Prozent sind guter Ton

Und wie viel Trinkgeld sollte es sein? "Guter Ton sind zehn Prozent der Rechnungssumme", sagt Stil-Expertin Stefanie Frieser. Auch bei dem seit Corona empfohlenen bargeldlosen Bezahlen sei es ja möglich, dem Servicepersonal etwas zukommen zu lassen – auch wenn das leider nicht alle tun. "Man gibt den Tip entweder in bar oder legt bei EC- oder Kreditkarte den Betrag drauf", erklärt die Knigge-Fachfrau.

Auch für Christian Wagner, Schriftführer der Dehoga und selbst Betreiber dreier Gastronomiebetriebe in Nürnberg, ist das Trinkgeld die Belohnung des Kellners. "Damit hat der Wirt nichts zu tun. Es steht zu 100 Prozent dem Service zu." Problematisch wird es aber, wenn sich Restaurants dazu entschließen, Gerichte teurer zu verkaufen, um beispielsweise die Verluste während des Lockdowns abzufedern. Dann kann es vorkommen, dass die Gäste wegen der höheren Preise weniger geben.

In seinen Restaurants beobachtet Wagner allerdings, dass manche Gäste – aus Verständnis für die Krise – vereinzelt mehr Trinkgeld hinterlassen. Der Betreiber der Barcode Union steht in ständigem Austausch mit seinen Kollegen, um zu beobachten, wie sich die Lage verändert.

Trinkgeld aber ist und bleibt freiwillig, die Dehoga hat darauf keinen Einfluss. Frank-Ulrich John appelliert an alle, in den kommenden Wochen und Monaten zusammenzuhalten. "Bitte lassen Sie jemandem, den die Krise mindestens so getroffen hat wie Sie selbst, ein entsprechendes Dankeschön zukommen."

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