Kita-Leiterin zu Notbetreuung: Eltern sollen auch mal Durchschnaufen dürfen
26.1.2021, 13:47 Uhrnordbayern.de: Lockdown Teil Zwei, Notbetreuung die Zweite: Läuft es diesmal anders als im Frühjahr?
Carola Posner: Der zweite Lockdown kam für alle nicht so überraschend, von daher sind wir deutlich besser vorbereitet. Der Bereich rund um die Ausarbeitung und Umsetzung der Rahmenhygienepläne entfällt größtenteils, auch die Umstrukturierung des Kita-Alltags ist schon geschehen. Man merkt auch, dass wir alle schon länger mit der Pandemie leben, so dass Ängste und Unsicherheiten nicht mehr im Vordergrund stehen, wie noch im Frühjahr.
Allerdings entfallen diesmal die klaren Regelungen, welche Eltern einen Anspruch auf die Notbetreuung haben. Meiner Meinung nach wird aber durch das Fehlen von genauen Einschränkungen die Verantwortung sehr in Richtung Eltern geschoben und ich möchte auf gar keinen Fall, dass Eltern ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie ihre Kinder zu uns in die Einrichtung bringen.
nordbayern.de: Es dürfen also alle Eltern ihre Kinder bringen?
Carola Posner: In der Theorie ja. Aber viele unserer Eltern stemmen den Alltag mit ihren Kindern zu Hause. Die momentane Situation ist für alle aber sehr herausfordernd und es ist sehr wichtig, dass die Eltern da auch gut auf sich und ihre Kräfte schauen. Einmal Durchschnaufen und wieder Kraft tanken ganz ohne Kindergeschrei, Geschwisterstreit, Legobauen oder endlose Partien Uno darf auch ein Grund sein für einen Vormittag Notbetreuung. Dies kann ich aber auch deshalb sagen, weil wir eine vergleichsmäßig kleine Einrichtung sind, unsere Eltern sehr umsichtig mit der Inanspruchnahme der Notbetreuung umgehen und wir nur ungefähr die Hälfte der Kinder in den Gruppen haben. Dies wird sich sicherlich mit der Weiterführung des Lockdowns ausweiten.
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nordbayern.de: Wie ist die Stimmung bei den ErzieherInnen? Überwiegt Unsicherheit oder Zuversicht?
Carola Posner: Wir haben in unserer Kita ein sehr gemischtes Team aus Vollzeit und Teilzeitkräften, jungen und schon sehr erfahrenen KollegInnen, so dass auch der Umgang mit der momentanen Situation sehr unterschiedlich ist. Bei uns überwiegt im pädagogischen Alltag die Zuversicht und auch die Freude an der Arbeit mit den Kindern, ErzieherInnen sind „hart im Nehmen“ was den Umgang mit Widrigkeiten anbelangt. Unsicherheit herrscht eher bei den strukturellen Gegebenheiten, wie und mit welchen Arbeiten die Arbeitszeit geleistet werden kann. Homeoffice ist naturgemäß nur bedingt möglich und ich verwehre mich dagegen, die Zeit mit völlig unsinnigen Putz- oder Sortierarbeiten ableisten zu lassen.
nordbayern.de: Was wäre Ihr Wunsch an die Politik?
Carola Posner: Aufgrund der Pandemie sind Berufsgruppen in den Vordergrund gerückt, die bisher nicht so gesehen wurden. Dazu gehören auch wir ErzieherInnen. Langfristig würde ich mir sehr wünschen, dass die Wertschätzung und Wichtigkeit unserer Arbeit auch weiterhin gesehen wird und längst fällige Umstrukturierungen vorgenommen werden.
Für den Moment würde ich mir wünschen, dass sich die Vorgaben für die Einrichtungen an den jeweils lokalen Fallzahlen orientieren würden. In Altdorf haben wir einen vergleichsweise niedrigen Inzidenzwert, da sollten andere Regelungen gelten dürfen als in Hotspots in den Städten.
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nordbayern.de: Hat die Corona-Krise auch etwas Gutes, das Sie aus dieser Zeit mitnehmen können?
Carola Posner: Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass der Zusammenhalt unter den Eltern stärker wurde und sich viele Netzwerke zur gegenseitigen Unterstützung gebildet haben. Ebenso hat die Wertschätzung unserer Arbeit mit den Kindern durch die Eltern zugenommen und oftmals vermisst man Dinge erst, wenn sie wegfallen: Unsere Elternabende zum Beispiel oder der regelmäßige kurze Austausch beim Bringen und Holen der Kinder. Dies haben wir als Team an Weihnachten gemerkt und waren sehr gerührt: viele Eltern haben uns Karten geschrieben und sich bei uns für unsere Arbeit bedankt.
nordbayern.de: Ihr Appell an Ihre (und alle) Eltern?
Carola Posner:Vernünftig und vorsichtig bleiben, dabei aber die Mitmenschen nicht aus den Augen verlieren. Bei all dem wünsche ich mir auch eine große Portion Optimismus, Nervenstärke und die Fähigkeit, auch die schönen Momente, die uns diese herausfordernde Zeit beschert, genießen zu können.
Und ganz wichtig: Nehmen Sie sich ab und zu mal ein Beispiel an den Kindern, die alle Veränderungen des Kita-Alltags toll meistern und ihre ganz eigenen Ansichten zu Corona haben: Ein Kind sagte zu mir: "Wir dürfen nicht mehr singen, wegen der ‘Carola-Pandemie’, die hat das verboten.... dann summen wir halt, ok?” Solche Sätze versüßen den Alltag.
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