Tausende Liter Bier werden schlecht: Krise bei fränkischen Brauern
24.8.2020, 13:53 UhrWie viele Schläge wird er wohl brauchen? Den Moment, wenn der Laufer Bürgermeister zum Beginn des Kunigundenfests das Fass ansticht, lässt sich Braumeister Friedrich Vogel von Dreykorn-Bräu in Lauf nie entgehen. Dass er stattdessen in diesem Jahr über Monate hinweg kaum ein Bierfass verkaufen wird und auch noch zusehen muss, wie rund 10.000 Liter seines mit Leidenschaft gebrauten Gerstensaftes im Abfluss verschwinden, hätte er nie für möglich gehalten.
Für Bockbierfeste und andere Feiern hat Dreykorn frisch gebraut, ehe feststand, dass diese entfallen. Fassbier könne aber nur sechs Wochen gelagert werden, danach sei es "nicht mehr verkehrsfähig" – und muss entsorgt werden.
Dreykorn ist nicht die einzige kleinere Brauerei im Landkreis, die die unzähligen ausgefallenen Kirchweihen oder Feuerwehrfeste vor Probleme stellt. "Beim Fassbier gibt es kaum Absatz. Zwar haben wir schon Partyfässer für Familienfeiern verkauft, aber das wiegt nicht die Menge an Bier auf, die wir sonst im Sommer verkaufen", sagt Andreas Dorn, Juniorchef der Brauerei Wiethaler aus Neunhof.
Limo rettet die Bilanzen
Vor allem durch das Angebot an Limonaden und anderen antialkoholischen Getränken könne Wiethaler den Verlust allerdings eine Zeit lang ausgleichen. "Dadurch sind uns durch die Krise nicht gleiche beide Beine weggebrochen", so Dorn.
Nach dem miserablen Frühjahrsgeschäft spüren die Brauereien jetzt im Sommer eine gestiegene Nachfrage, denn in den Biergärten sprechen die Menschen dem Gerstensaft wieder zu. Doch weil die Wirtschaften coronabedingt insgesamt weniger Gäste bedienen können, gehen auch weiterhin weniger gefüllte Maßkrüge über den Tresen.
Das trifft manche Brauereien härter als andere. Friedrich Vogel verkauft rund die Hälfte seines Bieres in Fässern und schätzt, dass Dreykorn in diesem Jahr rund 30 Prozent weniger Bierabsatz haben wird. "Das sind Verluste, die kann man nicht mehr aufholen. Die Leute trinken ja nicht irgendwann einfach das Doppelte", sagt er.
Griff zum Bier aus der Flasche
Während in Sachen Fassbier die Absätze immer noch niedrig sind, bemerken die Brauer aber einen Anstieg beim Verkauf von Flaschenbier. Denn durch den Lockdown im März und April und die aktuellen Beschränkungen verbringen die Menschen mehr Zeit zu Hause – und da darf oft ein kühles Helles oder frisches Hefeweizen nicht fehlen.
"Uns fehlen natürlich auch die Fassbierumsätze, obwohl wir nicht so stark betroffen sind. Wir haben seit Juni wieder ordentlich zu tun", sagt Friedrich Weber, Geschäftsführer der Brauerei Simon. Der Laufer Betrieb verkauft rund 70 Prozent seines Bieres in Flaschen – "auch in den außerbayerischen Bereich", wie Weber sagt.
Leergut kostet Brauereien viel Geld
Um der gestiegenen Nachfrage nach Flaschen Herr zu werden, hat Andreas Dorn für Wiethaler Leergut hinzugekauft und rechnet vor: "Rund fünf Euro kostet ein Kasten im Einkauf, aber Pfand bekommt man dafür nur 3,10 Euro". Gar nicht zurückgebrachte Kästen und zerbrochene Flaschen schlagen zusätzlich zu Buche. "Wir sind mehr auf das Leergut angewiesen und es gibt derzeit wenig Rücklauf", bestätigt auch Friedrich Weber. "Es ist für alle schwierig, Schausteller, Gastronomie und für viele andere Branchen."
So auch für die Bauern, die ihre Braugerste aufgrund fehlender Nachfrage nun günstiger verkaufen müssen, wenn sie nicht darauf sitzen bleiben möchten: "Die Anbauflächen werden bereits am Jahresanfang ausgerechnet und hinzu kommt, dass die Ernte in diesem Jahr sehr gut ausfällt", erklärt Dreykorn-Chef Vogel.
Kein Baum wegen Corona: Fränkische Kärwaburschen protestieren
Obwohl sich keiner der drei Brauereichefs existenzielle Sorgen macht, plagt sie doch der Gedanke an die kalte Jahreshälfte, wenn die Biergärten wieder schließen. Werden die Menschen ihr Bier während der Pandemie auch im Wirtshaus trinken? Angesichts dessen wünscht sich Wiethaler-Juniorchef Andreas Dorn noch etwas anderes: "Die Bevölkerung sollte dazu bereit sein, direkt bei lokalen Brauereien, Bäckern oder Metzgern einzukaufen".
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