Wildtierverbot in Hersbruck: Zirkus trickst die Stadt aus
13.6.2017, 21:00 UhrDie Vereinbarung, dass die Stadt einem Zirkus mit Wildtieren keine Fläche zur Verfügung stellt, besteht seit der Amtszeit von Robert Ilg: "Der Stadtrat steht fraktionsübergreifend einhellig hinter dieser Maxime." Als das Management der Althoffs vor einiger Zeit zwecks Gastspiels eines anderen Zirkus gleichen Formats in Hersbruck anfragte, kassierte es ein klares Nein. "Das Management war damals nicht begeistert von der Absage", formuliert es Ilg.
Obwohl die Tourmanagerin den Althoffs nun nach eigener Aussage aufgrund dessen von einem Auftritt in Hersbruck abriet, wollte der Zirkus unbedingt hier spielen. "Die Bürger haben den Ruf, gerne in den Zirkus zu gehen", sagt Joanna Weisheit. Nur weil die Stadt keine Wildtiere will, - Althoffs kommen unter anderem mit fünf Löwen, vier Pferden, sechs Ponys, fünf Ziegen, drei Hunden und vier Kamelen, wie Bürgerbüro-Chef Christof Rothkegel weiß - müsse das ja nicht für die Bürger gelten. "Die Stadt haben wir gar nicht mehr angefragt."
Die Rede war nur von Ponys, Lamas und Kamelen
Stattdessen entdeckten die Schausteller eine Wiese hinter dem Wasserspielplatz beim Plärrer: "Die ist besser für die Tiere als der Festplatz." Sie traten mit dem Besitzer Peter Loos in Kontakt, der den Artisten etwas Gutes tun wollte und ihnen seine Wiese für ein paar Euro "für das zertrampelte Gras" zur Verfügung stellte. Dass es diese Vereinbarung der Stadt gibt, wusste er nicht. "Es gastierte ja auch schon mal ein Zirkus auf einem anderen Grundstück vor ein paar Jahren, daher habe ich mir nichts dabei gedacht."
Zumal Althoffs ihm gegenüber nur von Ponys, Lamas und Kamelen gesprochen hätten. "Wenn ich das alles gewusst hätte, hätte ich das nicht gemacht", versichert Loos. Richtig "zwieder" sei ihm das jetzt, dass es so unglücklich gelaufen ist. Denn verhindern lässt sich das Gastspiel nun nicht mehr. Das Landratsamt hat nämlich die Auflagen in Sachen Tierschutz und Sicherheit bezüglich der Wildtiere geprüft - deren Haltung nicht grundsätzlich verboten ist, betont Rothkegel. "Da scheint alles zu passen", muss Ilg eingestehen.
Genaue Kontrolle
Da der Zirkus auf einer Privatfläche steht, ist die Stadt nur "als Ordnungsamt gefragt", erklärt Rothkegel. Sprich, der Veranstalter muss das "öffentliche Vergnügen" eine Woche vorher anmelden. Doch von selbst geschah das in diesem Fall nicht. Wie Weisheit und Rothkegel erzählen, wurde zwecks Plakatierung und Strom bei der Hewa angefragt - mehr nicht. Erst dadurch bekam Rothkegel mit, dass der Zirkus in Hersbruck gastieren will und kam auf Weisheit zu: "Wir haben dann sofort alle Unterlagen ausgefüllt und eingereicht", versucht sie sich zu rechtfertigen, "dass wir das Gastspiel anmelden müssen, wussten wir nicht, das ist nicht üblich".
Wohl nicht nur aufgrund dessen haben Ilg und Rothkegel den Eindruck, "dass der Zirkus versucht hat, die Stadt vor vollendete Tatsachen zu stellen". Auch wenn laut Landratsamt die Auftritte rechtlich nicht verhindert werden können, so verspricht Rothkegel: "Wir werden alles genau im Auge behalten."
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