Stromautobahn: Viele Ausreden, wenig Erklärung
29.1.2014, 08:00 UhrUwe Raab bedauerte, von Amprion „nur relativ weichgespülte Stellungnahmen zu den Sorgen“ zu hören. Amprion habe diese „monströse“ Trasse ganz schnell, „ohne dass es die Bevölkerung wahrnehmen konnte“, auf den Weg gebracht. Der Dortmunder Konzern sehe sich aber nur als ausführendes Organ einer Lage, die der Bundesrat im Vorjahr absegnete.
Ein Volksbegehren dagegen sei schwierig, eben weil es sich um eine Bundesgesetzgebung handelt. Man könne höchstens gegen die Abstandsregelung angehen. „Aber bei dieser Trasse wird es wohl keine Pflichtabstände geben, die könnte direkt an Häusern vorbeiführen.“ Amprion antworte dazu nur „wachsweich“, obwohl Forschungen belegen, „dass nah an solchen Trassen das Leukämie-Risiko von Kindern steigt“.
Raab betrachtet die Trasse als „Ausfluss einer sehr, sehr schlecht gemanagten Energiewende von Schwarz-Gelb“. Südbayern ließ die Windenergie schleifen „und braucht jetzt diesen Strom“. Die Trasse diene also nur dem Süden. „Das hat nichts mit Gleichbehandlung zu tun.“ Raab will jetzt offensiv auf die Politiker zugehen und sie mit Forderungen konfrontieren, „um zu retten, was zu retten ist“.
Deutlich gefragt
Claus Meyer kam genauso frustriert aus dieser Info-Veranstaltung. Oberfranken habe für die Energiewende die Hausaufgaben gemacht, andere nicht — „und jetzt sind wir wieder dran, die Zeche zu bezahlen“. Er prophezeite Amprion für die Abendveranstaltung einen Entrüstungssturm der Bürger, hatte aber am Nachmittag selber klare Fragen gestellt. So erfuhr er: Es wird keine 380 KV-Leitung, sondern eine mit 500 KV. Sie hat eine Leistung von zwei Gigawatt — „das ist eine Zwei mit neun Nullen“.
Meyer fragte weiter nach den unerforschten Schäden für Mensch und Natur, ob ihm Amprion dazu Literatur nennen könne — schließlich sei das Magnetfeld gefährlich. Die Antwort war ausweichend: Es gebe kein elektrisches Feld.
Meyer bekam auch keine Antwort auf seine Frage nach Pflichtabständen der Trasse zu Häusern („in Riegelstein haben wir ja den Kindergarten nah dran!“). Amprion wich auch aus, als der Wunsch nach einer Erdverkabelung kam. Dafür gebe es kein Gesetz. Meyer: „Die tun sich leicht.“ Er will jetzt die Politiker in Bewegung bringen. „Von Seehofer oder Aigner hört man ja nichts.“
Neu war, so Meyer, dass es jetzt doch technisch möglich ist, bei Arzberg einen Konverter zu bauen („das deutet auf das Einspeisen von tschechischem Strom hin“), was bei der Erst-Info von Amprion im Landratsamt noch bestritten worden war.
Kräftige Kritik
Hans-Walter Hofmann fasste seinen Gesamteindruck so zusammen: „Amprion hat für alles eine Ausrede und für nichts eine Erklärung.“ Die Dame von der Bundesnetzagentur, der Vertreter des Entwicklungsstabes und Joelle Bouillon von Amprion seien zwar mit „präzisen, bohrenden Fragen“ konfrontiert worden und mit „kräftiger Kritik, gebündelt formuliert“.
Aber es hieß dann nur, es gebe momentan keinen Rechtsweg gegen die Trasse. Klagen seien erst möglich, wenn der Planfeststellungsbescheid vorliegt. Hofmann: „Daraufhin erhob sich große Unruhe. Jetzt hieß es: Naja, dann wird schon noch mal alles von Anfang an durchgeprüft...“ Er selbst sieht nur eine Chance, wenn sich die betroffenen Gemeinden „einen absoluten Spitzenanwalt nehmen“.
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