Gewalt im Seniorenheim
Pflegerin soll Schwabacherin (94) gequält haben: Angeblich handelte sie im Wahn
12.3.2022, 13:24 UhrMord und Verschwörung, der heilige Gral und die Templer, geheime Bruderschaften, Riten und Symbole - im Mystery-Roman "Da Vinci Code" und "Sakrileg“ wird eine unglaubliche Verschwörung der Kirche komponiert. Und diesen Schauerroman bekam offenbar auch eine 54-jährige Hilfspflegerin nicht mehr aus dem Kopf.
Sie soll eine Bewohnerin einer betreuten Wohneinrichtung in Schwabach am 13. April 2021 massiv geschlagen, gebissen und gewürgt haben. Nun wurde bekannt: Die Pflegerin leidet offenbar unter einer krankhaften seelischen Störung.
Der "Da Vinci Code" und der heilige Stephanus als Märtyrer des Christentums, Künstliche Intelligenz und Phänomene der Gedankenübertragung - all dies mischte sich in ihrem Denken. So beschreibt es der forensische Psychiater Michael Wörthmüller.
Die 2. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth verhandelt bereits seit Anfang Februar, doch dass die Patientin offenbar unter einer krankhaften seelischen Störung leidet, fiel tatsächlich erst jetzt auf - bislang hatte sie größtenteils geschwiegen.
Per Gedankenübertragung verbunden
Doch nun offenbarte sie dem Gerichtsgutachter, sie hätte an jenem 13. April 2021 das Gefühl gehabt, sie müsse um ihr eigenes Leben kämpfen. Und: Die Geschädigte habe sie per Gedankenübertragung um Hilfe gebeten, sie war mit der Patientin auf ungewöhnliche Art und Weise verbunden, daher konnte sie fühlen, dass die Dame sterben wollte.
Sofia T. hatte mit der Maria H., der Seniorin, die ihr anvertraut war, im Rahmen der häuslichen Pflege sogar unter einem Dach gelebt. Die Räume der betreuten Wohneinrichtung in der Schwabacher Gutenbergstraße wirken hell und freundlich, vor den einzelnen Wohnungen verläuft ein Laubengang - und deshalb konnte die unmittelbare Nachbarin hören, wie Maria H. am 13. April 2021 gegen 7 Uhr wimmerte.
Sofia T. schilderte dem Psychiater, dass sie auf den Brustkorb ihrer Patientin Maria H. (94) gedrückt habe, und dann Blut sah - was vorgefallen ist, wisse sie jedoch selbst nicht.
Gegen Mittag kam der Sohn der hochbetagten Maria H. zu Besuch und war schockiert. Seine Mutter lag halbnackt in ihrem Bett und weinte. Sie war blutüberströmt, an einer Hand und an ihrem Hals war ihre Haut weggerissen und vor allem ihr Oberkörper wies große Wundflächen auf. Im Krankenhaus halfen ihr die Ärzte, doch die Frau hatte ihren Lebensmut verloren. Anfang Mai verstarb die Patientin Maria H., die Hilfspflegerin ist nun in der forensischen Psychiatrie.
Weitere Zeugen geplant
Sofia T. ist studierte Ökonomin, doch in Schwabach war die Frau mit der rumänischen und der ungarischen Staatsangehörigkeit ständig mit Alter, Krankheit, Leid und Tod konfrontiert.
Warum sie plötzlich schilderte, was in ihrem Inneren vor sich geht? Bislang standen ihr zwei unterschiedliche Dolmetscher zur Seite, zunächst für die rumänische Sprache, schließlich für die ungarische - erst in ihrer ungarische Muttersprache hat sie sich nun geöffnet.
Um sich von der Krankheit zu überzeugen, plant das Gericht nun, auch Verwandte von Sofia T. als Zeugen zu hören, in den nächsten Wochen wird sie von Psychiatern weiter beobachtet. War ihre Einsichtsfähigkeit so beeinträchtigt, dass sie sich nicht mehr steuern konnte, wäre sie strafrechtlich nicht verantwortlich.
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