Probleme mit der Galle: Diese Krankenhäuser helfen
24.10.2020, 05:51 UhrPro Jahr wird etwa 175 000 Menschen in Deutschland die Gallenblase herausgenommen. Der mit Abstand häufigste Anlass sind wiederkehrende Beschwerden (Schmerzattacken, Koliken, Gelbsucht) und Entzündungen der Gallenblase durch Steine. Tumoren als Ursache sind selten; diese Fälle betrachtet der NZ-Klinikcheck nicht.
Hat sich das Organ entzündet, fällt die Entscheidung zur OP unmittelbar. "Das Risiko gravierender Folgen wie Darmverschluss und Leberschädigung wiegt dann deutlich schwerer als die allgemeinen OP-Risiken", erläutert Dr. Marius Ghidau, Chefarzt der Chirurgie am Klinikum Altmühlfranken in Weißenburg.
Auch mehrere Nürnberger Kliniken ganz vorne
Das Haus mit 400 Betten in Weißenburg und Gunzenhausen ist im NZ-Klinikcheck von Platz zwei im Vorjahr auf die Spitzenposition gerückt. Unter 27 verglichenen Krankenhaus-Standorten (siehe unsere Übersichts-Karte) schafften es auch das Klinikum Nürnberg und die Klinik Hallerwiese in Nürnberg in die Spitzengruppe. Ebenso die Sana-Klinik Pegnitz und die Nürnberger Erler-Klinik, allerdings bei geringen Fallzahlen.
Die Kristalle, die im Extremfall mehrere Zentimeter groß werden, bilden sich aus eingedickter Gallenflüssigkeit. Nur ein ganz kleiner Prozentsatz der Betroffenen zeigt aber auch Symptome - erst dann muss behandelt werden. Vorbeugen lässt sich der Steinbildung leider nicht. Vermutlich spielt familiäre Veranlagung die wichtigste Rolle; auch im Kindesalter treten Gallensteine auf. Als Risikofaktoren gelten unter anderem starkes Übergewicht und Diabetes. Frauen sind häufiger betroffen.
Der NZ-Klinikcheck wertet neben der Patientenzufriedenheit wissenschaftliche Daten der AOK zu den Komplikationsraten aus. "Die Entfernung der Gallenblase ist eine einfache Operation in den Händen eines erfahrenen Operateurs", stellt Ghidau fest, der die chirurgische Abteilung mit vier Oberärzten und zwölf Assistenten leitet. Und gerade weil es sich um einen beliebten Lehreingriff für junge Ärzte handele: "Es ist sehr viel Vorsicht geboten."
Die schlimmste Komplikation, die Verletzung des Hauptgallengangs, ist unbedingt zu vermeiden. Damit ein Operateur hier keine Gefäße und Strukturen verwechselt, muss er extrem sorgfältig vorgehen und das Gewebe nach einer sogenannten "Sicherheitsblick-Technik" freilegen, betont der Chefarzt. Dabei hilft auch die Vergrößerung durch die Kamera in 3D-Optik. Zur Qualität gehören gewissenhafte Voruntersuchungen. "Der Chirurg muss die Hausaufgaben machen."
Auch die Chirurgen in Weißenburg operieren die Galle überwiegend minimalinvasiv: in Vollnarkose mit der sogenannten Bauchspiegelung, bei der Instrumente durch ein bis vier kleine Schnitte in den Bauchraum eingeführt werden. "Wenn die Anatomie unklar wird, muss man auf eine offene Operation umsteigen", erklärt Ghidau. Das sei nur in Einzelfällen nötig.
Die detaillierten Ergebnisse des Klinikchecks werden hier veröffentlicht.
Auch Patienten, die schon mehrere Bauchoperationen hatten, eignen sich manchmal nicht fürs Schlüsselloch-Verfahren. Neuere Varianten, bei denen kosmetisch narbenfrei durch natürliche Körperöffnungen wie die Vagina operiert wird, stellt Ghidau zurück: "Ich halte wenig davon, ein anderes Organ kaputtzumachen."
Transparentes Klinikranking
Das NZ-Klinikranking will dazu beitragen, den Patienten die besten Kliniken aufzuzeigen und zugleich das Qualitätsbewusstsein bei den Krankenhäusern zu schärfen. Dass dies bereits gelungen ist, zeigt sich an einzelnen Kliniken, die die aktuellen Ergebnisse Woche für Woche gemeinsam mit den Fachärzten auswerten. Auch niedergelassenen Medizinern, die oft nicht die Zeit haben, sich in ausführliche Qualitätsberichte einzulesen, will das Projekt Hilfestellung geben, die jeweils beste Klinik für ihre Patienten zu finden.
PD Dr. Martin Emmert von der Universität Erlangen-Nürnberg betont, dass im Vergleich zu anderen Rankings wie der Focus-Ärzteliste oder dem FAZ-Ranking "Deutschlands beste Krankenhäuser" die Vorgehensweise beim NZ-Klinikcheck von jedem Interessierten einsehbar und nachvollziehbar ist. "Wir sind zu 100 Prozent transparent", sagt Emmert.
Die nächste Folge am Samstag, 31. Oktober, beschäftigt sich mit Herzkatheter-Eingriffen.
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