Problemfall Prostata: Neustadt liegt beim NZ-Klinikcheck vorn

6.7.2019, 05:55 Uhr

Das gutartige Prostatasyndrom (BPS) ist eine verbreitete Alterserscheinung bei Männern. Dass die Drüse, die zwischen Blase und Penis liegt, im Lauf des Lebens wächst und irgendwann die Harnröhre einengt, ist normal. Vermutlich sind hormonelle Veränderungen schuld. Bei Männern über 70 sind bis zu zwei Drittel betroffen; schätzungsweise 40 Prozent haben nennenswerte Beschwerden. Zum häufigen Harndrang kommt das Gefühl, die Blase nicht ganz entleeren zu können. Handlungsbedarf besteht auf jeden Fall im fortgeschrittenen Stadium, wenn es durch ständigen Harnstau zu Entzündungen oder Nierenproblemen kommt.

Für eine Operation gibt allein die Größe der Prostata aber nicht den Ausschlag, betont Dr. Joachim Schubert. "Viele Männer kommen mit einer vergrößerten Prostata jahrelang gut zurecht. Dagegen kann auch eine kaum vergrößerte Drüse das Wasserlassen schon einschränken." Der niedergelassene Urologe leitet mit seinem Kollegen Dr. Jörg Berfelde die urologische Belegabteilung der Landkreiskliniken Neustadt-Bad Windsheim. Wenn Medikamente gegen die Prostatabeschwerden nicht mehr helfen oder nicht vertragen werden, empfehlen sie die Operation.


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Im regionalen Vergleich von neun Krankenhaus-Standorten im Großraum Nürnberg, die eine operative Verkleinerung der Prostata anbieten, zeigt die Klinik Neustadt in der Untersuchung der Universität Erlangen-Nürnberg die beste Behandlungsqualität. Danach folgen das Klinikum Fürth, das Klinikum Nürnberg und das Klinikum Neumarkt.

Die Urologen wählen in Neustadt für ihre jährlich rund 150 Eingriffe zwei minimalinvasive Standardverfahren. Bei drei Vierteln der Patienten tragen sie das überschüssige Gewebe durch die Harnröhre mit einer bipolaren Elektroschlinge ab. Die übrigen Männer werden mit dem Greenlight-Laser operiert. Eine geringe Rate an Nachblutungen und Bluttransfusionen zählt zu den Qualitätskriterien in der Auswertung von Krankenhausdaten der AOK, welche dem NZ-Klinikcheck zugrunde liegen. Kliniken schnitten außerdem desto besser ab, je weniger Nachoperationen, Infektionen oder Harnabflussstörungen sie verzeichneten. Männer müssten sich vor diesem Eingriff nicht fürchten, sagt Schubert. Die Komplikationsraten seien äußerst gering, bei normalem Verlauf können die Patienten nach drei bis vier Tagen entlassen werden.

Bei leichten Prostata-Beschwerden kann sich ein Versuch mit pflanzlichen Mitteln lohnen. Die Wirksamkeit solcher rezeptfreien Präparate mit Inhaltsstoffen etwa aus Sägezahnpalmen oder Brennnesselwurzeln ist nicht erforscht; wenn doch, zeigten sie keinen Erfolg. Manchen Männern scheinen sie trotzdem zu helfen. Gute Effekte bringen dagegen die offiziellen Medikamente, die vor allem die Blasenmuskulatur entspannen.


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Das Ranking

Gesundheitswissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg haben das Ranking aus öffentlich zugänglichen Daten der Kliniken für die gesetzliche Qualitätsmessung, aus Auswertungen der AOK, Fallzahlen und Patientenbewertungen erstellt. "Ziel unseres Projekts ist es, die Versorgungsqualität in der Region insgesamt anzuheben", erklärt PD Dr. Martin Emmert, der verantwortliche Wissenschaftler am Nürnberger Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement. In den USA hätten ähnliche Ranglisten Kliniken zu Verbesserungen anregen können. Auch könnten niedergelassene Ärzte damit ihre Patienten gezielter beraten. Die Krankenhäuser, die wir bei der Prostata-Verkleinerung erfasst haben, sehen Sie hier auf der Karte:

Im NZ-Klinikcheck (er geht in diesem Jahr in die vierte Runde) schneiden die Kandidaten bei den betrachteten Behandlungsarten ganz unterschiedlich ab. Große, kleine oder spezialisierte Häuser können im Wechsel punkten. Für Emmert ist das ein wichtiges Ergebnis: "Wir möchten die Menschen dafür sensibilisieren, dass man sich nicht nur generell über ein Krankenhaus informieren sollte, sondern dass es deutliche Unterschiede je nach Fachgebiet geben kann."

Obwohl das Ranking zur Krankenhauswahl beitragen könne, dürfe es nicht die einzige Informationsquelle sein, rät Martin Emmert. "Es ist natürlich weiterhin wichtig, dass Patienten mit ihrem Arzt darüber sprechen und gemeinsam entscheiden."

Details, Tabellen und Hintergründe zum Forschungsprojekt Klinikcheck finden Sie hier:

http://www.gm.rw.fau.de/forschung/projekte/laufende-projekte/qualitaetsberichterstattung/

Die ausführliche Berichterstattung finden Sie in der Printausgabe der Nürnberger Zeitung. Verpassen Sie keine Folge und sichern Sie sich Ihr Klinikcheck-Abo: https://www.nordbayern.de/abo/abo-angebote/das-abo-zum-nz-klinikcheck-keine-folge-verpassen-1.7482540

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