Randale in Ankerzentrum: Versuchte Tötung an Polizisten?
11.12.2018, 16:31 UhrEs sind martialische Bilder. Fast 100 Polizisten riegeln das Bamberger Ankerzentrum für Asylbewerber im Osten der Stadt ab. Ein Polizeiwagen reiht sich an den nächsten, die Stimmung ist aufgeheizt. Hier, in einer der größten Flüchtlingsunterkünfte Nordbayerns, eskalierte am Dienstagmorgen gegen 0.45 Uhr ein Einsatz wegen Ruhestörung. Bereits die erste Streife sei mit schweren Steinen attackiert worden, so skizziert das Präsidium Oberfranken das, was in Bamberg geschah. Auch deshalb habe man massiv Kräfte auch aus umliegenden Regierungsbezirken zusammengezogen. Die mutmaßlichen Täter - acht Männer aus Eritrea - verbarrikadierten sich in einem der Wohnhäuser.
Plötzlich lodern dort Flammen auf. Die Ursache ist nach wie vor unklar, Brandfahnder gehen aber davon aus, dass das Feuer vorsätzlich durch die Bewohner selbst gelegt wurde. Neben Experten des Landeskriminalamtes (Lka) war am Dienstag auch ein speziell ausgebildeter Polizeihund im Einsatz. Wegen dem Rauch stürmten die Verdächtigen aus dem Haus und wurden dort von der Polizei festgenommen. Ein weiterer Mann flüchtete zunächst, konnte aber wenig später in einem Nachbargebäude von Spezialeinheiten überwältigt werden. Bei dem Feuer verletzten sich zehn Bewohner der Unterkunft leicht, sie atmeten Rauchgase ein. Der Schaden dürfte bei rund 100.000 Euro liegen.
Die Ermittlungen laufen - unter anderem wegen Landfriedensbruch. Gegen vier Männer erhärtete sich im Laufe des Dienstags der Tatverdacht. Ihnen wird schwere Brandstiftung vorgeworfen, außerdem ermittelt die Polizei wegen "versuchter Tötungsdelikte zum Nachteil von Polizeibeamten", wie es das Präsidium Oberfranken formuliert. Die Hauptverdächtigen werden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft bereits am Mittwoch einem Ermittlungsrichter vorgeführt.
Seit dem Vorfall nimmt die Polizei das Ankerzentrum in Beschlag. Bis zum späten Vormittag sicherten Kräfte der Spurensicherung Beweise. Beamte aus Bamberg durchkämmten mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei mehrere Gebäudekomplexe. "Ziel dieser präventiven Maßnahmen war es zum einen, die Identität der dort aufhältigen Personen festzustellen und zum anderen, einer Gefährdung anderer Bewohner sowie des im Ankerzentrum tätigen Personals vorzubeugen", teilt das Präsidium Oberfranken mit. Dabei habe man Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz festgestellt, außerdem mögliches Diebesgut gefunden.
Aktuell sind laut der Regierung von Oberfranken mehr als 1200 Menschen in dem Ankerzentrum untergebracht, rund 176 stammen aus Eritrea. Sie haben seit dem Friedensschluss mit Äthiopien nur noch eine geringe Bleibeperspektive, Experten sprechen auch deshalb von einer aufgeheizten Situation in den Unterkünften. Die Anfang August bayernweit gestarteten Ankunfts-, Entscheidungs- und Rückführungszentren (Anker) sind in Bayern durchaus umstritten. Kritiker sprechen von "Massenlagern", von Ausgrenzung. Die Staatsregierung erhofft sich durch die Bündelung verschiedener Behörden deutlich effizientere Verfahren.