Professor macht Vorschlag
Revolution bei Kfz-Kennzeichen? Diese Orte in Franken und Bayern sollen eigene Kürzel bekommen
12.10.2024, 18:18 UhrN für Nürnberg, FÜ für Fürth und den Landkreis, M für München: Viele Kennzeichen aus der Region sind den meisten Autofahrerinnen und Autofahrern geläufig, sind die Buchstabenkombinationen doch auch gerne mal Gegenstand der einen oder anderen Bemerkung, die einem beim Autofahren - insbesondere dann, wenn die Gemüter erhitzt sind - herausrutschen. Doch sagen Ihnen die Kürzel ZIR, HZA oder NÄS was?
Kennzeichen haben in Deutschland lange Tradition: 1896 wurde hier erstmals ein Kfz-Kennzeichen an einem Auto befestigt, seit 1906 gibt es eine bundesweit einheitliche Regelung. Nach mehreren Änderungen gibt es seit der Wiedervereinigung 1990 ein weitgehend unverändertes System, das zwei verschiedene Elemente vorsieht. Am Anfang steht das Unterscheidungszeichen bestehend aus einem, zwei oder drei Buchstaben, danach folgt eine Erkennungsnummer aus einem oder zwei Buchstaben sowie einer bis vier, abweichend auch bis zu sechs, Ziffern. Mit dieser Kombination können Kennzeichen eindeutig identifiziert und durch den ersten Teil sogar regional zugeordnet werden.
Diese Städte in Bayern wären betroffen
Diese regionale Zuordnung sorgt in manchen Fällen für Probleme. Die Stadt München hatte 2023 neben dem bekannten "M" auch ein zweites Unterscheidungs-Kennzeichen an den Start gebracht. "MUC" soll mehr Kombinationen bieten und möglichen Engpässen vorbeugen. Für Prof. Dr. Ralf Bochert von der Hochschule Heilbronn ist das nur der Anfang: Der Professor für Destinationsmanagement schlägt vor, 320 neue Ortskennungen für ganz Deutschland einzuführen. In seinem Forschungsprojekt "Kennzeichenliberalisierung" sieht Bochert für die betroffenen Städte und Gemeinden ein "wichtiges Stadtmarketinginstrument ohne jeglichen finanziellen Aufwand" - denn die Herstellung der Kennzeichen wird in Deutschland von den Autofahrerinnen und Autofahrern bei der Anmeldung des Fahrzeugs bezahlt.
"Es ist ein kleines, aber nettes Thema", erklärt Bochert auf der Homepage der Hochschule. Er wisse, dass Kommunen größere Sorgen haben, glaube aber, dass es hier "ums Herz, um Identifikation und um Heimat" gehe und es "nur Gewinner" gebe. In einer ausführlichen Liste schlägt der 51-Jährige gleich 320 Orte vor, die für neue Kennzeichen in Frage kämen. Darunter sind auch 20 Städte aus Bayern:
- Gauting (GAT)
- Geretsried (GRD)
- Germering (GMR)
- Gersthofen (GEH)
- Haar (HAA)
- Herzogenaurach (HZA)
- Karlsfeld (KFD)
- Königsbrunn (KÖB)
- Neufahrn bei Freising (NFA)
- Neusäß (NÄS)
- Olching (OLC)
- Ottobrunn (OTB)
- Puchheim (PUC)
- Senden (SEN)
- Traunreut (TRT)
- Unterhaching (UHA)
- Unterschleißheim (USH)
- Vaterstetten (VAT)
- Waldkraiburg (WKB)
- Zirndorf (ZIR)
Kritik aus der Politik
Doch wie realistisch ist es, dass der Vorschlag Bocherts tatsächlich umgesetzt wird? Seit einer Reform im Jahr 2012 sind mehr als 300 Kommunen wieder zu ihren Alt-Kennzeichen zurückgekehrt, so zum Beispiel "HEB" für den Landkreis Hersbruck oder den Teilkreis Hersbruck im Landkreis Lauf an der Pegnitz oder im Landkreis Nürnberger Land. Ähnlich wie damals glaubt Bochert, dass viele Länder einen Antrag auf Wunsch eines Bezirks oder Kreises stellen würden.
Kritik für die Idee kommt indes vom Deutschen Landkreistag. Präsident Achim Brötel (CDU) hält den Vorschlag für überflüssig. "Es gibt wesentlich dringlichere Probleme, Herausforderungen und Zukunftsfragen für unser Land, die unsere gesamte Aufmerksamkeit und Kraft erfordern", sagte Brötel der "Deutschen Presseagentur" gegenüber. Anders als bei den Alt-Kennzeichen, bei denen es eine "nostalgische Reminiszenz" gebe, sei Bocherts Vorschlag nun "etwas völlig Neues" - verbunden mit einem "unnötigen Mehraufwand" ohne Mehrwert.
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