Challenge Roth verschoben: Kollidiert Event mit Baustellen?

16.2.2021, 16:16 Uhr
Challenge Roth verschoben: Kollidiert Event mit Baustellen?

© Foto: Salvatore Giurdanella

Der weltweit beliebteste Langstrecken-Dreikampf ist ein Fixpunkt im Kalender, der nicht nur persönlich Beteiligte bindet, sondern privaten Vermietern Stammgäste beschert, Gastronomen, Handwerkern und Einzelhändlern eine umsatzreiche Woche und der ganzen Bevölkerung einen Ausnahmezustand.

Der dokumentiert sich allein schon in der Tatsache, dass es normalerweise keine Straßenbaustellen gibt, die dem Challenge hinderlich wären – schon gar nicht entlang der Radstrecke.

Gerade da ist der September-Termin geeignet, mit vier Großbaustellen entlang der Radstrecke zu kollidieren, die erst im vergangenen Jahr eine neue Route bekommen sollte. Das Dorner-Eck in Thalmässing und die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt von Unterrödel. Am Kränzleinsberg werden derzeit Rodungen durchgeführt.

Der Anstieg, für Radler eine sportliche Herausforderung, soll verkehrssicherer gemacht und die Steigung geschliffen werden. Als Baubeginn ist Mitte Juli avisiert. Die Brücke in Eckersmühlen, ein Abschnitt an der legendären Biermeile, soll zwischen Juli und Oktober hergerichtet werden.

"Asphaltschicht ist schnell verlegt"

"Dieses Thema bleibt spannend", sagt Andreas von Dobschütz, beim Straßenbauamt in Nürnberg für den Landkreis Roth zuständig. Er meint damit sowohl, ob der Challenge-Termin Anfang September gehalten werden, als auch wie er gegebenenfalls mit dem Großereignis koordiniert werden kann. Fakt ist: "Hauptsächlich in den Sommerferien finden die Baumaßnahmen statt."


5. September statt 4. Juli: Challenge Roth wird verschoben


Was Kränzleinsberg und Eckersmühlen angeht, sieht von Dobschütz nicht unbedingt schwarz. Zum einen sind die Aufträge noch nicht vergeben, man könne mit den dann ausführenden Firmen also schon noch über den Zeitplan verhandeln. Zum anderen seien Provisorien denkbar: "So eine Asphaltschicht ist schnell verlegt." Allerdings bleibt die Frage, ob sich mit der Verschiebung die Gesamtsituation ändert.

Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl ist bislang davon ausgegangen, dass Unterrödel und der Kränzleinsberg ab 13. Juli Großbaustellen mit Vollsperrung sind. Dass man am Ablauf der Baustelle noch etwas ändern kann, ist ihm klar, er gibt aber zu bedenken, dass bei einer kompletten Verschiebung "zwei Monate fehlen, um die Baumaßnahme winterfest zu machen".

Sicher ist sich der Bürgermeister: "Selbst wenn der Challenge am 5. September kommt, wird er nicht so sein wie in den letzten Jahren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man am Solarer Berg zu so einem Massenereignis kommt, wie wir es in den letzten Jahrzehnten durchgängig erlebt haben."


Kränzleinsberg: Beharrlichkeit zahlt sich aus


Die Verlegung in den Herbst hält Mahl, von den straßenbaulichen Rahmenbedingungen abgesehen, für einen nachvollziehbaren Schachzug. Nach dem Sommer sind die Chancen größer, dass Veranstaltungen durchgeführt werden dürfen.

Da ist er als Stadtoberhaupt mitten in der Materie: "Wir überlegen momentan selbst, wie und in welchem Rahmen wir kulturelle Veranstaltungen und regionale Feste aufziehen können". Und da hat es die Stadt Hilpoltstein mit dem Burgfest ja auch mit einem Hochkaräter zu tun.

Ganz andere Corona-Zeiten

Landrat Herbert Eckstein hat beim Blick auf den September erst einmal ein Jahr zurückgeblättert: "Am 8. September 2020 hatten wir einen Inzidenzwert von 6,3." Da setzte der Fußball-Verband gerade die Staatsregierung unter Druck, den Punktspielbetrieb freizugeben. "Da sieht man, wie schnell vergänglich alles ist", sinniert der Kreischef.

Zu einer Vorhersage, in welcher Form und Größenordnung so ein Ereignis stattfinden kann, will er sich deshalb nicht verleiten lassen: "Das hängt von so vielen Dingen ab, welche Inzidenz haben wir da, welche Zuständigkeiten gelten, wie verhält sich das mit den Impfungen?"

Als Schirmherr des Landkreislaufes hat Eckstein vergangenes Jahr selbst durchlebt, was es heißt, die Durchführung einer beliebten Sportveranstaltung in der Schwebe zu halten und dann doch viele Leute enttäuschen zu müssen. Die Initiative von Sportdirektor Felix Walchshöfer, den Challenge auf einen wahrscheinlicheren Termin zu verlegen, begrüßt er: "Das ist ein Zeichen der Hoffnung für manche Leut‘".

Er ist sich auch sicher, dass für die Verantwortlichen der Schutz der Menschen immer das Wichtigste bleibt: "Sie verwenden viel Sorgfalt und sind um ein gutes Hygienekonzept bemüht." Der Familie Walchshöfer attestiert er eine faire und offene Art: "Die hat noch nie moralischen Druck ausgeübt." Der Lohn kam voriges Jahr bei der Absage von den Athleten zurück: "Sie hat voriges Jahr viel Solidarität erlebt."


Veranstaltungen: Was uns 2021 (vielleicht) zu bieten hat


Der Leiter des Tourismusbüros am Landratsamt, Jörg Ruckriegel, unterfüttert diese Solidarität mit Fakten: Für die traditionelle Challenge-Woche Anfang Juli sind die Beherbergungsbetriebe im Landkreis ausgebucht, obwohl momentan ja nicht einmal sicher ist, ab wann wieder Gäste aufgenommen werden dürfen.

Nun hofft man, dass die Sportler trotzdem kommen, zum Beispiel, um ein Trainingswochenende einzulegen. Im vergangenen Jahr tummelten sich trotz Challenge-Absage auffällig viele Briten und Niederländer im Landkreis.

Mit der Verschiebung des Rennens beginnt für das Tourismus-Büro ein eigenes Langstreckenrennen. "Wir bemühen uns zu eruieren, wer Kapazitäten frei hat", so Ruckriegel. Leicht dürfte das nicht werden. Denn der 5. September fällt noch in die Ferienzeit – und da haben bereits viele Stammgäste gebucht.

In der Rother Stadtverwaltung sieht man hier keine unlösbaren Probleme, da viele Athleten privat untergebracht würden. In allen anderen Fragen rund um den Challenge (Baustellen, Infektionsschutz) verweist man auf Landratsamt, Staatliches Bauamt oder Team Challenge. Immerhin reißt man sich zu der Aussage hin, sich sehr zu freuen, sollte der Challenge stattfinden können, man sei bereit, städtische Baustellen entsprechend zu planen.

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