Erklärt von denen, deren Zukunft es betrifft
"Fast Fashion": die Schattenseite der Mode
10.8.2021, 15:04 Uhr„Das Thema Klima- und Umweltschutz befindet sich in einem starken gesellschaftlichen und politischen Wandel“, schreibt das junge Quintett selbst. „Umweltorganisationen und Ölkonzerne liefern sich einen juristischen Schlagabtausch vor internationalen Gerichten, bedeutende Industrienationen überbieten sich mit Klimazielen, und ökologisch nachhaltige Politik entwickelt sich zum allgemeinen Konsens.“
Allerdings sind aus Klimawandel und Umweltverschmutzung resultierende Probleme der Erfahrung der fünf Schüler zufolge „für viele schwer vorstellbar und wirken sehr theoretisch“. So seien gerade Regionen wie der Landkreis Roth und die Stadt Schwabach eher selten Opfer von Naturkatastrophen, Dürren oder steigendem Meeresspiegel. „Um diesem komplexen und vielseitigen Thema seinen abstrakten Charakter zu nehmen, beschreiben wir in unseren Artikeln regionale Sachverhalte und Probleme“, erklären die fünf Teenager.
Unsere Kleidung: Schnell und schmutzig
Umwelt- und Klimaschutz ist heutzutage in nahezu jedem Lebensbereich ein großes Thema und betrifft jeden. Unter anderem in der Automobilbranche, bei der Auswahl von Lebensmitteln und auch beim Reisen achten die Menschen zunehmend auf Umweltfreundlichkeit. Der Aspekt der Kleidung und vor allem der sogenannten Fast Fashion (wörtlich „schnelle Kleidung“) wird in der Debatte über Nachhaltigkeit jedoch oft vernachlässigt.
Der Begriff „Fast Fashion“ beschreibt in großen Mengen, sehr günstig und vor allem ständig neu produzierte Kleidung. Große Kleidungskonzerne setzen seit einigen Jahren vor allem auf die Quantität ihrer Produkte: Jedem aktuellen Trend folgt eine neue Kollektion. Die Qualität dieser Produkte ist dabei nebensächlich, denn um jedem neuen Trend zu folgen, steht der Grundsatz „je billiger, desto besser“ bei den meisten Kunden im Vordergrund.
Dieser Gedanke führt zu einem enormen Überkonsum an Kleidung – und daraus folgend zu rund 40 Prozent ungetragener Kleidung im eigenen Kleiderschrank. Diese „Wegwerf-Einstellung“ wird durch den geringen Preis noch verstärkt, denn durch die schlechte Qualität ist ein langes Tragen der Kleidung kaum möglich.
Jedes fünfte Teil landet im Müll
Auf diese Weise entsteht eine gewaltige Menge an Abfall, die durch die unverkauften Produkte im Geschäft weiter erhöht wird. Ungefähr jedes fünfte Teil wird nicht verkauft und landet am Ende im Müll.
Jedoch beginnen die Probleme nicht erst bei der Entsorgung. Allein die Rohstoffbeschaffung für die Produktion der Kleidung ist eine gewaltige Belastung für die Umwelt.
Unterschieden wird bei der Produktion zwischen Natur- und Chemiefasern. Wie der Begriff „Chemiefasern“ schon andeutet, besteht die aus diesen Materialien hergestellte Kleidung aus chemischen Stoffen. Die bekanntesten Beispiele hierfür sind Polyester oder Elasthan.
Für die Herstellung dieser Fasern wird hauptsächlich Erdöl, Erdgas, Steinkohle und Kalk verbraucht. All diese natürlich vorkommenden Rohstoffe sind jedoch nicht unbegrenzt vorhanden, und durch die Produktion von Kleidung werden die Vorkommen erschöpft.
Zudem gelangen durch die Produktion und das Waschen der Chemiefasern ausgewaschene Mikroplastik-Partikel und andere chemische Stoffe ins Grundwasser und belasten so die Umwelt und die Gesundheit der Menschen in der Umgebung. Dieses Problem besteht hauptsächlich in Entwicklungsländern, da die möglichen, aber teuren Filteranlagen häufig nicht benutzt oder überhaupt eingebaut werden, weil sie den Preis der Kleidung anheben würden.
Baumwolle kaum besser als Kunststoff
Für das Grundwasser ist jedoch nicht nur das Mikroplastik ein Problem, sondern genauso die bei der Produktion von Naturfasern verwendeten Pestizide und Insektizide. Naturfasern bestehen hauptsächlich aus Baumwolle, die für die Umwelt zwar weniger schädlich ist als chemische Fasern, jedoch beim Anbau einen besonderen Schutz vor Schädlingen durch Pflanzenschutzmittel benötigt.
Grundsätzlich sind der Verbrauch von Wasser und der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid beim Anbau, der Reinigung und auch der Weiterverarbeitung von Baumwolle sehr hoch. Dabei werden pro Kilogramm Baumwollfasern etwa 11.000 Liter Wasser verbraucht und 50 Kilogramm Kohlendioxid produziert.
Um diese Probleme zu verringern oder sogar zu lösen, muss sich das Kauf- und Konsumverhalten der Menschen grundlegend ändern. Beispielsweise könnte man anstelle von „Fast Fashion“-Produkten „Fair Fashion“-Marken bevorzugen und dadurch Qualität der Quantität vorziehen. Hochwertigere Kleidung ist zwar etwas kostspieliger, geht jedoch seltener kaputt, lässt sich leichter reparieren und belastet das Grundwasser beim Waschen der Kleidung weniger mit Chemikalien.
„Fair Fashion“ aus dem Kaufhaus Regenbogen
Eine weitere Möglichkeit sind gebrauchte Waren. Um sie zu finden, gibt es im Internet viele verschiedene Möglichkeiten, ebenso auf diversen Flohmärkten oder im örtlichen Second-Hand-Laden.
Ein Beispiel ist auch das zum „Werkhof Regenbogen“ gehörende „Kaufhaus Regenbogen“ in Roth. Diese Einkaufsmöglichkeit für nachhaltige, da gebrauchte Kleidung, scheinen bereits etliche Menschen zu nutzen. Martina Liss, die Geschäftsleiterin des Kaufhauses, erklärt jedenfalls, sie könne sich trotz der Corona-Situation nicht über mangelnde Nachfrage beklagen. Und auch Angebot gebe es definitiv genug.
Dabei seien es häufiger Menschen im älteren Lebensalter, die ihre Kleidung aufgäben, so die Erfahrung von Liss. Jedoch würden Menschen in nahezu jedem Alter im Kaufhaus Regenbogen einkaufen.
Vollständig vermeiden lässt sich „Fast Fashion“ wohl nicht. Jedoch ist der Anteil deutlich reduzierbar, und die möglichen Maßnahmen dagegen sind auch für jeden Geschmack und Geldbeutel umsetzbar.
In den weiteren Teilen ihrer Serie zu Umwelt- und Klimaschutz wollen sich Lana Löw, Hanna Schmidt, Selma Meier, Lea Meier und Fabian Friedrich unter anderem mit den Themen Müll, Waschmittel, Ernährung, Erneuerbare Energien, Klimawandel und Wald, Nachhaltigkeit regionaler Unternehmen sowie bedrohte Tierarten in Mittelfranken beschäftigen.