Trotzdem ein cooles Team: Ihr habt Videos produziert, Bücher geschrieben, die Charts gestürmt, habt Preise eingeheimst, seid im Fernsehen bei Harald Schmidt und Stefan Raab aufgetreten... - warum ging das Projekt "Y-Titty" 2015 in die Brüche?
Laude: Wir hatten uns in den Kopf gesetzt, von der Comedy leben zu können. Dieses Ziel war erreicht und wir spürten intuitiv, dass wir den Spaß an der Sache unterwegs verloren hatten.
Immer öfter stand das Marketing im Vordergrund, die Unbeschwertheit war weg.
Mit 78 zum Youtuber geworden
Was machen die anderen beiden heute? Noch Kontakt?
Laude: Ja! Es ist toll, dass wir’s bis heute geschafft haben, Freunde zu bleiben.
Oguz hat eine Marketing-Agentur gegründet, TC beschäftigt sich auf Instagram mit Nachhaltigkeit.
Und wie ging’s nach der Trennung für dich persönlich weiter?
Laude: Ich wollte ja immer in Richtung Schauspiel, Richtung Film gehen – da kam die Kinoproduktion "Bibi und Tina", in der ich den Urs spielen durfte, genau richtig.
Eine gute Erfahrung für mich, weil ich gemerkt habe: Ey, die Welt ist tatsächlich noch größer als "Y-Titty"! Wir waren ja in einem Tunnel, in unserer YouTube-Bubble während dieser Zeit.
Der Film hat mir echt die Augen geöffnet, dass es noch so viel mehr gibt. Und Schauspiel ist wirklich etwas, das mich erfüllt.
YouTuber aus Franken: Y-Titty hören endgültig auf
Deshalb also das ARD-Projekt. Parallel dazu wandelst du aber mittlerweile auch auf analogen Pfaden, wie man hört ...
Laude: Die digitale Welt ist und wird Teil von mir bleiben. Aber was ich inzwischen immer weniger mag, ist das ständige Urteilen und Bewertet werden wie auf Instagram. Ich find’s nicht gut, auf welche Weise die Plattform mittlerweile genutzt wird. Da driftet alles weg von der Kreativität hin zum bloßen Marketing.
Das Schöne an der Stand-up-Comedy ist: deine Likes sind die Menschen, die vor dir sitzen. Vor zwei Jahren hab’ ich angefangen, in Berlin auf offenen Bühnen aufzutreten. Manchmal vor zehn, 15 Leuten, die mich oft überhaupt nicht lustig fanden – so was ist hart! Du denkst, du stirbst.
Man nennt das in der Szene ,Bombing’. Da lernst du echt, wo deine Schmerztoleranzgrenze liegt. Aber mein Gedanke war der: Wenn ich richtig Comedy machen will, brauch’ ich das nötige Handwerkszeug, um Menschen zum Lachen zu bringen. Und zwar in echt.
Hört sich an, als wärst du mit deiner Zielgruppe zusammen erwachsen geworden?
Laude: Ja, die "Y-Titty"-Fans sind älter geworden. Und die Influencer von heute – das sind nicht mehr die Jungs von damals, die rumlaufen, Spaß haben und einfach sind, wie sie sind. Das ist alles Lifestyle, Business.
Oh, oh, erwischt: Gereifter YouTuber schimpft über die Jugend von heute. So muss das … (lacht).
Zur Person: Philipp "Phil" Laude wurde 1990 in Kappeln geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Hilpoltstein. Hier gründete er zusammen mit Matthias Roll (TC) und Oguz Yilmaz (OG) das YouTube-Trio "Y-Titty", das bis 2015 viel beachtete Erfolge im Bereich Comedy feierte. Nach Auflösung der Gruppe spielte Laude eine Rolle in Detlev Bucks Kinofilm "Bibi und Tina. Mädchen gegen Jungs" an der Seite von bekannten Schauspielern wie Charly Hübner oder Katharina Thalbach. Auch zum Soundtrack steuerte er zwei Songs bei. Danach gründete der Deutsch-Österreicher seinen eigenen YouTube-Kanal "Phil Laude", auf dem er seit 2017 regelmäßig Videos veröffentlicht. Hier entstanden auch seine Charaktere Alman, Quarantäne-Klaus oder BWL-Maxi.
Netflix und Prime Video im März: Diese Serien und Filme sind neu
Aktuell hat der Channel fast eine Million Abonnenten und gehört zu "funk", dem Online-Netzwerk von ARD und ZDF. Unterm Pseudonym Yung Larry brachte er mit seinem Freund Pesh Ramin mehrere Songs heraus. Mit ihm veröffentlicht er seit November 2019 auch wöchentlich den Podcast "Deep und Dumm". Seit 2017 versucht sich Laude zudem als Stand-up-Comedian. Er lebt in Köln.