Ortstermin bei "Traktortour" des BBV
Heimat zum Knabbern: Bayern erste regionale Kartoffelchips kommen aus Franken
7.9.2021, 12:31 Uhr„Dass wir so schnell ausverkauft sein würden, das war ein große Überraschung für uns“, sagen Birgit und Heiko Bernreuther. Als erstes und einziges Unternehmen in ganz Bayern bietet das Landwirts-Ehepaar aus dem Abenberger Ortsteil Chips aus heimischen Kartoffeln an.
Allerdings müssen die Fans der Chips vom Bauernhof nicht lange warten. Die nächsten drei Tonnen befinden sich bereits in der Verarbeitung. Übrigens in einer besonders schonenden: Das Partnerunternehmen der Bernreuthers ist ein Start-Up bei Osnabrück. Dort wird ein Verfahren angewandt, das die dünnen Kartoffelscheiben im Vakuum bei geringerer Öl-Temperatur als herkömmlich frittiert. Das Ergebnis: Chips mit weniger Fett und geringerem Acrylamidgehalt.
Dass sie bunt sind, ist auf die Vielfalt der Bernreuther-Kartoffeln zurückzuführen. Auf 20 Hektar bauen sie zwölf Sorten an. „Darunter auch rot- und blaufleischige“, erklärt Heiko Bernreuther. Die jährliche Erntemenge über alle Sorten hinweg liegt zwischen 800 und 1000 Tonnen.
Seit Pfingsten besucht der Bayerische Bauernverband innovative Landwirte in ganz Bayern. Die „Traktortour“ unter dem Hashtag #EssenAusBayern soll das Bewusstsein für regional erzeugte Lebensmittel stärken und ihre Vermarktung unterstützen.
Werbung mit dem Traktor
Der Abstecher in den Südwesten des Landkreises Roth hat die Traktor-Reise durch Mittelfranken abgeschlossen. In den kommenden Wochen geht es weiter nach Oberbayern. Motto im gesamten Freistaat: „Dein Einkauf von heute entscheidet über dein Essen von Morgen.“
Bei Familie Bernreuther hat der Kartoffelanbau Tradition. Schon der 70-jährige Georg Bernreuther hat ab 1974 auf die „tolle Knolle“ gesetzt. Von 1987 bis 2002 war er Chef des Bayerischen Erzeugerrings. Bis heute ist der Dürrenmungenauer Hof ein Auswahlbetrieb für „Landessortenversuche“ . Dabei handelt es sich um die Prüfung einzelner Sorten auf Ertrag und Qualitätseigenschaften in den verschiedenen Anbaugebieten Bayerns. Diese Versuchsergebnisse führen dann zu regionalen Anbauempfehlungen.
Heiko Bernreuther ist Vorsitzender der mittelfränkischen Erzeuger und baut auf einigen Hektar Saatkartoffeln für seine Kolleginnen und Kollegen an. 200 Tonnen der Haupternte liefert er an den überregional bekannten Kartoffel-Fertigprodukthersteller Henglein in Wassermungenau.
Viele weitere Tonnen gehen in die Direktvermarktung. Etwa ein Dutzend Hofläden haben die gelben, roten und blauen Kartoffeln der Bernreuthers im Angebot. Unmittelbar vom Hof wird ebenfalls verkauft. „Bei uns kann man jedesmal eine neue Sorte probieren“, sagt Birgit Bernreuther. „Kartoffeln schmecken nämlich nicht alle gleich“, versichert sie.
Heimat zum Knabbern
Die Chips-Idee geht auf die eigene Leidenschaft für die Knabberscheiben zurück. „Wir essen sie gern und haben schon lange überlegt, wie wir sie aus unseren Kartoffeln anbieten könnten“, sagt Birgit Bernreuther. Nach langem Suchen sei man auf das junge Unternehmen in Niedersachsen gestoßen.
Um das gesamte Jahr über gleichbleibende Qualität anbieten zu können, haben die Bernreuthers 2017 investiert. Etwa 700 000 Euro hat die große Kühlhalle gekostet, in der die Kartoffeln bei etwa fünf Grad Celsius auf ihre Vermarktung warten. So können bis in den Juni hinein Kartoffeln des Vorjahrs bei gleichbleibender Qualität geliefert werden. Nach der Ernte der Frühkartoffeln gibt es neue und alte sogar eine zeitlang parallel. „Die Verbraucher können es sich aussuchen.“
Für den Rother Bauernverbands-Chef Thomas Schmidt sind sowohl die Halle als auch der Einstieg in die Chips-Produktion wichtige Schritte, um die bäuerliche Landwirtschaft in der Region zu stärken. Annette Götz betonte die Qualität der Kartoffel: „Sie ist ein wertvolles Lebensmittel mit viel Eiweiß, Spurenelementen und Vitamin C“, erklärt die Kreisbäuerin. Dick mache sie nur, wenn sie mit Sahne, Käse oder Öl verarbeitet wird.
Der Bauernverband will mit seiner Traktortour nicht zuletzt darauf aufmerksam machen, wie abhängig der Freistaat von weltweiten Warenströmen ist. „Corona hat uns deutlich vor Augen geführt, wie wichtig eine funktionierende Landwirtschaft zur Versorgung mit hochwertigen heimischen Lebensmitteln ist“, sagt Bezirksgeschäftsführer Ottmar Braun. „Deshalb sind Bauern systemrelevant“, ist er überzeugt.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen