Die Kunst, Krisen zu meistern

Resilienz: Von den Bäumen lernen

31.10.2021, 06:45 Uhr
Bekanntes Gefühl? Manchmal wird einem alles zu viel... - Resiliente Menschen gehen herausfordernde Situationen mit Struktur und einem zuversichtlichen Blick in die Zukunft an. Gute Nachricht: Das lässt sich lernen, sagt ein Relienz-Coach aus Wendelstein.

© Nicolas Armer/dpa, NN Bekanntes Gefühl? Manchmal wird einem alles zu viel... - Resiliente Menschen gehen herausfordernde Situationen mit Struktur und einem zuversichtlichen Blick in die Zukunft an. Gute Nachricht: Das lässt sich lernen, sagt ein Relienz-Coach aus Wendelstein.

Herr Osterkamp, nach der Wahl ist vor der Wahl. Merkt man auch daran, dass gescheiterte Kandidaten wie Armin Laschet (CDU) nun wieder demontiert werden, Martin Schulz von der SPD ging es nicht besser. Als bekennendes Weichei frage ich mich da immer: Wie halten die Betroffenen das bloß aus? Sie auch?

Es gibt natürlich eine Diskrepanz zwischen dem inneren Gemütszustand und dem Auftreten nach außen. Personen des öffentlichen Lebens haben gelernt, ihre Befindlichkeiten vor anderen zu verbergen – und schaffen das meistens auch ganz gut.

Aber nicht nur Politiker müssen mit Niederlagen umgehen. Das beginnt bei jedem von uns schon im Kleinstkindalter: Als Baby fällt man x-mal auf den Hosenboden, bevor man auf zwei Beinen laufen kann. Niederlagen sind also nicht das Ende der Welt. Es geht darum, mit Herausforderungen umzugehen.

Den Unterschied in Ihrem Beispiel macht vor allem das Publikum. Bei Politikern schauen viele Beobachter ganz genau hin: „Was macht der da?“

Tja, was macht der da? Ralph Edelhäußer, Ex-Bürgermeister der Kreisstadt, sitzt jetzt als Bundestagsabgeordneter in Berlin. Sicher weht dort ein anderer Wind, als im Rother Rathaus. Sie haben in Ihrer Tätigkeit als Coach viel mit führungsaffinen Zeitgenossen zu tun. Wie gehen die mit Kritik um, wie packen sie Herausforderungen und Krisen an? Kurz: Was machen sie anders?

Diese Menschen haben oft eine hohe „Selbstwirksamkeitserwartung“. Das heißt: Sie sind der Überzeugung, bestimmte Kompetenzen zu besitzen, um etwas schaffen zu können.

Ein zweiter Faktor ist ihre „Kontrollüberzeugung“. Das bedeutet, dass sie der Überzeugung sind, eine Herausforderung zu meistern, weil sie sich Ziele setzen, weil sie delegieren oder auf ein Team zurückgreifen können. Weil sie also über ein entsprechendes Instrumentarium verfügen und wissen, wie man es nutzt.

Eine Frage der Gene?

Mit solchen Kompetenzen wird man nicht geboren. Sie zu entwickeln, ist ein dynamischer Prozess, den unterschiedliche Erfahrungen prägen. Auch da ist die Kindheit wegweisend: Wer aus einem eher zögerlichen, pessimistisch eingestellten Elternhaus stammt, hat es sicher schwerer, einen stabilen Glauben an seine eigenen Fähigkeiten aufzubauen, als jemand, der von vornherein positiv geprägt wird.

Bringen wir eine Begrifflichkeit ins Spiel, die gerade sehr prominent ist: „Resilienz“. Sie scheint der Schlüssel zur Bewältigung komplexer Herausforderungen zu sein. Die Vokabel wird inzwischen aber recht willkürlich verwendet, wie mir scheint. Im Radio war neulich von der „Resilienz eines Nationalparks“ die Rede. Ich denke, wir brauchen erstmal Klarheit im Hinblick auf diesen verwässerten Ausdruck!

Ja, ein Wort wie ein Mythos! Aber dieser Begriff ist tatsächlich nichts Einheitliches, er verbindet vielmehr eine Vielzahl von Modellen, die aus den unterschiedlichsten Bereichen stammen.

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