Asyl-Infoveranstaltung: wichtige Fragen und die Antworten
16.9.2015, 08:30 UhrDie geplante Leichtbauwarmhalle für maximal 250 Flüchtlinge soll noch im September aufgebaut werden. Am Montagabend hatte die Stadt Schwabach zu einer Informationsveranstaltung im Sportheim des SC 04 geladen.
Eine Zusammenfassung wichtiger Fragen von Bürgerinnen und Bürgern und die Antworten der Vertreter der Stadt, der Regierung von Mittelfranken und der Polizei:
Wie lange wird das Zelt stehen?
„Auf jeden Fall über den Winter“, erklärte Amelie Strauß, die für die Regierung die Notunterkünfte in Mittelfranken betreut. „Wie es dann weitergeht, lässt sich jetzt noch nicht sagen, weil wir die Flüchtlingszahlen nicht einschätzen können.“
Ist ein Sicherheitsdienst schon während des Aufbaus vor Ort, damit das Zelt „nicht abgefackelt“ wird?
„Um das zu verhindern, wird der Sicherheitsdienst schon während der dreiwöchigen Bauzeit hier sein“, so Amelie Strauß. „Wir sind auch in Kontakt zum Staatsschutz, der bei Hinweisen eingreifen wird.“
Wie lange werden die einzelnen Flüchtlinge in dem Zelt sein?
„Wenige Woche, dann werden sie auf Gemeinschaftsunterkünfte auch in anderen Städten verteilt“, erklärte Strauß.
Werden die Flüchtlinge nach Religionen getrennt?
„Wir berücksichtigen das, soweit es geht. Alleinstehende Frauen werden wir eher nahe der Security unterbringen“, betonte Amelie Strauß.
Stadtrechtsrat Knut Engelbrecht ergänzte: „Die Erfahrung von der Notunterkunft im Alten DG ist, dass die Spannungen gar nicht so groß sind. Die Leute sind alle in der gleichen Situation, und kein Flüchtling will anecken.“
Gehen die Flüchtlingskinder in Kindergärten und Schulen?
„Kinder in Notunterkünften wie diesen sind wegen den wenigen Wochen des Aufenthalts nicht schulpflichtig und besuchen auch keine Kindergärten“, erläuterte Amelie Strauß.
Was machen die Asylbewerber den ganzen Tag, und gibt es Deutsch-Unterricht?
Amelie Strauß: „In Notaufnahmen gibt es Deutschunterricht nur auf ehrenamtlicher Basis. Die Beschäftigung ist schwierig. In anderen Einrichtungen gibt es Spiele oder sogar Yoga. Aber wir können nicht den ganzen Tag Programm machen.“
Ein Sozialpädagoge für 250 Flüchtlinge sei „lächerlich“, so eine Bürgerin. Muss Integration nicht schon in der Notunterkunft beginnen?
„Es war ein harter Kampf, damit wir überhaupt eine Betreuung finanziert bekommen“, so Amelie Strauß. „Schon diese Stelle ist eine Errungenschaft.“
Dürfen die Asylbewerber die Notaufnahmeeinrichtung verlassen und gibt es einen Zeitpunkt, zu dem sie abends im Zelt sein müssen?
„Selbstverständlich dürfen sie auch raus, die Notaufnahme ist kein Gefängnis“, betonte Amelie Strauß. „Die Flüchtlinge sind freie Menschen, die sich frei bewegen können. Da gibt es keine zeitliche Begrenzung. Die sind auch neugierig und freuen sich, wenn sie gegrüßt werden.“
„Die Befürchtungen, dass die Kriminalität durch Flüchtlinge steigt, hat sich nicht bewahrheitet“, stellte Gerhard Zenker von der Polizeiinspektion Schwabach klar. „In Schwabach hatten wir bislang lediglich einige Streitereien mit kleinen Körperverletzungen wie sie auf jeder Kirchweih vorkommen können.“ „Schwierigkeiten haben wir schon mal mit Müllnestern. Aber mit Kriminalität haben wir auch in Nürnberg keine Probleme“, ergänzte Amelie Strauß.
Und OB Matthias Thürauf warnte: „Da sind viele Angstmacher unterwegs.“ Damit spielte er vor allem auf das Internet an. „Deshalb sollte man nicht jede angebliche Information weiterverbreiten.“
Knut Engelbrecht riet: „Wenn es Schwierigkeiten gibt, einfach die Stadt anrufen, bevor sich etwas anstaut.“ Telefon der Kontaktstelle: 860 275.
Wie viele Flüchtlinge muss Schwabach aufnehmen?
„2,6 Prozent der Flüchtlinge in Mittelfranken“, sagte Knut Engelbrecht. „Die genaue Zahl hängt natürlich von der Entwicklung der Flüchtlingszahlen ab. Derzeit sind rund 460 in Schwabach.“
Wie viele Jahre geht das noch so?
Knut Engelbrecht: „Das ist genau die Frage, vor der wir alle stehen.“
Haben wir nicht schon genug Hartz-IV-Empfänger?
Knut Engelbrecht: „Das ist ein Thema, das wir in Schwabach nicht lösen. Diese Diskussion bringt uns vor Ort keinen Schritt weiter.“
Evy Grau-Karg berichtete von ihren Erfahrungen als ehrenamtliche Helferin: „Manche wollen unser Sozialsystem ausnutzen, aber deren Anteil ist sowas von gering. Die meisten sind wirklich in Not. Das sind ganz liebe nette Menschen. Wenn man die Schicksale sieht, da bin ich abends manchmal fix und fertig. Und die Unterbringung in alten Wohnungen oder den Notaufnahmen ist alles andere als luxuriös.“
Wie kann man helfen, etwa durch Kleiderspenden? (Für diese Frage gab es Beifall.)
„Diese Frage freut mich sehr“, sagte Amelie Strauß. Evi Grau-Karg vom Asylcafé erklärte, dass unter anderem Kleider, aber auch Schuhe und Koffer benötigt würden. Spender mögen mit ihr Kontakt aufnehmen: 0175/6451915.
Gibt es Pläne des SC 04 als Nachbar, den Flüchtlingen Angebote zu machen?
„Wir sind von der Situation offen gesagt überrascht“, erklärte Brigitte Halbig von der Vereinsführung, die im Publikum saß. „Wir werden aber mit Sicherheit etwas organisieren, das kann ich versprechen.“
Wird es in einigen Monaten wieder eine solche Informationsversammlung zu dem Thema geben?
„Dazu wird es wohl noch so manche Versammlung geben“, so Knut Engelbrecht. „Aber ich bezweifle, dass dann wieder so viele Bürger kommen“, fügte OB Thürauf hinzu. „Bisher war es so, dass es vorher immer Riesenaufregung gab, aber als die Flüchtlinge dann da waren, hat sich das schnell gelegt.“
Weitere Infos zur Situation in Schwabach auf www.schwabach.de - Stichwort „Asyl“
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