Kiffer am Werk? Hortensien-Klau beginnt wieder
20.12.2013, 08:31 Uhr„Hortensien-Schnitter wieder unterwegs“ heißt es groß auf einem Telefax, das Rüdeger Leppa dem Schwabacher Tagblatt geschickt hat.
Im Garten an seinem Haus in der Königsbergstraße stehen mehrere Hortensien-Büsche. Alle sind beschnitten. Wahllos und willkürlich. Wahrscheinlich ist es Anfang Dezember passiert.
„Bei uns kommt eigentlich nie etwas vor, wir wohnen seit 1980 hier“, sagt Leppa. Aber jetzt ist etwas vorgekommen: Vermutlich nachts sind Hortensien-Diebe in den Garten des Reiheneckhauses eingedrungen und haben Ernte gehalten. Mal fehlen den Büschen ganze Äste, dann wieder nur die Spitzen, wo die verwelkten Blütenstände hingen. Auch die Hortensien des Nachbarn wurden in Mitleidenschaft gezogen.
Und noch in anderen Gärten in Limbach seien die Hortensien-Schneider unterwegs gewesen, weiß Leppa. „Hortensien werden wieder abgeschnitten“, meldet auch Theresia Kosmann aus der Wilhelm-Dümmler-Straße im Eichwasen. „Die wurden einfach aus der Mitte rausgeschnitten“, erklärt sie.
Keine Blütenpracht im nächsten Jahr
Wie Rüdeger Leppa versichert sie, die Blumen keinesfalls selbst geschnitten zu haben. „Die schneidet man doch jetzt nicht ab!“ Sie denkt mit Wehmut zurück an die Zeit, als die Büsche blühten: „Das war ein Hortensien-Jahr heuer. Das war eine Pracht. Und viele!“ Sie fürchtet nun, dass ihre Hortensien im kommenden Jahr nicht mehr richtig blühen.
Sie weiß noch etwas: Der Waldfriedhof soll ebenfalls wieder betroffen sein. Im Frühjahr war der Friedhof quasi „weitgehend hortensienfrei“, wie die Polizeiinspektion Ende März melden musste. Diesmal scheint es allerdings (noch) nicht so schlimm zu sein.
Alte Blüten zum Rauchen
Viele Betroffene erstatten keine Anzeige. So erwarten nicht, dass die Polizei ihnen helfen kann oder gar die Missetäter ermittelt. „Bei uns ist nichts angezeigt worden“, erklärt Erwin Leitner, der Leiter der Polizei-Inspektion Schwabach auf Anfrage. Vor vier bis sechs Wochen habe es in Rohr allerdings zwei Fälle gegeben. Ansonsten sei aktuell nichts bekannt.
Der materielle Verlust ist ohnehin gering. Ein paar Hortensien-Ästchen mehr oder weniger – das spielt wirklich keine Rolle. Selbst wenn die Büsche ausgeschnitten wurden, blühen sie wieder. Allerdings haben die Bestohlenen ein anderes Problem. „Es ist schon beunruhigend, wenn nachts Leute im Garten herumsteigen“, meint Rüdeger Leppa.
Kompletten Kahlschlag haben die Hortensien-Schneider in keinem der bekannten Fälle veranstaltet. Es ist ohnehin noch völlig unklar, was mit den abgeschnittenen Hortensie-Teilen wirklich geschieht. Im Internet kursieren Berichte, wonach die Hortensien als Drogen dienen, als billiger Marihuana-Ersatz. Was genau wie verwendet wird, steht nicht fest: Blätter, alte Blüten, junge Triebe, komplette Stängel, lediglich das Mark, geraucht, gebraut, gekocht und getrunken, gegessen ... ? Niemand kann zuverlässig sagen, wie die Hortensien als Drogen wirken. Allerdings besteht die große Gefahr, dass Hortensien-Konsumenten schwere Vergiftungen erleiden.
Was von den Hortensien wie und in welcher Form als Droge dient und wie es wirkt, wird die breite Öffentlichkeit wohl erst erfahren, wenn einem Hortensien-Giftler einmal so richtig übel wird. So speiübel, dass er im Krankenhaus landet und dort dann schweißgebadet Auskunft gibt, damit ihm irgendwie geholfen werden kann.
Pflanzungen überprüfen
Unterdessen können sich Betroffene nur darüber ärgern, dass sich nachts Unbekannte in ihrem Garten zu schaffen gemacht haben. Falls sie es überhaupt schon wissen. „Hortensien-Liebhaber sollten ihre Pflanzungen überprüfen“ rät Rüdeger Leppa.
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