Männliche Mannschaften des Jahres: Diese Teams sind nominiert
8.1.2016, 10:06 UhrVier Nominierte, aber nur ein Sieger. Wie heißen die „Sportler des Jahres 2015“ im Landkreis Roth? Die Kandidaten haben die Sportredakteure der Heimatzeitungen ausgesucht. Die Wahl treffen aber jene 750 Sportlerinnen und Sportler, die bei der Sportlerehrung am 15. Januar selbst ausgezeichnet werden. Höhepunkt bei dieser Traditionsveranstaltung ist die Bekanntgabe der Sportler/ Sportlerin und der Mannschaften des Jahres.
Wer macht das Rennen für den Titel „männliche Mannschaft des Jahres“? Ein ambitioniertes Läuferteam, eine verschworene Tennismannschaft, eine erfolgreiche Tischtennisgarnitur oder doch ein super-erfolgreiches Tanzpaar, für das es eigentlich eine eigene Wertung geben müsste, das aber unter „männliche Mannschaft“ firmiert, weil der Mann beim Tanzen führt.
Meisterliche Liebe
Es ist eine Geschichte, die auch der Plot für einen Hollywoodfilm sein könnte. Mann und Frau lernen sich als Kinder kennen, starten zusammen in einer Sportart, werden die Besten im ganzen Land — und verlieben sich auch noch ineinander. Klingt ein bisschen unrealistisch? Nun, den Film gibt es gar nicht auf der Leinwand, nein, die Geschichte über Lara Vogt und Tobias Grimm spielt im Landkreis Roth und wurde noch nicht verfilmt, hätte aber ohne Zweifel das Zeug dazu. Sie beginnt mit einem Kärwazug durch Roth 2005. Wie jedes Jahr lief dort auch der Tanz- und Sport Club (TSC) Roth mit. Annegret Pogats, Leiterin der Boogie Woogie Gang, tanzte immer gerne mit Kommunalpolitiker Peter Grimm am Straßenrand, auch diesmal fiel ihr Sohn Tobias Grimm auf, dem das Tanzen ziemlich gefiel. Ob er das nicht auch mal probieren möchte, wollte Pogats wissen. Klar, sagte der Elfjährige, aber er habe keine Partnerin. „Ich habe ihm geantwortet: Kein Problem, ich such‘ dir eine“, erinnert sich Pogats.
Sie fand die Tanzpartnerin durch den Besuch bei einem Arzt in Allersberg, genauer gesagt in dessen Wartezimmer. Dort saß die Mutter von Lara Vogt, in Allersberg kennt man sich, wenigstens vom Sehen. Also erzählte Pogats von ihrer Boogie Woogie Gang. Die Mutter der neunjährigen Lara fand die Ausführungen so interessant, dass sie ihre Tochter auch mal zum Tanzen schicken wollte, die hüpfe ja eh ständig im heimischen Wohnzimmer herum.
Nun, mehr als zehn Jahre später, sind Lara Vogt und Tobias Grimm zu jungen Erwachsenen gereift, zu einem harmonierenden Paar ebenfalls — auf und abseits der Tanzfläche. 2015 gewannen sie auf nationaler Ebene praktisch alles, was es zu gewinnen gibt. Auch bei der deutschen Meisterschaft (Boogie Woogie Hauptklasse) waren sie nicht zu schlagen, bei der Weltmeisterschaft in Stuttgart im August tanzten nur 16 Paare besser.
Vogt und Grimm sind zusammen mit Florian Pogats und Veronika Pfeffer die sportlichen Aushängeschilder der Gang. Weil Letztgenannte zurzeit damit beschäftigt sind zu studieren, eine Ausbildung zu machen und ganz nebenbei Tanzkurse im In- und Ausland zu geben, heimsen Erstgenannte zurzeit die Erfolge ein. Bei beiden Paaren sind die zahlreichen Titel auf den gleichen Säulen aufgebaut. „Lockerheit, Ausdauer, Ehrgeiz und Glück“, zählt Annegret Pogatz auf. Lockerheit, weil die Tänzer kaum Geld mit ihrem Sport verdienen und ihn deshalb aus reiner Freude ausüben sollen. Ausdauer, weil es eben ein paar Jahre dauern kann, bis sich das Geübte in Topleistungen ummünzt. Ehrgeiz, weil trotzdem der Wille da sein muss, es bis ganz nach oben zu schaffen. Und Glück, „ja Glück gehört eben immer dazu“, findet Pogats.
Neben Glück hat die Boogie Woogie Gang aber auch eine starke Basis. Die Abteilung des TSC, angeführt durch Franz und Annegret Pogats, gibt Kurse, um den zwei besten Paaren die Teilnahme an den großen Turnieren überhaupt ermöglichen zu können. Bei internationalen Wettkämpfen übernimmt der Verein im Regelfall die Kosten für Hotel und Flug — das Geld dafür stammt aus den Einnahmen durch Kurse und Sponsoren. Bei nationalen Wettkämpfen kommen die Sportler dagegen normalerweise selbst für die Kosten auf. Annegret Pogats: „Anders geht es eben nicht. Aber daran sieht man ganz gut, welchen Aufwand unsere zwei erfolgreichsten Paare auf sich nehmen, um die besten Deutschlands zu sein.“
Auch beim großen Ehrenabend am 15. Januar werden Vogt und Grimm dem Publikum ihr Können zeigen. Pogats hofft, dass die beiden dann schon als Sieger feststehen: „Sie hätten es verdient. Sie sind mit so großer Freude dabei.“
Gmünder Tennis-Boom
Ein schöner Juli-Abend war das, als sich die Herren 50-Tennismannschaft samt weiblichem Anhang noch einmal auf der schönen Terrasse des Clubheims mit Blick auf die Gmünder Tennisplätze traf. Die Spieler kamen zusammen, um den Aufstieg in die höchste Seniorenspielklasse — Regionalliga — mit einem bunten Abend zu feiern. Zu so einem Anlass gehört es natürlich dazu, dass der Vorsitzende des Tennisclubs ein paar Worte spricht. Klaus Vogel tat das gerne und beendete seine Rede mit einem sehr schönen Satz: „Durch den Aufstieg erhoffe ich mir einen Tennis-Boom wie durch Boris Becker.“
Nun, nicht ganz ein halbes Jahr später, hat es tatsächlich einen Tennis-Boom in Gmünd gegeben. 181 Mitglieder zählt die Abteilung nun, so viele Sportler begeisterten sich zuletzt 2004 für Schläger und Ball. Vogel ist zuversichtlich, dass die Mitgliederzahlen noch weiter steigen werden, spannende Begegnungen zwischen der Herren 50 und deren teils mit ehemaligen Top 100-Spielern gespickten Gästen sollen Interessierte anfixen. „Dem Publikum ist es doch egal, ob da 20-Jährige oder Senioren aufschlagen. Hauptsache, es ist ein hochklassiges und spannendes Spiel“, findet Vogel.
Hochklassig werden die Spiele bestimmt sein, höchstklassig sogar. Ob sie auch spannend werden, ist nicht sicher. Bei den Gmünder Tennissenioren spielen ausschließlich Männer, die Tennis immer schon als reines Hobby betrieben haben. Deshalb hat es sich das Team auch gut überlegt, ob es in der Regionalliga mitspielen möchte. Auch die Sportler befürchten, dass am Ende der Saison der Abstieg stehen wird. Vogel: „Trotzdem werden wir uns anders als die Gegner nicht verstärken. Wir sind doch kein Münchner Vorort, sondern Georgensgmünd.“
Doch auch in Gmünd sind ihnen die Tennis-Cracks etwas wert. Die weiten Fahrten, unter anderem nach Erfurt und Regensburg, müssen sie selbst bezahlen. Bei zwei Gastspielen wird der Verein allerdings für die Anreise sorgen: „Wir mieten den Gemeindebus für ein paar Fahrten. Das haben sich unsere Sportler verdient, den Titel Mannschaft des Jahres ebenfalls. Sie sind einfach auf und neben dem Platz ein super Team.“
Aufstieg? Nein, danke
In Bernd Beringer steckt immer noch ein großes Stück Bürgermeister. Deswegen lobt er erst die anderen Nominierten, bevor der Teammanager auf seine Tischtennismannschaft des TV Hilpoltstein zu sprechen kommt. „Sie alle hätten den Titel Mannschaft des Jahres verdient, weil sie jeden Tag hart für den Erfolg arbeiten. Als Amateure wohlgemerkt“, sagt Beringer also. Was die Burgherren aber geschafft haben, sei „eine echte Sensation“. Als Aufsteiger kamen sie in die eingleisige zweite Bundesliga. Viele sogenannte Experten waren sich sicher: Die Hilpoltsteiner werden gegen den Abstieg spielen und am Ende sich vielleicht darüber freuen, in der Klasse bleiben zu dürfen.“ Kämpfe um den Klassenverbleib gab es in der Stadthalle dann aber doch nicht zu sehen, sondern nicht weniger als ein Märchen.
Wie in den meisten anderen Sportarten ist auch im Tischtennis momentan Winterpause. Ganz oben von der Tabelle grüßt — na wer wohl? Richtig, die Hilpoltsteiner, angetreten als vermeintlicher Abstiegskandidat, nun Tabellenführer. „Wir konnten es nicht verhindern“, sagt Beringer und bei diesem nach Spaß klingenden Spruch schwingt eine ganze Menge Ernst mit. Die Burgherren haben ihr Märchen nicht verhindern können, weil die Liga in diesem Jahr sehr ausgeglichen ist. Keine Mannschaft überragt bislang die anderen, einfach alles scheint möglich. Nur ein Aufstieg des TV nicht. Auch den sogenannten Experten ist aufgefallen, dass die Hilpoltsteiner zumindest auf dem Papier um den Aufstieg mitspielen.
Aber eigentlich tun sie das gar nicht. Wenn es in der Rückrunde tatsächlich mit dem Märchen weitergehen und der TV tatsächlich auch am Ende der Saison ganz oben stehen sollte — der Verein würde auf einen Aufstieg verzichten. Keiner der Akteure um Mannschaftskapitän Alexander Flemming spielt beruflich Tischtennis, in der 1. Bundesliga tun das aber doch einige. „Wir hätten wahrscheinlich keine Chance, außerdem wäre der Aufstieg sehr teuer“, erzählt Beringer. Den Titel als Mannschaft des Jahres hätte er aber schon gerne: „Das würde uns weiteren Aufschwung geben.“
Alles für den Sport
Leonhard Schroll könnte bestimmt auch einen ganzen Nachmittag lang über das Team Memmert der TSG 08 Roth sprechen, ohne, dass es auch nur für eine Minute langweilig werden würde. Der langjährige TSG-Trainer hat einen Großteil der Mannschaft zumindest zeitweise trainiert. Schroll spricht aber nicht so lange über das Team Memmert, eine halbe Stunde reicht jedoch aus, um ganz klar hervorzuheben, wer für den Erfolg der Läufer hauptverantwortlich ist: Sebastian Reinwand.
Er koordiniert das Team, entscheidet also mit, welche Läufer wo laufen. Er hat die Wettkämpfe gut besetzt: Die Mannschaft besteht aus Michael Batz, Sven Ehrhardt, Julian Flügel, Timo Göhler, Joseph Katib, Andreas Straßner, Simon Stützel und Reinwand selbst. Zusammen erreichten die Sportler zwei deutsche Meistertitel: Sie gewannen über zehn Kilometer Straßenlauf und im Marathon. Freilich haben auch die anderen Nominierten Herausragendes geleistet, findet auch Schroll, den Erfolg der Memmert-Läufer schätzt er aber als noch ein bisschen herausragender ein: „Sie sollten bei der Wahl zur Mannschaft des Jahres ganz oben stehen. Sie sind in einer olympischen Sportart gestartet und haben sich gegen ein großes Teilnehmerfeld durchgesetzt.“
Bekanntlich fehlt ab diesem Jahr der Zusatz TSG Roth hinter dem Team Memmert, als „Asics Team Memmert“ firmieren die Läufer neuerdings und werden sich alle Mühe machen, den bekannten Namen zu einer starken Marke zu machen. Schroll setzt darauf, dass wenigstens Reinwand eines Tages wieder eine tragende Säule im Verein wird: „Ich glaube, er wäre ein geeigneter Nachfolger für mich.“
Dass Reinwand zu den Besten seiner Klasse gehören wird, war für Schroll schon klar, als er den 15-jährigen Sebastian kennenlernte. „Schule, andere Hobbys, Familie — er hat einfach alles hinter den Sport gestellt.“ Bei Andreas Straßner, Jahrgang 1979, war das anders. „Er läuft erst seit zwei Jahren auf Topniveau. Andreas ist jetzt schneller als mit Mitte 20. Das empfinde ich als unglaubliche Leistung.“
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