Schwabacher Kunstpreis: Die zwei Seiten des Goldes

8.8.2011, 08:00 Uhr
Schwabacher Kunstpreis: Die zwei Seiten des Goldes

© Robert Schmitt

Das Gemäuer mit Holzaufbau und wucherndem Efeu befindet sich in der Südlichen Ringstraße 10 und ist die achte Station des Kunstrundgangs. „Die Künstlerin hat hier einen Denkraum geschaffen, der gegenwärtige Diskurse über Kapitalismus, Hungersnöte oder Kinderarbeit, aber auch über Wert und Würde der Lebens thematisiert“, würdigte Dr. Andrea Kluxen, Kulturreferentin des Bezirks Mittelfranken und Vorsitzende des achtköpfigen Entscheidergremiums, die Arbeit Widawskis. Die Jury habe es einstimmig ausgewählt, fuhr Kluxen fort, „weil hier inhaltlich, raum- und materialbezogen ein Thema in außerordentlich konsequenter Weise umgesetzt wurde“. Es sei ein komplexes Werk in einer adäquaten ästhetischen Sprache, das mannigfache Reflexionen auslöse, sagte Kluxen. Die Verwendung des Materials Gold sei formal wie inhaltlich überzeugend.

Schwabacher Kunstpreis: Die zwei Seiten des Goldes

© Schmitt

Oberbürgermeister Matthias Thürauf beleuchtete in seiner Begrüßungs- und Eröffnungsrede den grundsätzlichen Wert der Kunstaktion „Ortung“ für Schwabach: „Sie hat identitätsstiftenden Charakter für die Stadt gewonnen.“ Den diesjährigen Parcours bezeichnete Thürauf als abwechslungsreich und enorm spannend. „Ein Kunstwerk schafft einen neuen Blick auf den jeweiligen Ort“, rief er die Besucher zur Auseinandersetzung auf. „Diskussionen sind erwünscht.“

Kulturamtsleiter Roland Schmid führte diesen Gedanken noch ein gutes Stück weiter. Seiner Meinung zufolge ist es sogar eine Aufgabe der Kommunen, „den Vermittlungsprozess zur Ästhetik zu fördern, indem sie eine intensive Beschäftigung mit zeitgenössischer Kunst ermöglichen“.

In diesem Zusammenhang würdigte er den von einem Sponsor, der Firma „Hausmeisterprofi“, eigens geschaffenen Publikumspreis: „Er setzt große Kommunikationsprozeße in Gang.“

Für Schmid war der diesjährige Kunstparcours der letzte als Kulturamtsleiter. Im nächsten Jahr wird er in den Ruhestand gehen. Andrea Kluxen dankte ihm für die „sehr, sehr gute Kooperation und das angenehme Arbeitsklima“. Trotz großer Belastung sei die Arbeit in der Jury deshalb immer ein „positives Erlebnis gewesen“, meinte die Kunstexpertin. Kluxen ist seit 2005 Chefin der Jury.

Wichtigste Unterstützerin der Schwabacher Kunstbiennale ist die Sparkassenstiftung. Ihr Vorsitzender Jürgen Rohmer erklärte, Ortung sei nach den eigenen Maßstäben der Stiftung „eines ihrer Vorzeigeprojekte“. Als besonders bedeutsam sah es Rohmer dabei an, dass Ortung einen Bekanntheitsgrad über die Region hinaus erlangt habe. Um ihre Wertsteigerung seit der ersten Eröffnung 1999 deutlich zu machen, erinnerte der neue Sparkassen-Vorstandsvorsitzende auf eine für ihn naheliegende Tatsache zurück: den Goldpreis. „Damals lag er bei 250 Dollar pro Unze, gestern waren es 1665 Dollar.“ Ein scheinbar schlichter Vergleich, gewiss. Letztlich aber doch so brillant, dass man ihn dem Parcours fast hinzufügen möchte.

Kinderarbeit in Goldminen

Es wäre dann allerdings der Kontrast zur Preisträgerin. Innerhalb klassischer Ornamente hat sie regelmäßig Medaillons mit echten Portraits philippinischer Kinder angeordnet. Sie helfen mühsam, den Lebensunterhalt für ihre Familien zu verdienen, indem sie Erzreste aus den Goldminen mit dem Hammer zerkleinern. „Die glänzende und die dunkle, für uns meist unsichtbare Seite des Goldgeschäfts“, findet Dana Widawski, „sind bis heute untrennbar miteinander verknüpft.“


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