Stadtkirche: Lutzenberger stellte Modell der neuen Kanzel vor
29.1.2015, 08:20 Uhr„Das wird richtig gut“, sagt Pfarrer Dr. Paul Hermann Zellfelder. Und auch Ingrid Wolkersdorfer-Ittner, die Vertrauensfrau des Kirchenvorstands, ist von der neuen Kanzel der Stadtkirche geradezu begeistert: „Sie wirkt bescheiden und zurückhaltend, aber auch modern und Akzente setzend.“
Und dieser Meinung ist auch die große Mehrheit des Kirchenvorstands von St. Martin: Bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung ist ein 1:1-großes Modell der neuen Kanzel in der Stadtkirche gebilligt worden. Das Künstlerehepaar „Lutzenberger & Lutzenberger“ wurde beauftragt, seinen Entwurf bis zur Wiedereröffnung am 7. Juni umzusetzen.
Vergangene Woche hatte sich der Kirchenvorstand zu seiner Sitzung in der Stadtkirche getroffen. Ortstermin in der Baustelle. Bernhard Lutzenberger hatte sein „Kubatur-Modell“ an der — mit Blick auf den Altar — vordersten rechten Säule aufgebaut. Damit war es erstmals möglich, sich von Proportionen, Form und Höhe ein realistisches Bild zu machen. Man konnte das Modell sogar begehen.
Ende vergangenen Jahres hatte es deutliche Kritik insbesondere von Klaus Huber und Ulrich Distler gegeben. Sie wollten die alte Kanzel behalten. Der Kirchenvorstand sah dies nahezu einstimmig anders und blieb auch beim großen Informationsabend im Evangelischen Haus bei seiner Haltung. Damals hatte Bernhard Lutzenberger die Kanzel noch als Miniatur-Modell vorgestellt.
270 Holzlamellen
Die neue Kanzel wird aus rund 270 Holzlamellen bestehen. Die werden aus nicht mehr benötigten Kirchenbänken geschnitten. Diese Lamellen sind 2,10 Meter hoch und werden nicht mit Blattgold vergoldet, sondern mit Pudergold pigmentiert. Im Inneren der Kanzel ist eine Metallkonstruktion mit sieben Treppen. „Die neue Kanzel wird nur geringfügig höher als die alte“, erklärte Zellfelder im Gespräch mit dem Tagblatt. Sein erster Eindruck: „Der Kirchenvorstand war begeistert.“
„Mit dem großen Modell hat man sich die Kanzel viel besser vorstellen können“, findet Ingrid Wolkersdorfer-Ittner. „Sie wirkt viel filigraner als im kleinen Modell, das noch am Informationsabend gezeigt worden war. Die Grundidee war ja Transparenz: Die ist mit den Lamellen wunderbar aufgenommen. Ich bin absolut angetan.“
„Taufstein kommt zur Geltung“
Ähnlich angetan ist der Geschäftsführende Pfarrer von St. Martin auch vom neuen Platz des Taufsteins.
Dessen Versetzung vor die Rosenbergerkapelle hatten Kritiker ebenfalls entschieden abgelehnt. Doch Zellfelder findet: „An seinem neuen Platz kommt der Taufstein erst so richtig zur Geltung. Das wirkt toll.“ Auch in diesem Punkt ist er sich mit Ingrid Wolkerdorfer-Ittner völlig einig: „Man spürt fast, wie der Taufstein quasi aufatmet. Er hat jetzt seinen richtigen Platz. Früher neben der Säule hatte die Taufgemeinde ja kaum Platz.“
Grabplatte entdeckt
Während der Versetzung hatte es eine Überraschung gegeben: Bei den Sockelarbeiten sind die Steinmetze auf eine unter den Bodenplatten liegende Grabplatte gestoßen. Darunter befinden sich Knochenreste. Um wessen letzte Ruhestätte es sich handelt, ist unklar.
Denn: „Die Grabplatte liegt mit der Rückseite nach oben“, so Zellfelder. „Offensichtlich ist sie bei früheren Umbauarbeiten so hingelegt worden. Das ist kein unberührtes Grab.“ Auf eine umfangreiche archäologische Untersuchung hat man verzichtet. „Wir haben den Denkmalschutz informiert und sind überein gekommen, die Situation zu dokumentieren, also zu vermessen und zu fotografieren.“
Direkt auf einem Grab aber wird es keine Taufen geben. Der Taufstein wurde einen halben Meter neben der Grabplatte aufgestellt.
Solche Gräber in Kirchen sind keineswegs ungewöhnlich. Auch nicht in der Stadtkirche. Laut Schwabacher Stadtlexikon sind „mindestens 62 Begräbnisse von Klerikern, Adeligen und vornehmen Bürgern“ nachweisbar. Bis heute sind Grabplatten und Grabinschriften zu sehen.
Eine Grabplatte ist sogar ein Kuriosum: die von Johannes Linck, dem letzten katholischen Pfarrer der Stadtkirche. Ihr fehlt nicht nur das Todesjahr, sondern auch der Verstorbene.
Der Grund: Linck hatte sich schon zu Lebzeiten 1521 seine Grabplatte fertigen lassen. Logischerweise ohne Sterbedatum. Zwei Jahre später aber begann in Schwabach die Reformation. Johannes Linck, ein entschiedener Gegner Luthers, konnte sie in seiner Stadt nicht stoppen. Er verlor sein Amt, verließ die Stadt und verstarb 1548 in Speyer.
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