Schwammspinner in Gunzenhausen: Plage mit Ansage
19.6.2019, 05:55 UhrDer Schädling ist schon lange bekannt. Aber einschlägige Werke früherer Jahre bezeichnen ihn gleichsam als "harmlos".
Seit 1992 wird das anders gesehen. Bis 1995 gab es die erste länderübergreifende Ausbreitung des Schwammspinners in Deutschland, Frankreich und Italien. 80 000 Hektar Waldfläche waren damals befallen, davon mehr als die Hälfte in Mittel- und Unterfranken. Experten sehen einen Zusammenhang zwischen der Kilimaerwärmung und der massenhaften Vermehrung der Schädlinge.
Die Massenvermehrungen der Tiere dauern etwa drei bis fünf Jahre an. Dann gewinnen Parasiten – etwa die Brackwespe – und Viren die Oberhand, die Bestände dezimieren sich rasend schnell, haben Erdinger Forscher beobachtet.
Seit dem trockenen und heißen Sommer 2015 wuchsen die Bestände des Schwammspinners stetig. Nur eine Ausnahme gab es. Späte Fröste im Frühling 2017 töteten etliche der geschlüpften Raupen. Aber schon damals gab es die eindeutige Prognose: "Der Höhepunkt der Dichteentwicklung ist 2019 zu erwarten."
Grundlage für diese Vorhersagen sind mit Hormonen getränkte Fallen, die im Hochsommer in gefährdeten Gebieten ausgelegt werden. Finden sich dort mehr als 2000 Nachtfalter, sind die Anflugzahlen der Schwammspinner über der Warnschwelle. Ergänzt wird diese erste Analyse durch die Suche von Gelegen im Herbst. Von diesen schwammartigen Gelegen hat das Tier auch seinen Namen.
Invasion der Schwammspinner-Raupen in Gunzenhausen
Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln ist laut den Experten aus Freising nur angesagt, wenn die Gesamtsituation ganze Wälder in ihrer Existenz bedroht. Zudem gibt es erhebliche Auflagen wie den Abstand zu landwirtschaftlichen Flächen oder Teichen. In Gunzenhausen hatten Stadtrat und Staatsforsten beschlossen, aufs Spritzen zu verzichten.
Der einzige zugelassene Wirkstoff "Mimic" bewirkt, dass sich die Raupen früher häuten und dann sterben. Das Gift nehmen sie beim Fressen auf. Aber auch andere Tiere könnten den Wirkstoff aufnehmen. Zudem senken die Häutungsbeschleuniger die Zahl der Schädlinge nicht auf null, sondern reduzieren nur die Zahl. Die Freisinger Wissenschaftler beschäftigen sich derzeit mit möglichen langfristigen Folgen des "Mimic"-Einsatzes.
Fest steht aber, dass gerade die Eichenwälder durch den Kahlfraß des Schwammspinners enorm bedroht sind. So begünstigen die Raupen den schädlichen Einfluss von Eichenwickler, Frostspanner und seit einigen Jahren der Eichenprozessionsspinner. Zudem tragen Mehltau- und Bräunepilze, Phytophthora-Wurzelfäule sowie Eichenprachtkäfer teils erheblich zu den Schäden an den von Trockenheit geplagten Bäumen bei.
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