Tödliche Dreiecksbeziehung - Leichnam im Koffer entsorgt
19.3.2021, 11:35 UhrIm Juli 2020 fällten die Richter der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth ihr Urteil: Anja E. (34) erhielt wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung elf Jahre Freiheitsstrafe, daneben muss sie eine Entziehungskur absolvieren. Nur so könne man der Gefahr vorbeugen, dass die Frau unter Alkoholeinfluss erneut schwere Straftaten begehen werde, hieß es in der Urteilsbegründung. Schuldig gesprochen wurde auch Aleksandar J.; der damals 35-Jährige muss wegen unterlassener Hilfeleistung 13 Monate ins Gefängnis.
Damals weinte Anja E. ; sie bekundete, dass sie nun wisse, dass sie "nie wieder Alkohol trinken" darf, sie versprach, sie werde "ihr Leben ändern". Doch gegen die Verurteilung wehrten sich beide per Revision zum Bundesgerichtshof (BGH). Der BGH hat diese Revisionen gerade als unbegründet verworfen, damit sind die Urteile gegen Anja E. und Aleksandar J. nun rechtskräftig.
Rückblick: Eine Spaziergängerin hatte den nackten Leichnam des Manfred L. (56) im Februar 2019 in Roth unterhalb des Westrings gefunden. Die Ermittler benötigten mehrere Tage, bis die Identität des Toten bestimmt werden konnte. Der Mann war gewaltsam ums Leben gekommen, dies war offensichtlich: Die Rechtsmedizin stellte Rippenserienbrüche, ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und ein Rumpftrauma fest, dazu Hirngewebseinblutungen und Hämatome am Oberkörper und am linken Arm.
Spur führte nach Schoppershof
Doch wer hat ihm das angetan? Niemand hatte ihn als vermisst gemeldet, seine Peiniger hatten Manfred L.s leblosen Körper in gelbe Plastikmüllsäcke gepackt, in einen schwarzen Koffer gestopft und im Rother Wiesengrund entsorgt als handle es sich um ein Stück Müll.
Bereits erste Hinweise führte die Kripo in den Nürnberger Stadtteil Schoppershof, dort lebte Manfred L. bei seiner Bekannten Anja E.
Was am 16. Februar, dem Tag der Tat, tatsächlich geschah, wurde auch nach einer aufwändigen Hauptverhandlung samt akribisch geführter Beweisaufnahme über 20 Verhandlungstage nicht vollständig klar. Denn Anja E. und Aleksandar J. schoben sich die Schuld gegenseitig in die Schuhe - und am Ende glaubten die Richter an der Version des Aleksandar H.
Ihre schlechte Stimmung hieß für ihn Qual
Der mehrmals vorbestrafte Familienvater Manfred L. pflegte damals mit Anja E. eine Affäre, doch die Beziehung zu ihr vergiftete sein Leben. Er begann mehr zu trinken, sie lebte "ihre Stimmungen an ihm aus", hieß es in der Urteilsbegründung. Und "ihre Stimmungen" bedeutete über Wochen hinweg vor allem eines: Qualen für Manfred L., und da er nicht in eine Sozialpension ziehen wollte, blieb er bei ihr.
Sie schlug und beleidigte ihn, einmal verletzte sie ihn sogar mit einem Messer. Auch an jenem 16. Februar 2019 hatte Anja E. getrunken, sie randalierte regelmäßig in ihrer Wohnung und schlug ihre Freunde. Mit Manfred L. und Aleksandar J. pflegte sie eine Art Dreiecksbeziehung, und an jenem Abend malträtierte und vergewaltigte sie Manfred L. mit einem Stockregenschirm. Ihr angebliches Motiv: Rache. Im Raum stand, dass sie L. verdächtigt hatte, sich vorher an ihrer Tochter vergangen zu haben - allerdings lebten ihre Kinder nicht in ihrer Wohnung.
Aleksandar H. half ihr am nächsten Tag, den Leichnam zu entsorgen, Manfred L. war er in jener Nacht der Gewaltorgie nicht beigestanden.
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