FBG Franken Süd: "Musterhaus" fürs heimische Holz
12.12.2019, 06:04 UhrDen Betrieb hat die neue Geschäftsstelle Anfang November aufgenommen, die Einweihung folgt im kommenden Sommer. Bis dahin wird die warm leuchtende Holzfassade des schnörkellosen Flachdachbaus, der sich unterhalb der Tankstelle Linss tapfer gegen die Dominanz des riesigen Altmühltaler-Lagers durchzusetzen sucht, stark nachgegraut sein. Doch das ist beabsichtigt – es ist eine natürliche Eigenschaft des Lärchenholzes, das direkt aus den Wäldern der FBG-Mitglieder stammt.
Gleiches gilt für das fast in Sichtweite im Baugebiet "Winkel" gefällte Konstruktionsholz aus der noch wenig verbreiteten Douglasie (wir berichteten), die Decken aus Fichte und Tanne, große Teile des Eichen- und Buchenparketts sowie die maßgeschreinerten Massivholzmöbel. Ebenfalls aus Altmühlfranken stammen die Natursteinböden der Laufwege, die steinernen Treppen und Fenstersimse sowie die Quader der Böschungsbefestigung. "Das sind die ureigenen Baustoffe der Region", so der FBG-Vorsitzende, Langenaltheims Bürgermeister Alfred Maderer. Nur das halb im Erdreich liegende Sockelgeschoss besteht aus Beton.
Rund 600.000 Euro hat sich die FBG das kosten lassen. Eine nötige Investition, wie Geschäftsführer Fabian Röhnisch findet: "Das Gebäude des alten Forstamts in der Bürgermeister-Sommer-Straße hatten wir vom Freistaat gemietet. Es war zu groß, unrenoviert und zu versteckt gelegen." Der Neubau für die aktuell fünf Förster, zwei Bürokräfte und eine Mitarbeiterin der "Holzverwertungs-GmbH" bietet nun auf zwei Etagen knapp 330 Quadratmeter Nutzfläche. Im Obergeschoss befinden sich Büros und Besprechungszimmer, darunter Lager für Fahrzeuge und Forstmaterial, das die FBG an ihre Mitglieder verleiht. Das Grundstück lässt auch eine spätere Erweiterung zu.
Holz und Handwerk durchweg aus Franken
Als "Leuchtturmprojekt" bezeichnet Röhnischs Kollege Gernot Handke den Neubau. Sowohl das Holz als auch die beteiligten Handwerker und Betriebe seien durchweg aus der Region. "90 Prozent des Holzes haben nie den Landkreis verlassen", so Handke. Statt einzelner Firmen realisierten zwei große regionale Netzwerke das Haus: "Bauen mit Holz Altmühlfranken" und "Naturstein Altmühlfranken". Allein elf Zimmerer und acht Schreiner aus zwei Innungen teilten sich die Aufträge, beim Möbelbau schloss sich überdies die Meisterschule Gunzenhausen an. Und auch das Team der FBG leistete viele ehrenamtliche Arbeitsstunden.
Das Ergebnis ist laut Röhnisch "ein echtes Gemeinschaftsprojekt und eine Art Musterhaus für das, was beim Bauen mit Holz möglich ist". Jedes Büro hat Decken, Böden und Möbel aus anderen heimischen Hölzern, im Eingangsbereich zeigt eine Aussparung den Wandaufbau in Ständerbauweise mit Holzfaserdämmung. "Eine tolle Werbung für Regionalität", so Röhnisch.
Eigentlicher Bauherr ist aus rechtlichen Gründen die Holzverwertungs-GmbH, eine Tochterfirma der als Verein organisierten FBG, die die Holzvermarktung für die Mitglieder abwickelt. Ihre Geschäftsstelle ist ebenfalls (räumlich getrennt) im Neubau untergebracht. Zudem hat auch Treuchtlingens Staatsförster Markus Bernholt seine Dienststelle künftig an der Heusteige. "Damit sind wir ein richtiges kleines Forstzentrum", freut sich Gernot Handke.
Staat zieht sich aus dem Wald zurück
Mit rund 14.000 Hektar Wald und 2800 Mitgliedern ist die FBG Franken Süd eine große, aber auch sehr kleinteilige Vereinigung. Die bei weitem größte Fläche gehört mit etwa 700 Hektar der Stadt Treuchtlingen, der Durchschnitt liegt gerade einmal bei drei bis vier Hektar pro Mitglied. Das bringt FBG-Chef Alfred Maderer zufolge "einen großen Beratungs- und Personalaufwand mit sich".
Da dieser im Zuge des Klimawandels und der Forstreform von 2005 weiter wachsen wird, halten Röhnisch und Handke die kürzlich in einem Kooperationsvertrag vereinbarte engere Kooperation mit den staatlichen Stellen für sehr wichtig. Dazu gehöre auch, dass "die FBG künftig noch mehr im Kommunalwald einsteigen soll und will". Der Staat ziehe sich aus dessen Bewirtschaftung weiter zurück, sodass die Gemeinden bald gezwungen seien, eigene Förster anzustellen oder die Arbeiten extern zu vergeben.
Die Rede ist von vier Jahren, binnen derer alle Kommunen mit mehr als 200 Hektar Waldbesitz dessen Betreuung an Forstbetriebsgemeinschaften oder Dritte abgeben sollen. Beim Stadtwald in Gunzenhausen ist das schon seit 2006 der Fall, und auch für den Treuchtlinger Stadtwald sei es "im Gespräch". Mit ihren neuen Räumen an der Heusteige sieht sich die FBG Franken Süd für diese neuen Aufgaben nun gut gerüstet.
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