Treuchtlinger Stadthalle braucht mehr Geld

Patrick Shaw

Redaktion Treuchtlinger Kurier

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11.7.2018, 06:05 Uhr
Treuchtlinger Stadthalle braucht mehr Geld

© Patrick Shaw

Mehr Geld als bisher muss die Stadt allerdings nach Ansicht der Ratsmitglieder schon in die Hand nehmen, um das Gebäude zu erhalten und nicht verlottern zu lassen. Denn „die Halle wird zunehmend genutzt“, so Bürgermeis­ter Werner Baum – für Konzerte, Empfänge, Faschingssitzungen, den Chrysanthemenball oder Veranstaltungen der Banken und Vereine. Etwa 45 Belegungen sind es pro Jahr.

Knapp 12.000 Euro stehen bislang jährlich für den Unterhalt zur Verfügung. „Zu wenig“, sagt Thomas Schäff von der Bauverwaltung. „Vieles müss­te gemacht werden, aber zur Jahresmitte ist fast immer kein Geld mehr da. Die Arbeiten werden aufgeschoben, und nach vielen Jahren sieht’s dann so aus.“ Auch 2017 habe es nach der Anschaffung einer neuen Spülmaschine kein Geld mehr für die dringend nötigen Malerarbeiten gegeben.

Treuchtlinger Stadthalle braucht mehr Geld

© Patrick Shaw

„In den nächs­ten Jahren muss der Stadtrat das Doppelte bis Dreifache einstellen, nur damit es nicht schlimmer wird“, so Schäff. Größere Umbauten seien ohnehin Zukunftsmusik. Einige „Verschönerungsmaßnahmen“ wie etwa das Bohnern des Fußbodens seien freilich auch Sache des Pächters.

Die Substanz der Halle ist laut Bauamtsmitarbeiter Jürgen Habla „grundsätzlich gut“. Dach, Fassade und Toiletten sind intakt, die Fenster müssten lediglich neu gestrichen werden. Allein dafür veranschlagt die Stadt allerdings 15.000 Euro, weitere 24.000 Euro für Putz- und Malerarbeiten. Letztere könnte zwar der Bauhof übernehmen – dann müsse dies aber auch Priorität haben, betonte Stefan Fischer (SPD). „Wir sollten die Arbeiter nicht den Rasen mähen lassen, während in der Stadthalle die Fenster wegbröseln“, stimmte Rathauschef Baum zu.

Teuer wird es, wenn in zwei Jahren die Heizung getauscht werden muss. Dann ist sie 30 Jahre alt und hat damit laut Habla „ihr formelles Verfallsdatum erreicht“. Die Stadt müsse dann laut Energieeinsparverordnung zwingend eine neue Anlage einbauen. Etwa 25.000 Euro werde das kosten.

Peinlich: Geflickte Leinwand von anno 1991

Schon länger unschön sind der beschädigte Raumteiler zwischen den beiden Sälen und die teils heruntergerissenen Vorhänge (Reparatur rund 4000 Euro) sowie die vielfach geflickte und vergilbte Leinwand von 1991. Angesichts der vielen Mietanfragen sei „eine solche Optik richtig peinlich“, so Baum. Das aktuelle Sondermaß von 21 Quadratmetern ist allerdings sehr teuer, weshalb sich der Ausschuss auf den Kauf einer kleineren Leinwand einigte. Sie ist voraussichtlich mit rund vier Metern genauso breit wie bisher, aber etwa zwei Meter flacher, und kostet um die 5000 Euro.

Richtig tief in die Tasche greifen müsste die Stadt beim Austausch des Parkettbodens. Schon vor 16 Jahren wurde darüber erstmals diskutiert – mit dem Ergebnis, dass dies wohl eine sechsstellige Summe verschlingen würde. Das Problem: Die Macken sind tief, das Holz aber nicht mehr stark genug, um es noch einmal abzuschleifen. Hans König (CSU) mahnte deshalb, in der Halle keine Veranstaltungen mehr zuzulassen, für die der Boden nicht geeignet ist – darunter zum Beispiel der Energietag.

Bei einer Neuverlegung stellt sich überdies die Frage, ob der Bodenaufbau verändert werden müsste. Aktuell ist das Fischgrätparkett schwimmend auf einer hölzernen Unterkonstruktion mit gut einem halben Meter Hohlraum verlegt. Eine Kompletterneuerung veranschlagt die Verwaltung mit 80.000 Euro. Möglich wäre es laut Michael Satzinger (CSU) aber auch, einfach ein neues auf das alte Parkett zu legen, oder laut FW-Sprecher Klaus Fackler, „durch eine Grundreinigung noch ein paar Jahre zu gewinnen“. Beides will die Stadt prüfen.

Ein Okay gab es für eine neue Tür und ein neues Aggregat im Kühlraum (5000 Euro). Hässlich und wegen des schlecht ablaufenden Rgenwassers problematisch findet der Ausschuss auch den vom Pächter aufgestellten Kunststoff-Pavillon auf der Terrasse zur Altmühl. Hier soll die Verwaltung ein Angebot für eine feste Pergola aus Glas und Stahl einholen.

"Oldie but goldie" oder ausgedient?

Auseinander gingen die Meinungen in Sachen Bestuhlung. Von „So stabile Stühle kriegt man heute gar nicht mehr, Reparatur und Reinigung wären gut angelegte Arbeitszeit“ (Fackler) über „Vielleicht erst einen Teil ersetzen“ (Baum) bis hin zu „Lieber später, aber komplett und hochwertig anschaffen“ (Tobias Weißhaupt) reichten die Vorschläge. Immerhin rechnet das Bauamt bei einem Austausch aller 500 Stühle und 60 Tische mit Kosten bis zu 100.000 Euro. Der Aufwand für die Reparaturen durch den Bauhof beläuft sich für die vergangenen sechs Jahre auf insgesamt 187 Arbeitsstunden und 7800 Euro.

Ebenfalls keinen Beschluss gab es über die Zukunft des Nebengebäudes unweit des Altmühlstegs. Der Schuppen dient derzeit als Ablageplatz für Möbel, Sonnenschirme und Abfall. Er ist rissig, das Tor schließt nicht mehr. Ein „einfacher Neubau“ in Form einer Garage mit Satteldach (Baum) oder einer Holz-Einhausung mit Containern (Uwe Linss, CSU) wäre ab etwa 25.000 Euro zu haben. Klaus Fackler sprach sich indes für den Erhalt des Häuschens aus, da es „zum Ensemble gehört, so wie vor 100 Jahren halt der Baugeschmack war, und heute nicht alles modern und eckig sein muss“.

Zwingend saniert werden müssen schließlich die Wohnungen über dem Stadthallen-Lokal, in denen das Personal wohnt. Auch an ihnen wurde seit 1989 nichts gemacht, was an Rissen, gesprungenen Fliesen und einer fast schon historischen Elektroinstallation ablesbar ist. 68.000 Euro soll die Renovierung kosten, 50.000 sind bereits im Budget für die städtischen Liegenschaften eingeplant.

Ganz generell hätte das Bauamt laut Thomas Schäff schließlich noch gern eine Entscheidung, „wie es grundsätzlich mit der Halle weitergeht“. Wolle die Stadt „weitermachen wie bisher, renovieren, generalsanieren oder ganz neue Wege gehen“? Zumindest beim Unterhalt dürfe es ein „Weiter wie bisher“ jedoch nicht geben.

Die Treuchtlinger Stadthalle im Wandel der Zeit

• 1908: Bau als Turnhalle des TV Treuchtlingen

• 1954: Anbau der Toiletten-, Wasch- und Duschräume

• 1957: Umbau der Gaststätte

• 1977: Bau von 200 Parkplätzen, Anbau für Leergut, Umbau des Nebengebäudes

• 1989: Generalsanierung

• 1995: Eröffnung des Biergartens

• 2004: Anbau des Stuhllagers

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