Treuchtlinger Wasserstreit: Kreis stoppt Erweiterung
18.7.2019, 13:46 UhrDer Probebetrieb für das Treuchtlinger Unternehmer Altmühltaler Mineralbrunnen zur zusätzlichen Entnahme von 300.000 Kubikmeter Tiefengrundwasser ist nicht genehmigungsfähig. Nun liegt auch der ablehnende Bescheid vor, der den Treuchtlinger Stadtwerken übersandt wurde.
Diese hatten den Antrag gestellt, zusätzliches Wasser aus dem Tiefengrundwasser zu entnehmen, damit es die Firma Altmühltaler als Mineralwasser abhüllen kann. Das ist nach Einschätzung des bayerischen Innenministeriums jedoch kommunalrechtlich nicht zulässig, da die Treuchtlinger Stadtwerke ein Eigenbetrieb der Kommune sind. Die Stadtwerke dürften den Antrag nur für die öffentliche Wasserversorgung stellen und nicht für das Interesse eines Unternehmens.
Das Umweltministerium hat dem Landratsamt empfohlen, den Antrag aus sachlichen Gründen abzulehnen. Demnach darf eine Erlaubnis nicht erteilt werden, weil "schädliche Grundwasserveränderungen" zu erwarten sind. Schon jetzt gebe es eine Übernutzung des Grundwassers, allgemein solle in Zukunft weniger Wasser entnommen werden, so Marius Mauerer, Leiter der Abteilung Bau und Umwelt am Weißenburger Landratsamt.
Das Problem bei der Entnahme des bis zu 10.000 Jahre alten, reinen Tiefengrundwassers ist, dass Wasser aus einer höheren Schicht nachläuft, welches durch vom Menschen verursachte Schadstoffe – etwa Nitrat aus Düngemitteln – verunreinigt ist. Neben dieser "anthropogenen", also menschengemachten Probleme, kommen auch geologische Probleme hinzu: So könnte in den Gesteinsschichten gelagertes Arsen und Uran ins Tiefengrundwasser kommen.
Abweichende Zeiträume
Das Wasserwirtschaftsamt in Ansbach war zuvor in einem Gutachten zu dem Ergebnis gekommen, die probeweise Erhöhung der Fördermenge für sieben Jahre zu genehmigen. Amtsleiter Thomas Keller stellte klar, dass das Gutachten seiner Behörde kritisch gewesen sei, der Probebetrieb hätte jederzeit unterbrochen werden können. Danach wollten sich die Experten ansehen, wie sich der Grundwasserpegel verändert hat. Das sei notwendig, da in der Region um die Jahre 2025/26 zahlreiche Wasserrechte erneuert werden müssen.
Angesichts der anhaltenden Trockenheit ist das Landesamt für Umwelt aber zum Entschluss gekommen, dass die Wasservorkommen bereits heute übernutzt seien und eine Mehrentnahme nicht möglich sei. Vielmehr müssten sämtliche Wasserwerke, die am Sandsteinkeuper angeschlossen sind, mit einem geringeren Verbrauch ab 2026 rechnen. Die fachliche Ansicht der beiden Behörden sei gleich gewesen, so Keller, nur der Zeitpunkt für die Neubewertung der Rechte sei anders gewesen.
Die nächsten Wasserbewirtschaftungspläne wird das Landesamt für Umwelt nun für ganz Bayern erstellen, jede Gemeinde muss melden, wie viel Wasser sie in Zukunft brauchen wird. Da es in Franken sowieso weniger Regen als im Rest des Freistaats gibt, müsse in Zukunft noch sparsamer mit dem Wasser umgegangen werden.
Der von einer Treuchtlinger Bürgerinitiative gestartete Bürgerentscheid "Stop zum Raubbau am Tiefengrundwasser" ist nach Ansicht von Landrat Gerhard Wägemann schon entschieden, da die Stadtwerke eben aus formalen Gründen den Antrag nicht hätten stellen dürfen. Nach der Expertise aus dem Umweltministerium hätte aber auch ein anderer Antragsteller keine Aussicht auf Erfolg. Die Stadtwerke Treuchtlingen haben nun einen Monat Zeit, um beim Verwaltungsgericht Klage einzureichen.
Was bedeutet das für die Zukunft der Firma Altmühltaler Mineralbrunnen?Auch Landrat Gerhard Wägemann sieht die Firmenaussiedlung von Altmühltaler aus der Treuchtlinger Innenstadt als großen Vorteil. Allerdings dürfe die Aussiedlung nicht mit dem Thema der höheren Nutzungsrechte verquickt werden. Nach Angaben von Thomas Keller vom Wasserwirtschaftsamt sei eine Reduzierung der Entnahmemenge für alle am Grundwasservorkommen angeschlossenen Versorger geboten.
Es sei nicht ausgeschlossen, dass auch die Firma Altmühltaler in Zukunft weniger Wasser entnehmen dürfe, als es jetzt schon der Stand ist. Dies sei jedoch mit großen Hürden verbunden, sagt Wägemann, schließlich gehe es auch um die Zukunft des Unternehmens und seiner Mitarbeiter. Außerdem sei Altmühltaler auf die Wasserversorgung vor Ort angewiesen, „den Bürgern kann es egal sein, wo ihr Wasser herkommt“, so Wägemann, der sich auf die Fernleitung bezieht, die Treuchtlingen mit Lechwasser versorgt.
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