Umstrittener Sanierer: Nawratil als Retter für ANregiomed?
11.7.2017, 05:56 UhrMehr Rückhalt kann sich Helmut Nawratil (47) nicht wünschen. Bezirkstagspräsident Richard Bartsch stellte sich eindeutig hinter den Chef des Kommunalunternehmens, obwohl der Mann leitende Angestellte wie etwa Chefärzte in den vergangenen Jahren in Serie aus dem Unternehmen drängte.
Immerhin: Nawratil hat das marode Unternehmen mit den Bezirkskliniken zumindest in der wirtschaftlichen Bilanz wieder aus den roten Zahlen geführt. Und das ist für Bartsch auch politisch wichtig. Denn die Miesen der Bezirkskliniken musste der Bezirk über die Umlage von den beteiligten Kommunen im Regierungsbezirk einfordern.
Während nun verstärkt Mitarbeiter gegen die umstrittenen Führungsmethoden Nawratils aufbegehren und angesichts des Rotstifts "Sorgen um die Qualität" äußern, könnte der Manager bald eine weitere Aufgabe bekommen.
Seit Monaten ringen Stadt und Landkreis Ansbach um die Zukunft ihres Klinikverbunds. Klinikkonzerne sowie die Diakonie Neuendettelsau haben längst ein Auge auf das Unternehmen geworfen, das durch seine Monopolstellung in dem riesigen Landkreis zumindest Gewinnchancen birgt.
Aber auch Politiker aus allen Fraktionen des Bezirkstags überlegen ein mögliches Zusammenspiel der Bezirkskliniken mit ANregiomed. Da ist der erfolgreiche Sanierer Nawratil, der etwa durch die Bündelung der Einkäufe enorme Summen eingespart hat und so auch ANregiomed aus den Miesen helfen könnte.
Politischer Einfluss
Und da ist auch noch die Sorge, die medizinische Grundversorgung im Landkreis Ansbach nicht dem freien Medizinmarkt zu überlassen, sondern den politischen Einfluss weiterhin geltend machen zu können — wie im Fall der Bezirkskliniken.
Dabei gibt es schon erste Überlegungen für eine Satzungserweiterung. Denn bisher hat Vorstand Nawratil durch den Rückhalt der CSU im Bezirkstag starke Freiheiten; die SPD im Verwaltungsrat konnte immerhin die Privatisierung von nichtmedizinischen Abteilungen wie Fahrdiensten und Wäscherei verhindern. Eine neue Satzung müsste die Mitsprache der Stadt und des Landkreises Ansbach beinhalten, sei es im Kommunalunternehmen oder als Tochtergesellschaft der Bezirkskliniken.
Gerade die Vorwürfe gegen Nawratil hätten gezeigt, so Bezirkspolitiker, dass die gewählten Volksvertreter im Verwaltungsrat weiter starken Einfluss haben müssen und auch den im Fall Nawratil vielfachen anonymen Anschuldigungen erst einmal nachgehen müssen.
Allerdings rechnet niemand in Ansbach mit einer schnellen Entscheidung. Zunächst ist die Unruhe in der Belegschaft wegen immer neuer Vorwürfe gegen Nawratil wegen "nicht zu akzeptierender Menschenführung" groß. Aber im Fall ANregiomed drängt die Zeit: Während um die Zukunft des Verbunds gestritten wird, wachsen die Chancen auf eine Übernahme durch Dritte. Das Schlüsselwort heißt Geschäftsbesorgung: Klinikbetreiber Sana war im April im Verwaltungsrat gescheitert.
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