So lief die Betriebsversammlung
Arbeitsplätze in Gefahr? Mercedes verkauft Niederlassungen - auch in Nürnberg
20.3.2024, 12:20 Uhr800 Millionen Euro - diese Summe müsste die Mercedes-Benz Group AG in seine 20 deutschen Niederlassungen und 83 Autohäuser investieren, um diese auf den neuesten Stand zu bringen und damit konkurrenzfähig zu halten. Offenbar zu viel für den Stuttgarter Autogiganten. Denn der möchte sparen und zumindest einen Teil der Autohäuser an einen privaten Investor abgeben. Darüber wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heute bei einer Betriebsversammlung in Nürnberg informiert. Diese Entscheidung sei "unwiderruflich" heißt es seitens der Geschäftsführung am Mittwoch, so IG Metall Nürnberg.
Harald Dix von der IG Metall Geschäftsstelle in Nürnberg äußert sich gegenüber unserer Redaktion empört: "Es ist unverschämt, wenn man sich das dritte Quartal 2023 anschaut, in dem Mercedes einen soliden Gewinn von 4,8 Milliarden erwirtschaftete (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Anm. d. Red.) und jetzt jammert, weil sie einmalig 800 Millionen investieren müssen. Auch ein neuer Investor müsste Geld in die Hand nehmen – wie bekommt der das wieder rein?" Dix ist unter anderem Betriebsbetreuer. Die Sorge vor den Auswirkungen auf die Beschäftigten in den Niederlassungen und Betrieben ist groß.
Rund 270 Beschäftigte in Nürnberg
Betroffen wären deutschlandweit 8000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 270 davon in Nürnberg. Diese sind tariflich gebunden und haben damit eine Standortgarantie sowie eine Anstellung bis 2029, sagt Dix. Der Verkauf solle allerdings schon vorher stattfinden. Ob der neue, bisher unbekannte Investor die Mitarbeiter mit all ihren Vorzügen des Kfz-Handwerkstarifs, wie Arbeitszeiten, Entgelt, Urlaub, Altersvorsorge und vor allem Bonuszahlungen übernimmt oder ob die Mitarbeiter dabei künftig Abstriche machen müssen, ist fraglich. Eine verpflichtende Übernahme des Tarifs wird jetzt geprüft, heißt es seitens der IG Metall.
Mercedes will zu sozialer Verantwortung stehen
Zur Situation und Stimmung an einzelnen Standorten möchte sich Mercedes derzeit noch nicht äußern, heißt es auf Nachfrage. Ein Sprecher teilte jedoch schriftlich mit: "Jede Niederlassung wird individuell und niederlassungsspezifisch geprüft – dies gilt für alle Own-Retail-Betriebe in Deutschland, unabhängig ob in ländlichen oder städtischen Regionen."
Weiter heißt es: "Im Falle eines Verkaufs ist für uns das Prinzip des 'Best Ownerships' bei möglichen Investoren entscheidend. Dabei sind uns Kriterien wie ausgewiesene Automobil Retail Expertise, nachhaltige Investitionsbereitschaft, langfristiges unternehmerisches Konzept, wirtschaftliche Stärke und Aufgeschlossenheit gegenüber Arbeitnehmervertretungen besonders wichtig. Wir planen nicht, an reine Finanzinvestoren zu verkaufen und eine Schließung von Standorten ist nicht Gegenstand der Überprüfung".
Abschließend, merkt Mercedes an, stehe der Automobilkonzern auch zu seiner sozialen Verantwortung. Sollte es zu einer Neuaufstellung kommen, werde es keine Kündigungen geben. Arbeitnehmervertretungen sollen eng in die Prüfung eingebunden werden. Mit anderen Worten: Der Konzern setze sich für die jetzigen Tarifbedingungen auch bei einem neuen Eigentümer zwar ein, garantieren kann er diese aber natürlich nicht. Für die Mercedes-Kundschaft soll sich hingegen nichts ändern: Alle Autohäuser sollen erhalten bleiben, Verkauf und Service vor Ort wolle man "stärken".
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