Viele Bade-Tote: Warum Bayern Nichtschwimmer-Land ist
5.8.2017, 05:29 UhrAußerdem werden immer mehr Bäder im Freistaat geschlossen. In Mittelfranken etwa wurden im Jahr 2015 der Badebetrieb in vier öffentlichen Schwimmbädern eingestellt, vier weitere sind akut von der Schließung bedroht. Des Weiteren besteht bei 21 mittelfränkischen Hallen- und Freibädern Sanierungsbedarf, wie das Bayerische Innenministerium vor einigen Monaten auf eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion antwortete. Bundesweit droht derzeit rund 700 der etwa 7500 noch in Betrieb befindlichen Schwimmbäder die Schließung.
Die sinkende Zahl von Bädern in akzeptabler Entfernung ist freilich nur ein Grund dafür, dass es beim Schwimmunterricht an Bayerns Grundschulen einige Probleme gibt. Neben Zugang zu Bädern brauche es mehr ausgebildete Schwimmlehrer und Fortbildungen, fordert Simone Fleischmann, die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV). "Ich weiß, dass es ganze Grundschulen gibt, die nicht schwimmen gehen", kritisiert die BLLV-Funktionärin. In Einzelfällen ist es sogar vorgekommen, dass Schüler zwar ins Schwimmbad gefahren wurden, dort aber wegen kurzfristigen Personalmangels nur Trockenübungen am Beckenrand ausführen durften.
DLRG will mit Aktion gegensteuern
"Wenn diese Entwicklung so weitergeht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann Deutschland zu einem Land der Nicht-Schwimmer wird", warnt Achim Haag, Vizepräsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) angesichts von bundesweit 537 tödlichen Badeunfällen im vergangenen Jahr. Etwa ein Fünftel dieser Unglücke ereignete sich in Bayern.
Vor Kurzem hat Haags Verband eine Umfrage zur Schwimmfähigkeit von Kindern durchgeführt, das alarmierende Ergebnis: 59 Prozent der Zehnjährigen in Deutschland sind "keine sicheren Schwimmer", wobei es keine genaue wissenschaftliche Definition dieses Begriffs gibt. Laut der DLRG könne als sicherer Schwimmer nur gelten, wer die Disziplinen des Jugendschwimmabzeichens in Bronze sicher beherrscht und unter anderem innerhalb von 15 Minuten mindestens 200 Meter weit schwimmen kann.
Die DLRG-Jugend Bayern hat deshalb gemeinsam mit dem Bayerischen Gesundheitsministerium die Aktion "Sichere Schwimmer" ins Leben gerufen, an der inzwischen rund 40 Schulen im Freistaat teilnehmen. Die Wasserwacht wiederum bietet unter dem Motto "Schwimmen ist mehr als baden gehen" spezielle Kurse für den Nachwuchs an.
"Das Problem sind auch die Spaßbäder", weiß Peter Astashenko, Geschäftsführer der Wasserwacht Bayern. Dort würden die Kinder und Jugendlichen nur rumplanschen und seien deshalb überhaupt nicht auf die völlig andere Situation im Freigewässer vorbereitet. "In Seen, Flüssen oder Baggerweihern passieren die meisten Unfälle, weil es hier eben keinen Beckenrand gibt und das Wasser auch nicht überall nur 1,30 Meter tief ist", gibt Astashenko zu bedenken.
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