Seltene Vogelart

Sensation für Ornithologen am Altmühlsee: Erstmals brütet in Deutschland ein Kuhreiher

Marianne Natalis

12.8.2023, 16:12 Uhr
Erstmals hat ein eigentlich eher weiter südlich beheimateter Kuhreiher in Deutschland gebrütet, und zwar am Altmühlsee. Dieser Jungvogel lief einer Aktiven der hiesigen LBV-Kreisgruppe vor die Kamera.

© Sonja Dollhopf, dpa Erstmals hat ein eigentlich eher weiter südlich beheimateter Kuhreiher in Deutschland gebrütet, und zwar am Altmühlsee. Dieser Jungvogel lief einer Aktiven der hiesigen LBV-Kreisgruppe vor die Kamera.

Eine Aktive aus der LBV-Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen hat die Jungvögel dieser in Deutschland sehr seltenen Reiherart am Altmühlsee entdeckt und fotografiert. Beim bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) ist die Freude groß. „Es ist immer beeindruckend, wenn eine neue Vogelart zum ersten Mal bei uns brütet. Gerade in Zeiten der Artenkrise, in der immer mehr Tiere und Pflanzen vom Aussterben bedroht sind, motivieren uns solche Ereignisse“, so Jan Heikens, LBV-Gebietsbetreuer am Altmühlsee, in einer Pressemitteilung.

In Spanien und Afrika

Der etwa 50 Zentimeter große, weiße Reiher mit gelbem Schnabel kommt weltweit vor, in Europa hauptsächlich in Spanien. In Afrika ist er oft auf den Rücken von Büffeln sitzend zu sehen. Mit ihm ist nun die sechste Reiherart in Bayern heimisch geworden. Im Vorjahr konnten die Aktiven der hiesigen LBV-Kreisgruppe bereits erwachsene Kuhreiher am Altmühlsee beobachten.

Die Kuhreiher zeigten sich dabei im Prachtkleid mit gelben Schmuckfedern und trugen Nistmaterial - ein erstes Zeichen, dass sich der Altmühlsee zum Nestbau eignet. „Seit diesem Frühjahr gingen regelmäßig viele Meldungen von Kuhreihern bei uns am See auf der Meldeplattform ornitho.de des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten ein. Am 20. Juli konnte Bianca Satzinger, Aktive aus unserer Kreisgruppe, dann mit Fotos von einem der drei Jungvögel den erfolgreichen Brutnachweis liefern“, so LBV-Kreisvorsitzender Sebastian Amler.

Erwachsene Kuhreiher, wie dieser in seinem Prachtkleid, wurden bereits im vergangenen Jahr am Altmühlsee gesichtet.

Erwachsene Kuhreiher, wie dieser in seinem Prachtkleid, wurden bereits im vergangenen Jahr am Altmühlsee gesichtet. © e-nn-gun-20230810_095335-1.jpg, no credit

Jungvögel des Kuhreihers sind im Vergleich zum Altvogel gut am dunklen Schnabel zu erkennen, der sich dann recht schnell gelb verfärbt. Die Kuhreiher am Altmühlsee kommen nach Angaben des LBV mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Mittelmeerraum, weil Kurzstreckenzieher sind. „Die stark steigenden Bestände des Kuhreihers in Spanien und Frankreich sorgen dafür, dass sich das Brutareal dieser Vogelart ausbreitet. Bisher gab es in Deutschland nur Brutversuche von entflogenen Kuhreihern aus Gefangenschaft, die aus Zoos oder privater Haltung stammen“, erläutert Jan Heikens.

Der Kuhreiher ist weniger an große Gewässer gebunden als seine heimischen Verwandten und brütet mitunter sogar in Parks. Seine Nahrung, hauptsächlich Insekten, findet er meist bei Viehherden oder nach der Mahd auf Wiesen sowie nach dem Pflügen auf Feldern. „Die Vogelinsel im Altmühlsee bietet dem Kuhreiher alles, was er zum Leben braucht: reichlich Nahrung, geschützte und ruhige Brutbereiche - vielleicht in der dortigen Nachtreiherkolonie - und sogar Weidevieh“, erklärt der LBV-Gebietsbetreuer.

Wertvolle Nahrungsquelle

Der Kuhreiher hat nämlich eine Vorliebe für Viehherden, weil diese immer eine Vielzahl an Insekten und somit eine wertvolle Nahrungsquelle mit sich bringen. So ist der Kuhreiher wohl auch zu seinem Namen gekommen.

Im Freistaat lassen sich neben dem Graureiher auch der nur lokal verbreitete Purpurreiher und der häufiger werdende Nachtreiher gut beobachten. Sehr häufig wird mittlerweile der stattliche Silberreiher gesichtet, der vor der Jahrtausendwende nur ein seltener Gast war. „Der Kuhreiher ist vergleichsweise klein und nur halb so groß wie ein Silberreiher. Im Jugendkleid ist der Kuhreiher leicht mit dem ebenfalls am Altmühlsee vorkommende Seidenreiher zu verwechseln, der allerdings einen markanten Federschopf und gelbe Füße hat“, so Jan Heikens.

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