"Industrieller Massentourismus": Offener Brief gegen Center-Parcs-Pläne

12.10.2020, 19:14 Uhr
 Auf dem rund 150 Hektar großen Gelände zwischen Langlau und Brombachsee war bis Ende 2007 die Munitionsanstalt (Muna) der Bundeswehr. Nun will hier Center Parcs eine Ferienanlage bauen.

© Limes-Luftbild.de  Auf dem rund 150 Hektar großen Gelände zwischen Langlau und Brombachsee war bis Ende 2007 die Munitionsanstalt (Muna) der Bundeswehr. Nun will hier Center Parcs eine Ferienanlage bauen.

Bis vor Kurzem sei die Entwicklung des Fremdenverkehrs im Fränkischen Seenland auch vom Verband "stets positiv eingeschätzt" worden, schreiben die 21 Unterzeichner, die aus Absberg, Enderndorf, Laubenzedel, Ramsberg, Regelsberg und Rehenbühl kommen. Der Tourismusverband habe nun eine Kehrtwende vollzogen und rühre "offensiv die Werbetrommel" für eine Form des "industriellen Massentourismus". Aus Sicht der Vermieter ist das "skandalös".


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Der Geschäftsführer des Tourismusverbands, Hans-Dieter Niederprüm, und Vorsitzender Gerhard Wägemann, sehen, wie mehrfach berichtet, in einem Center Parc auf dem Muna-Gelände bei Langlau dagegen eine Bereicherung für die Region. Für die Unterzeichner bedeute die Positionierung des Tourismusverbandes dagegen die Abkehr vom bisher propagierten Weg des sanften Tourismus.

"Völlig überdimensioniert"

Die Ferienanlage sei ihrer Meinung nach "völlig überdimensioniert" und eine "marktbeherrschende Konkurrenz um Feriengäste und Mitarbeiter". Die Investitionen der vorhandenen Anbieter von Unterkünften würden durch eine solche Anlage entwertet.

Nachhaltiger Tourismus, der seine natürlichen Grundlagen nicht zerstöre, werde andernorts aus Sicht der Unterzeichner groß geschrieben. Die Verfasser nennen als positive Beispiele die Region Balderschwang, wo eine Skischaukel abgelehnt wurde.


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Kleinteilig und vielfältig sei der Tourismus im Seenland bisher, dazu hätten auch die eigenen Gäste-Unterkünfte beigetragen: "Unsere Gäste-Unterkünfte haben das Entstehen eines Seenland-Tourismus in den letzten 50 Jahren erst möglich gemacht und zu der stetigen Erhöhung der Übernachtungszahlen beigetragen." Weniger Betten würden aus Vermietersicht bedeuten, dass die vorhandenen Betriebe besser ausgelastet werden. Einen Bedarf an zusätzlichen 5000 Betten sehen die Unterzeichner im Unterschied zum Tourismusverband dagegen nicht.

Entspannter Urlaub in einem "noch weitgehend ländlich geprägten, beschaulichen Landstrich", das sei der Markenkern des Seenlands, glauben die Vermieter. Das würde aus ihrer Sicht durch einen Center Parc in Frage gestellt. Das Seenland dürfe nicht "zur folkloristischen Kulisse einer überdimensionierten" Ferienanlage verkommen, schreiben sie. Deshalb sollte aus ihrer Sicht das Muna-Gelände im Eigentum der öffentlichen Hand bleiben und zum Wohle der Allgemeinheit entwickelt und genutzt werden.


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Die Unterzeichner des Offenen Briefes: Feriendomizil Carmen Hofmann; Ferienhof Hofer, Elke Bauer; Pension Rosengärtchen, Rainer Schletterer; Ferienhaus zum Holzwurm, Christa Högner; Ferienhof Ursula Schärtel; Ferienwohnung Moni Gottert; Ferienwohnung Claus Rammler, alle Absberg; Hanserhof , Brigitte u. Helmut Selz, Enderndorf; Ferienhaus Elisabeth u. Gerhard Meyer, Laubenzedel; Pension Seerose, Mathias Ermer, Ramsberg; Pension Zottmann, Andrea Mogl, Ramsberg; Ferienhaus Norbert Krengel, Regelsberg; Pension Gisela Franz, Rehenbühl; Gästehaus Gagsteiger, Weinbergshof.

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