Dazu kommt, dass die Fläche, auf dem der Center Parc entstehen könnte, nicht aus dem touristischen Bestand genommen wird, sondern neu hinzukommt. Sie ist seit Jahrzehnten eingezäunt und darf nicht betreten werden. Die Allgemeinheit verliert also keinen einzigen Strandmeter wegen einer möglichen Feriendorfsiedlung.
Deutlich schwerer als Argument wiegen die Umweltbedenken. Für einen Bau müssten große Flächen Wald gerodet werden, die sich die vergangenen Jahrzehnte ungestört entwickeln konnten. Hier muss im Zuge eines Raumordnungsverfahrens genau hingesehen werden, was auf dem Muna-Areal kreucht und fleucht. Darauf aber kann man sich verlassen. Die Umweltauflagen sind kein Wunschkonzert, sondern strikt und hart, was Ausgleichsflächen, Artenschutz und Vorgaben betrifft. Fledermäuse haben Brückenprojekte beendet und Hamster das Aus für Umgehungsstraßen bedeutet.
Das betreffenden Areal immerhin steht nicht unter einem besonderen Umweltschutzstatus. Und – das darf nicht vergessen werden – es ist erheblich belastet. Wir reden hier von einem Fichtenwald mit Bunkern und Gleisanlagen, dessen Boden voller Munition und Altlasten steckt. Sollte ein Unternehmen das Areal kaufen, dann wird es das auf eigene Kosten "säubern" müssen. Das kostet nicht nur weitere Millionen, das wäre auch ein Gewinn für die Umwelt. Und Center Parcs weiß, was es sich da antun würde. Schon der 2018 eröffnete neue Park im Allgäu entstand auf dem Areal einer ehemaligen Munitionsanstalt.
Bleiben die Klagen der Kritiker über die Kommerzialisierung. Sie finden oft einfachen Applaus. Allerdings ist es nun mal die Aufgabe eines Unternehmens Gewinn zu erwirtschaften. Der Schreiner um die Ecke arbeitet auch nicht nur, weil er Holz so gern mag, sondern, weil er sein Auto abbezahlen muss. Es geht eher darum, ob der Inhalt eines Geschäftsmodell vertretbar und vernünftig erscheint. Und da muss man im vorliegenden Fall zu dem Schluss kommen: Es gibt schlimmere Gewerke, als den Menschen einen Urlaub im Seenland zu verkaufen.
Man könnte die Förderung des Inlands-Tourismus sogar als gesellschaftlichen Gewinn begreifen. Dass Kreuzfahrten durch die Karibik und die Billig-Flieger in die Türkei nicht die Zukunft sein können, wusste man schon vor Corona. Da ging es allerdings noch um die Umweltbelastungen unserer Mobilität und nicht um den Transport von Krankheitserregern.
Klassische Seenland-Probleme
Es gibt gute Erwiderungen auf die Argumente der Gegner, es gibt aber auch Gründe, die direkt für ein solches Projekt sprechen. Der Wichtigste: Das Projekt kann helfen, Probleme des Seenlands zu lösen.
Der Tourismus hier leidet darunter, dass es zu wenig hochwertigen Unterkünfte gibt, dass die Urlauber zu wenig Geld hier lassen, dass die Saison zu kurz ist. Tourismus im Seenland ist in vielen Fällen ein Nebenbei-Geschäft. Das führt oft zu mangelnder Qualität. Beispiele sind abgewohnte Ferienwohnungen, schlechte Gastronomie und mangelnde Infrastruktur.
Gute Konzepte, mit hohem Einsatz an Arbeit und Geld sind oft nicht umsetzbar, weil Masse und Klasse fehlen. Die Saison ist zu kurz, und außerhalb der Ferien auch im Sommer längst nicht überall begeisternd. Ein Center Parc würde hier nicht alle Probleme lösen, aber er wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Vor allem, weil die Parks ganzjährig betrieben werden. Sie schaffen es mit ihrer hochwertigen Freizeit-Infrastruktur Urlauber auch im Winter ins Seenland zu holen.
Und sie bringen Touristen hierher, die Geld haben und dieses auch gerne ausgeben. Es ist richtig, dass die Center-Parcs-Besucher viel Zeit in ihren Ferienanlagen verbringen. Aber eben nicht nur. Eine Untersuchung der örtlichen IHK im Allgäu kam zu der Einsicht, dass die Betriebe der Umgebung sehr wohl von der Ansiedlung profitiert haben. Es werden Ausflüge ins Umland angeboten, beim Bau wurden lokale Firmen bedacht, es entstehen Hunderte von Arbeitsplätzen, ja die Gemeinde betreibt in dem Park sogar eine eigene Tourist-Information, um den Menschen die Region schmackhaft zu machen.
Sollte sich das Projekt konkretisieren, Center Parcs wirklich bauen wollen, wäre es Aufgabe des Unternehmens, den Menschen in der Region zu zeigen, wie sie profitieren können. Das beginnt bei der Möglichkeit für Einheimische, das Erlebnisbad zu nutzen und sollte bei der Einbeziehung regionaler Lieferanten für die dortige Gastronomie nicht enden.
Vielleicht lassen sich Teile der Infrastruktur ja mit Holz aus den Wäldern der Region bauen. Das wäre nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich nachhaltig. Das Thema Gewerbesteuer für die Gemeinde sollte ebenfalls transparent gemacht werden.
Keine britischen Sauftouristen
Sicher müssten viele, viele Fragen geklärt, viele Gespräche geführt und Planungen erläutert werden. Aber ein solches Projekt wäre viel zu interessant für die Region, als es jetzt mit einfachen Argumenten im See zu versenken. Nachhaltiger Tourismus im eigenen Land kann ein Wirtschaftszweig der Zukunft sein. Einer, der der Region ein Auskommen bietet.
Baut Center Parcs ein Millionenprojekt am Brombachsee?
Und Center Parcs ist natürlich in gewisser Hinsicht Massentourismus, aber eben einer der vergleichsweise sanften Art. Wir reden hier nicht von Betonbunkern am Strand, sondern von locker gestreutem Hausbestand in einer parkähnlichen Umgebung. Und wir reden hier nicht von britischen Sauftouristen, sondern von Familien mit Kindern.
Die Größe der Anlage wäre aus regionaler Hinsicht auch ihre Stärke. Ihre Impulse würden nicht verpuffen, sie könnten der Region weiterhelfen. Und dabei wäre sie so nah an einem sanften Tourismus, wie es bei diesen Dimensionen möglich ist.