Zukunftspläne
Nach jahrelangem Verfall: Schloss Syburg ist verkauft
12.9.2021, 10:00 UhrDer Notarvertrag wurde diese Woche unterzeichnet. Das ist ein wichtiges Detail, denn es bedeutet: Der Verkauf ist wirklich in trockenen Tüchern. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass ein ernsthaftes Kaufinteresse am Ende geplatzt ist.
Jetzt stünden zwar theoretisch noch Formalitäten wie etwas das Vorkaufsrecht der Gemeinde im Wege, doch da rechnet Hans-Jürgen Hilscher nicht mit Problemen, sagt er.
Die Erleichterung, dass jemand die Syburg gekauft hat, dürfte in der Region riesig sein. Und tatsächlich habe er viel Entgegenkommen und Zustimmung in den Vorgesprächen mit den beteiligten Behörden erfahren, freut sich der 65-jährige frischgebackene Schlossbesitzer im Gespräch mit unserer Zeitung.
Jahrzehntelange Streits mit dem Schlossherrn
Bereits im Vorfeld hatte es Ortstermine mit einem Architekten und dem Landesamt für Denkmalpflege gegeben. Deren Einschätzung und Wohlwollen seien überhaupt die Voraussetzung, dass man sich an so ein aufwendiges Projekt rantraut, erklärt Hilscher. „Ich bin da ganz optimistisch – es wird Zeit, dass da mal was passiert.“
Marodes Märchenschloss: Steht Rettung bevor?
Das rund 1000 Jahre alte Wasserschloss wurde 1977 vom Vater der bisherigen Besitzer erworben, und lange gab es Rechtsstreitigkeiten zwischen ihm und der Gemeinde Bergen sowie dem Landratsamt.
Er klagte bis zum Europäischen Gerichtshof gegen eine angebliche Verunreinigung der Gewässer rund um das Schloss und einer damit einhergehenden Schädigung der Bausubstanz.
Er forderte Millionen als Entschädigung und weigerte sich, Steuern und Abgaben zu zahlen.
Kurz vor der Zwangsversteigerung
In der Folge kam es 2017 fast schon zur Zwangsversteigerung, die jedoch in letzter Sekunde durch die Begleichung der Schulden abgewendet wurde. Doch vor allem Klaus-Peter Zippel, einer der beiden Söhne des (mittlerweile verstorbenen) Schlossherren, drängte auf einen Verkauf.
Interessenten gab es in den vergangenen Jahren genug: Vom Bordellbesitzer bis zum Schrotthändler habe er über das Anwesen geführt, erklärte Zippel im Herbst vergangenen Jahres im Gespräch mit dem Weißenburger Tagblatt.
Weil er sich mit seinem Bruder jedoch nicht einigen konnte und mindestens ein ernsthafter Kaufvertrag in letzter Sekunde geplatzt ist, stand zuletzt eine Versteigerung im Raum.
Es drohte der komplette Verfall
Nun hat das Schloss aber doch noch auf regulärem Weg seinen Besitzer gewechselt. Und das wurde auch allerhöchste Zeit: Noch ein paar Jahre, und das historische Gebäude wäre vielleicht nicht mehr zu retten gewesen.
Der neue Schlossherr Hans-Jürgen Hilscher ist Unternehmer aus der Nähe von Frankfurt. Seine Hilscher Gesellschaft ist ein weltweit agierendes Technologie-Unternehmen, das mittlerweile der Sohn führt.
Schloss Syburg: Es droht der Verfall
Nach einem Objekt wie Syburg hat der 65-Jährige aktiv gesucht: Dem Unternehmer schwebte ein historisches Gebäude im Umkreis von Nürnberg vor, das er zur Event- und Tagungsstätte umbauen kann.
Hier hatte Hilscher nämlich – aus eigener Erfahrung – eine Marktlücke ausgemacht. „Und vom Schicksal des Schlosses hat man natürlich gelesen.“
Das hat der neue Schlossbesitzer vor
Ein Schicksal, das nun eine Wende erfährt. Die Anlage umfasst Hauptgebäude, Scheunen, Wirtschaftshäuser, Orangerie, Pavillon und Schlosspark.
Doch nur ein Teil davon soll im Projekt „Syburg 2025“ zur Location für Events und Tagungen umgebaut werden. Den anderen Teil will Hans-Jürgen Hilscher selbst bewohnen, gemeinsam mit seiner frisch angetrauten Ehefrau.
Um den neuen Lebensabschnitt gleich doppelt zu besiegeln, haben Hans-Jürgen Hilscher und Anja Schikarski-Hilscher sich auch direkt auf Schloss Syburg vor Bergens Bürgermeister Walter Gloßner das Ja-Wort gegeben – und der neue Schlossherr hat seine Braut standesgemäß über die Schwelle des Schlosstores getragen. Nach Jahrzehnten im Dornröschenschlaf darf Syburg endlich wieder aufwachen.