Nur rudimentär besetzt
Pleinfeld kam das Bauamt abhanden
15.7.2021, 12:40 UhrDas Bauamt wurde auf Betreiben des Bürgermeisters erst vor rund zwei Jahren von einer auf drei Stellen aufgestockt. Ein Mitarbeiter ist längerfristig erkrankt, einer wurde von Bürgermeister Frühwald gekündigt, zwei weitere haben die Gemeinde auf eigenen Wunsch verlassen. Das wurde in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats deutlich.
„Wir haben jetzt zwei Kollegen aus anderen Bereichen herangezogen, die affin in Sachen Bauantragswesen sind“, erklärte Bürgermeister Frühwald auf Anfrage unserer Zeitung. Bürger könnten weiterhin Bauanträge bei der Gemeinde einreichen und sich erkundigen. Als Genehmigungsbehörde zuständig sei ohnehin das Landratsamt.
Die Freien Wähler in Person von Fraktionsvorsitzenden Uwe Geuder bezweifeln allerdings, dass das alles so einfach ist. „Für Häuslebauer ist das schon ein desolater Zustand. Aus meiner Sicht kann das nicht funktionieren, dass die Anträge da zeitnah abgearbeitet werden können.“
Das Bauamt und das kalte Wasser im Freibad
Zudem kritisiert Geuder, dass nun erhebliches Know-how in der Gemeindeverwaltung fehle, das man brauche, um Projekte voranzutreiben und zu begleiten. „Zuletzt hat sich bei einer Nebenstraße eine Kostensteigerung von 50 bis 60 Prozent ergeben. Das sind Sachen, die einfach nicht mehr nachvollziehbar sind.“ Der Freie Wähler geht davon aus, dass solche Dinge auch wegen mangelnder Bauamts-Expertise entstehen.
Zudem spricht er in punkto Freibad von einem „Schildbürgerstreiche“, den die Gemeinde hingelegt habe. Man habe im Frühjahr 2020 die Sanierung des Daches beschlossen, die dann auf Herbst 2020 verschoben worden sei. „Weil es dann aber keine richtige Bauabnahme gegeben hat, hat man erst jetzt, zum Start der Saison festgestellt, dass man ein Problem hat und befindet sich nun in einem Rechtsstreit.“
Das Ergebnis: die Solarheizung des Bads kann einstweilen nicht zurück auf das Dach und die Pleinfelder müssen sich in dieser Saison mit einem ungeheizten Schwimmbad abfinden. Auch das sei ein Problem, das man sich mit fehlender Kapazität im Bauamt eingehandelt habe.
Bürgermeister Frühwald räumt ein, das die mangelhafte Ausstattung des Bauamts die Aktivitäten der Gemeinde verzögern könnte. „Wenn wir hier das Personal nicht haben, dann ist das für das ein oder andere Projekt schon ein Problem. Dann kommen wir da vielleicht nicht so voran.“ Das sei bitter, weil er Dinge anstoßen wolle, Ideen habe und bereits Pläne in der Schublade lägen.
Neu ausgeschrieben
Gerade deswegen habe er ja zu Beginn seiner Amtszeit darauf gedrängt, das Bauamt deutlich besser mit Personal auszustatten und schließlich alle Fraktionen überzeugen können. „Aber Planstellen sind eben das eine, das passende Personal dafür zu finden, das andere“, so der Bürgermeister. Und er scheue sich auch nicht davor, eine Kündigung auszusprechen, wenn er feststelle, „dass es einfach nicht passt“. Man habe die Stellen nun neu ausgeschrieben und werde sehen, ob man damit Erfolg habe.
Grundsätzlich liefen zudem Gespräche mit benachbarten Kommunen über intensivierte Zusammenarbeit. Andere Kommunen würden sich ähnlich schwer tun, Personal zu finden, da könnte es sinnvoll sein, sich gegenseitig zu unterstützen. Frühwald: „In anderen Bereichen funktioniere das mit Zweckverbände ja durchaus auch.“ Ob das eine Lösung für die Bauamtsprobleme sei, müsse sich aber noch zeigen.
Als Ultima Ratio brachte der Pleinfelder Bürgermeister noch das Engagement eines Headhunters ins Gespräch, der sich auf die Suche nach geeignetem Personal mache. „Das sollte aber wirklich die letzte Möglichkeit sein, weil ich keiner bin, der die kommunale Familie da sprengen will, indem er jemanden woanders abwirbt.“
Einen möglichen Grund für den Abschied des anderen Mitarbeiters sah er auch darin, dass die Gemeinde in der Vergangenheit das Bauamt nur mit einer Stelle betrieben habe. In dieser Zeit sei viel liegengeblieben und es gelte jetzt viel aufzuholen. Frühwald: „Das will sich vielleicht auch nicht jeder antun.“
Kritik an der Personalführung
Auf Seiten der Pleinfelder SPD, die sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung ebenfalls kritisch äußerte, sieht man das anders. „Der Bürgermeister ist der Chef des Ladens, das heißt, er ist auch dafür verantwortlich, dass wir das Personal haben, dass wir brauchen. Wenn das nicht der Fall ist, liegt das in seiner Verantwortung“, stellte Bernhard Endres, der Fraktionsvorsitzende der Pleinfelder SPD auf Anfrage unserer Zeitung fest.
Er könne nur feststellen, dass es früher diese Fluktuation in der Verwaltung nicht in dem Maße gegeben habe. Letztlich habe es der Bürgermeister mit der Art seiner Personalführung in der Hand für zufriedene Mitarbeiter zu sorgen, die dann auch bei der Gemeinde blieben.
Das sieht man auch bei den Freien Wählern so. „Ich unterstelle jetzt mal, dass das auch an der Art der Personalführung liegt“, so Uwe Geuder. „Dass es darum geht, dass man Leuten ein gutes Gerüst gibt, in dem sie arbeiten können, dass man nicht zu viele Versprechen am Anfang macht, sondern die Leute schon auch mit der Realität konfrontiert.“
Nun seien im Grunde vier Personen „verbrannt“ worden und die Gemeinde stehe in einem wichtigen Bereich der Verwaltung völlig blank da. In einem Bereich zudem, in dem alle gemeinsam der Meinung waren, dass es mehr Kapazitäten brauche.
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