Weißenburg hat nun seine eigene Maulbeer-Sorte
29.6.2018, 14:36 UhrBotanik-Inhaber Gerd Meyer hat sich das Maulbeer-Fest aus dem armenischen Goris zum Vorbild genommen. „Da wird die Maulbeere jedes Jahr mit einem echten Volksfest gefeiert.“ Und das hat sie auch verdient, findet Meyer. Er kommt schnell ins Schwärmen, wenn er über die Maulbeere spricht. „Mehr Calcium als eine Banane, mehr Eisen als Blattspinat, pflanzliche Proteine . . . Das ist eigentlich ein echtes Superfood, nur dass es bei uns keiner kennt. Da werden lieber die Goji-Beeren gegessen, aber die schmecken halt nicht.“
In seiner Gärtnerei hat Meyer zig Arten der Maulbeere kultiviert und vermehrt sie. Aus aller Herren Länder bringen ihm Freunde und Bekannte Edelreiser von neuen Maulbeerbäumen mit. Eine besondere Art hat er aber direkt vor der eigenen Haustür gefunden. „In Weißenburg gibt es sehr viele Maulbeerbäume. Die meisten sind in den 1930er-Jahren als Hecken gepflanzt worden, um eine eigene Seidenzucht aufzubauen (die Blätter der Maulbeere dienen den Seidenraupen als Nahrung)“, erklärt Meyer. „In der Galgenbergsiedlung ist jede zweite alte Hecke eine aus Maulbeeren, das weiß bloß keiner.“
Allerdings sind sie für den heutigen Gebrauch relativ uninteressant, weil sie nur wegen ihrer Blätter angepflanzt wurden und wenig schmackhafte Früchte haben. „Ich habe aber vor zwei Jahren am Aumühlweiher eine 50, 60 Jahre alte Maulbeere gefunden, die sich mitten in einer Hecke durchgesetzt hat und die super getragen hat.“ Deren Setzlinge sind nun so weit gewachsen, dass sie auch verkauft werden können. Dementsprechend brauchte die neu entdeckte Art dann auch einen Namen, und den bekommt sie nun am morgigen Samstag. Das „Nero“ steht für die schwarze Farbe der Früchte dieses Baumes und das Biricianis ist ein Verweis auf den römischen Namen Weißenburgs in der Antike. Als Taufpate hat sich Landrat Gerhard Wägemann zur Verfügung gestellt. „Auf den Landrat bin ich gekommen, weil ich weiß, dass der auch ein bisschen ein Gartenverrückter ist und da viel auch selber macht.“
Das Maulbeer-Fest selbst will zudem vorführen, was man aus den Früchten der Maulbeere alles machen kann. „Wir haben Maulbeersaft, Maulbeerschokolade, Maulbeergebäck, Maulbeerjoghurt oder das sogenannte Maulbeer-Manna“, erzählt Meyer. Bei Letzterem handelt es sich um eine zur Praline geknetete Fruchtmischung aus Datteln, Maulbeeren, Berberitzen und Aprikosenkernen. Meyer: „Sehr gesund und außerdem auch sehr lecker.“
Der Botanik-Inhaber ist in Deutschland einer der Fachleute, wenn es um die Maulbeere geht und er ist davon überzeugt, dass der Baum noch eine richtige Karriere hinlegen wird. „In Armenien hat man -35 Grad im Winter und +45 Grad im Sommer, die Maulbeere macht das mit, das ist eigentlich der perfekte Baum für den Klimawandel bei uns in den Städten.“
Von einem Gastarbeiter gepflanzt?
Wie die Nero Biricianis nach Weißenburg kam, dazu hat Meyer auch eine Idee. Im Umfeld des Aumühlweihers gab es früher Schrebergärten. „Ich denke, da hat ein Gastarbeiter aus Rumänien, Ungarn oder der Türkei eine Maulbeere angepflanzt. Da finden sich nämlich auch alte Quitten aus der Zeit.“ Zuletzt hatte Meyer übrigens mit einer besonderen Aktion für Aufsehen gesorgt. Er hatte im Beisein des ehemaligen Bayern-Stars Mehmet Scholl in Weißenburg eine Maulbeerensorte nach ihm benannt. Darüber hat inzwischen schon das wichtigste Fachmagazin für Baumschulen in Deutschland berichtet. Die „Mehmet HaltsMaulbeere“, so der offizielle Name, kann ab kommendem Jahr verkauft werden.
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