Literaturhaus

10 000 Euro: Nürnberg bekommt einen Autorenpreis

21.6.2021, 18:13 Uhr
Neuer Schwung: Katharina Erlenwein, Susanne Stemmler, Wolfgang Herfrid und Dirk Kruse vom Vorstand des Vereins Literaturhaus Nürnberg.

© Stefan Hippel, NNZ Neuer Schwung: Katharina Erlenwein, Susanne Stemmler, Wolfgang Herfrid und Dirk Kruse vom Vorstand des Vereins Literaturhaus Nürnberg.

Namensgeberin ist die in Nürnberg geborene, später nach Berlin gegangene und in München gestorbene Gisela Elsner (1937–1992). Viele kennen sie eher von dem Film „Die Unberührbare“, den ihr Sohn Oskar Roehler gedreht hat (und dafür die Namensvetterin Hannelore Elsner gewann), weniger von ihren Büchern wie „Die Riesenzwerge“.

Aber sowohl Leben als Werk dieser Schwierigen, Spöttischen, Schwerzugoutierenden verdienen und bekommen auch mehr denn je Beachtung. Nicht zuletzt dafür wird der neue, alle zwei Jahre verliehene Literaturpreis gut sein, zumal er mit 10 000 Euro üppig dotiert ist.

Eine erste Preisträgerin gibt es auch schon, es ist Natascha Wodin, die in Berlin lebt, aber ihre Wurzeln in der Region hat. In Fürth kam sie 1945 als Kind russischer Zwangsarbeiter zur Welt, in Langwasser wuchs sie auf – triste Anfänge, von ihr in dem Mutter-Buch „Sie kam aus Mariupol“ (2017) beschrieben.

Abend für Gisela Elsner

Die Verleihung findet am Samstag, 10 Juli, 19 Uhr, in der Luitpoldstraße statt; bereits am Freitag gibt es einen literarischen „Abend für Gisela Elsner“, bei dem die Elsner-Herausgeberin Christine Künzel anwesend sein wird und die Schauspielerin Adeline Schebesch liest. Moderator ist Dirk Kruse – der als Vorstandsvorsitzender des Literaturhaus-Vereins auch eine entscheidende Rolle bei der Neuausrichtung hat.

Begehrte Lage: das Restaurant-Café in der Luitpoldstraße.

Begehrte Lage: das Restaurant-Café in der Luitpoldstraße. © Stefan Hippel, NNZ

Sein Ziel ist klar: „Wir wollen mehr in Richtung eines richtigen Literaturhauses gehen... mit mehr Lesungen, mehr Förderung für Kinder, mehr Veranstaltungen.“ Wobei ihm klar ist, dass „richtige Literaturhäuser“ wie in München oder Hamburg über ganz andere Mittel, Stellen und Räume verfügen – und nicht wie in Nürnberg als private, immer noch ehrenamtliche Liebhaberei funktionieren, die sich über die Gastronomie im Haus finanziert.

Umso mehr suchen Kruse und sein im letzten Jahr formierter Vorstand die Kooperation mit anderen lokalen Veranstaltern wie dem KuNo und die stärkere Einbeziehung fränkischer Autoren. Auf dem ersten Programmprospekt vorne drauf: Ewald Arenz, der am 26. Juli lesen wird und mit seinem Roman „Ein großer Sommer“ aktuell erfolgreich ist.

Alles rund ums Buch

„Made in Franken“ nennt sich der Schwerpunkt, bei dem auch ein Biograf Henry Kissingers (29. Juli) und Sams-Vater Paul Maar (1. September) gastieren werden. Ein anderer Fokus liegt auf „Demokratie und Menschenrechten“, da lesen dann Helga Schubert (15. Juli) oder Stefan Aust (19. Juli).

Dana Grigorcea und John von Düffel kommen zur Reihe „Literaturhaus präsentiert“ im Herbst, wenn auch die „Werkstattgespräche“ rund ums Buch starten. (Alle Tickets zu 12.50/6.50 Euro online unter literaturhaus-nuernberg.de)

Von diesem Enthusiasmus wird vielleicht auch der parallel agierende „Literaturclub“ profitieren, über den der Gründer des Literaturhauses Manfred Boos seit 2003 die hochkarätige Lese-Auswahl an Autoren etabliert hat und den Elisabeth Zeitler-Boos als Witwe mit viel Herzblut weiterführt. „Wir sehen uns ganz kollegial und nicht als Konkurrenz“, sagt Kruse. „Und natürlich tauschen wir uns über die Termine und die Inhalte vorab aus.“

Bei den „Texttagen Nürnberg“ am Gewerbemuseumsplatz gibt das Literaturhaus an diesem Wochenende erste Kostproben seines Programms. Oder wie Dirk Kruse es formuliert: „Wir legen jetzt mal los!“

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