Drama

"Der Masseur": Der Fremde mit den Heilkräften

19.8.2021, 15:22 Uhr
Alec Utgoff als "Der Masseur".

© Real Fiction Alec Utgoff als "Der Masseur".

Wie ein Engel taucht Zhenia in der Villensiedlung auf, die Bewohner der uniformen weißen Häuser scheinen ihn lange ersehnt zu haben. Der Mann mit dem Babyface und dem Bodybuilder-Körper bietet ihnen seine Dienste als Masseur an. Er hat heilende Hände – und zudem hypnotische Kräfte, die er bereits bei einem Beamten angewandt hat, um sich die Zutrittsgenehmigung zu der Gated Community der Neureichen zu verschaffen.

Keiner fragt, woher Zhenia (so sanft wie geheimnisvoll gespielt von dem Ukrainer Alec Utgoff) kommt, aber seine Massagen lösen nicht nur körperliche Verspannungen – sie tun auch den Seelen der Menschen gut, deren Leben von Einsamkeit, Überdruss und Ratlosigkeit geprägt ist. "Ich bin dein Heiler", flüstert Zhenia seinen Kunden zu – darunter ein krebskranker Mann, der buchstäblich aufblüht, die gestresste, schöne Ewa, eine alkoholabhängige Mutter und eine in ihre drei Bulldoggen vernarrte Frau.

Eine leicht unheimliche Aura umgibt den Heiler, den Eindringling. Doch der Horror-Touch, den die polnischen Filmemacher Malgorzata Szumowska und Michal Englert ihrer doppelbödigen Satire "Der Masseur" anfangs verleihen, weicht zunehmend einer märchenhaften Erzählung.

Kritischer Blick auf die polnische Upper Class

Mehrfach taucht der Film in die Träume Zhenias ein, die auf eine schicksalhafte Verbindung zum Reaktorunglück von Tschernobyl verweisen. Zauberhaft entrückt wirken die in den Wald und den Schnee führenden Szenen, denen immer wieder absurde, herrlich komische Momente mit den (nie denunzierten) Villenbewohnern gegenüberstehen.

Ganz leichthändig gelingt es Szumowska und Englert, Poesie und Melancholie mit Ironie und einem kritischen Blick auf die polnische Upper Class zu verweben. Ein Film, der seine Rätsel offen lässt und auf leise Weise fasziniert. (113 Min.)

In diesen Kinos läuft der Film.

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