Natürliches Gleichgewicht im Garten
Auch auf die kleinen Dinge kommt es an: So gärtnern Sie nachhaltig!
15.9.2022, 05:53 UhrAuch wenn man einen prächtig grünen Garten hat – oft tun wir darin Dinge, die nicht gut für die Umwelt sind. Dabei könnte nachhaltiges Handeln gerade hier beginnen: im eigenen Reich, wo man sich der Natur zumindest bewusst wird.
"Während sich in der Natur die Stoffe beim Wachsen und Vergehen von pflanzlichem und tierischem Leben im Gleichgewicht halten, wurde im Laufe der Industrialisierung im gärtnerischen Landbau immer mehr entnommen", sagt Marja Rottleb vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Schließlich werden heutzutage nicht nur Blätter, Blüten und Früchte geerntet, sondern auch Schnittgut und Herbstlaub dem Kreislauf entzogen.
Mit dem Kompost starten
Ein guter Anfang, etwas zurückzugeben, ist für Rottleb das Anlegen eines Komposthaufens. "Man sammelt die gesunden Pflanzenreste im Garten, lässt sie verrotten und bringt sie anschließend wieder als Dünger in den Kreislauf ein."
Gleichzeitig wird mithilfe von Kompost die Bodenstruktur verbessert, sodass sich Würmer und viele im Boden lebende Insekten besser darin bewegen können. Darüber hinaus verhilft Kompost beim Speichern von Wasser in der Erde.
Eine gute Alternative dazu ist die Verwertung der abgeschnittenen und gehäckselten Pflanzenreste als Mulch zwischen den Pflanzen im Beet. Stroh, Grasschnitt oder Laub sorgen für Nährstoffe und ein ausgeglichenes Bodenklima.
Der Vorteil des Mulchens ist außerdem, dass die Decke die oberste Bodenschicht schützt. "Eine Bodenbedeckung erhält auch das Bodenleben und sorgt dafür, dass eine natürliche Lockerung und Belüftung des Bodens erfolgt", erklärt Rottleb. Da der Mulch nach und nach verrottet, gehen so wertvolle Nährstoffe zurück an die Erde.
"Wenn man keine Pflanzenreste zum Abdecken hat, sät man eine Gründüngung", rät Marja Rottleb. Pflanzen wie Senf, Buchweizen und Feldsalat werden nicht oder nur teilweise geerntet und in den Boden eingearbeitet.
Regionale Pflanzen kaufen
Die Nachhaltigkeit beim Gärtnern lässt sich Schritt für Schritt steigern. Ein Baustein ist die Auswahl und der Einkauf heimischer Pflanzen, am besten aus biologischem Anbau. Regionale Sorten kommen schließlich mit den lokalen Bedingungen gut klar, ihr Anbau hat sich bewährt. Zudem fallen bei diesen Samen und Pflanzen keine weiten Transportwege an. Das verringert den Energieverbrauch und CO₂-Ausstoß – was beim Klimaschutz hilft.
Ein Nachhaltigkeitstipp für das Staudenbeet sind Wildvarianten, die meist weniger Wasser und Nährstoffe als Prachtstauden benötigen. Außerdem kann man sie leicht selbst aus Samen ziehen. So schlägt man auch bei ihrem Kauf einen umweltfreundlichen Weg ein, weil man auf schwere Transportgewichte sowie Verpackung beim Versand von Pflanzen verzichtet. Immergrüne Sträucher, die vergreisen, kann man durch vitale heimische Laubsträucher wie Feldahorn, Kornelkirsche oder Buche ersetzen.
Verzicht auf Plastiktöpfe
Nicht unterschätzen sollte man übrigens den Kauf oder die eigene Anzucht von Pflanzen in Plastiktöpfen. Die Stoffe – und wenn es nur Splitter sind – können in den Boden gelangen und dort als Mikroplastik zur Belastung werden. Es gibt aber Alternativen im Handel: Auf Märkten zum Beispiel werden junge Pflanzen in Papierbeuteln verkauft, und im Gartenhandel findet man kompostierbare Töpfe. Letztere werden mitsamt dem Wurzelballen in den Gartenboden gesetzt.
Ein Rat für die eigene Anzucht: Man kann kleine Gefäße aus Zeitungspapier falten oder Eierkartons zweckentfremden. Langlebige Alternativen sind Saatschalen aus Holz oder offenporige Tongefäße.
Und manchmal sind es auch die Kleinigkeiten im Garten, die man ändern kann: Auf Plastikschilder beim Beschriften der Aussaaten zugunsten von Metall- oder Holzschildern verzichten. Selbstmachen lassen sie sich etwa aus den gesammelten Holzstielen von Eis. Oder man stülpt die leere Samentüte über einen Stock und schützt sie mit einem leeren Marmeladenglas vor Feuchtigkeit.
Substrat selbst herstellen
Plastikmüll fällt auch beim Kauf von Blumenerde an. Dabei kann man den guten Gartenboden doch auch für Töpfe nutzen, gemischt mit Sand und Komposterde.
Für die Anzucht von neuen Pflanzen aus Samen verzichtet man aber besser auf den Zusatz von Dünger. Und ein Tipp: Die Anzuchterde lässt sich wiederverwerten, indem man sie durch Erhitzen im Backofen sterilisiert. Ausgewachsene Pflanzen in Kästen und Kübeln brauchen mehr Nährstoffe. "Die können durch entsprechend großzügige Kompostanteile zugefügt werden", betont Marja Rottleb. Alternativ lassen sich gebrauchte Teeblätter und Kaffeesatz als Dünger nutzen.
"Ich empfehle, auf dem Balkon auch mal eine sogenannte Wurmkiste auszuprobieren", nennt die Nabu-Referentin eine weitere Düngeralternative. In dieser Kiste zersetzen Kompostwürmer pflanzliche Küchenabfälle zu einem nährstoffreichen Humus.
Gleichzeitig entsteht eine wässrige Lösung, die mit Gießwasser gemischt Nährstoffe in den Boden bringt. Mit diesen kleinen Stellschrauben wird der Garten Stück für Stück nachhaltiger und bietet mehr Raum für Tiere.
Reines Regenwasser
Bei den Tieren ist es wieder so wie beim Boden: Gibt man ihnen Nistmöglichkeiten, Überwinterungsplätze und Nahrung, geben sie auch etwas zurück. So vertilgen Igel und Laufkäfer Schnecken, die sonst so manche Lieblingspflanze im Garten abknabbern würden. Meisen verringern die Blattläuse und Fledermäuse ernähren sich von Mücken.
Und vor allem: Natürlich braucht man für die Bestäubung auch Insekten und Vögel sowie Ameisen für die natürliche Ausbreitung von Samen.
Nicht zuletzt sollte jeder Hobbygärtner sein grünes Reich mit Regenwasser gießen, das er in einer Tonne oder Zisterne gesammelt hat. So punktet man nicht nur in Sachen Ressourcenschutz, sondern auch bei seinen Pflanzen. Denn mit einer minimalen Wasserhärte und ohne Zusätze wie Fluor oder Chlor im Wasser können sich weder Kalke noch andere bedenkliche Stoffe im Gartenboden ansammeln.