Kolumne
Omikron-Welle: Genug orientiert, jetzt muss die Impfpflicht kommen!
28.1.2022, 14:16 UhrLieber Karl Lauterbach,
wie halten Sie das bloß aus, ohne härtere Drogen als Ihren geliebten Rotwein? Wenn schon ich fast nur noch an das Eine denken kann, wie muss es dann erst in Ihrem Oberstübchen aussehen?
Nun, wahrscheinlich braucht es auf dem Stuhl des Bundesgesundheitsministers sogar einen kauzigen Asketen wie Sie, um diesen Schlamassel ohne Herzinfarkt zu überstehen. Nach dem Hickhack über Inzidenzen, Vakzin-Lieferungen, Schutzmasken, Ausgangssperren, Warn-Apps und Booster-Fristen hat der Bundestag kürzlich offiziell begonnen, darüber zu streiten, ob eine eventuelle Impfpflicht nur für Beamte, nur für Pflegepersonal, nur für Übergewichtige, nur für Ostwestfalen oder doch für alle ab achtzehneinhalb, achtzehndreiviertel oder 80 Jahren gelten soll. Ganz ehrlich, Herr Lauterbach, ich bewundere Ihre Geduld, aber ich bin auch irritiert. Neuerdings reden Sie von baldigen Lockerungen. Wie bitte?
Um mich herum kommen die Einschläge näher. Bald hocken die Kinder wieder massenhaft im "Home-Schooling", in Sippenhaft mit ihren zur Quarantäne verdonnerten Eltern, umzingelt von einem undurchdringlichen Vorschriftendschungel, betreut von heillos überforderten Gesundheitsämtern. Gar nicht zu reden von der drohenden Lage in Krankenhäusern. Wir schreiben das Jahr drei nach Corona, und wir leisten uns ernsthaft noch eine "Orientierungsdebatte" zur Impfpflicht? Hat irgendwer im Bundestag ein einziges neues Argument gehört? Dafür oder dagegen? Ich nicht.
Wenn ich es mal in Ihrem Sinne mit meinen Worten sagen darf, Herr Lauterbach: Mit einer Impfpflicht wäre nicht alles automatisch gut, aber vieles besser, sie wäre ein Neuanfang, ein Symbol des Widerstands, auch im Hinblick auf künftige Heimsuchungen. Oder drehen wir uns vor jeder neuen Welle wieder im Kreis, weil wir meinen, es allen recht machen zu müssen? Wollen Ihre Ampel-Freunde und Sie so ge- und entschlossen etwa auch die Energiewende angehen? Na, dann heizen wir in 100 Jahren noch mit Kohle.
So wichtig gesellschaftlicher Konsens sein mag, keine Bevölkerung ist komplett vernünftig. Und was die Warnungen vor deren - offensichtlich längst erfolgter - Spaltung angeht: Eine Demokratie muss willens und in der Lage sein, sich notfalls (!) über Bedenken hinwegzusetzen. Freiheit gibt's nun mal nicht als Einzelfahrkarte. Es ist ja auch nicht so, dass das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit gerade für die Einführung einer Seitenscheitelpflicht zur Debatte gestellt wird. Die (Pflicht-) Impfung kann Leben retten, direkt und indirekt.
Herr Lauterbach, wir haben uns genug orientiert, lassen Sie sich nicht aufhalten! Falls sich jemand deswegen in einer Corona-, Klima- oder Meinungsdiktatur wähnt, empfehlen Sie ihm oder ihr eine Studienreise nach Nordkorea. Aber bitte ungeimpft.
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