Schau für Waffen und Sicherheitstechnologie
Messe Nürnberg erteilt russischen Ausstellern eine Absage
1.3.2022, 17:00 UhrHier stehen Geschütze, Patronen liegen in Glasvitrinen, Pistolen stecken zur Ansicht auf Halterungen und Schaufensterpuppen in Kampfanzügen. Die „Enforce Tac“ hat in Nürnberg ihre Tore geöffnet. Sie ist eine Fachmesse für Sicherheitstechnologie, die in diesem Jahr den Start aller Präsenz-Messen im Messezentrum Nürnberg macht.
Eine Schau, die durch den militärischen Überfall Russlands auf die Ukraine besondere Brisanz hat. Das macht auch Messe-Geschäftsführer Roland Fleck deutlich, indem er einen Entschluss der Geschäftsleitung bekannt gibt: „Trotz Einmarsch der Russischen Föderation in die Ukraine findet die Enforce Tac statt. Und genau deshalb haben wir den aktuellen Rahmenbedingungen als Nürnberg Messe Rechnung getragen und vergangenen Freitag entschieden, Ausstellern aus der Russischen Föderation und aus Belarus die Flächen zu kündigen sowie die Tickets für Besuchende aus diesen Ländern zu stornieren.“ Die betroffenen Aussteller, sagt er, hätten Verständnis für diese Entscheidung der Messe gezeigt.
Die "Enforce Tac" wächst
Im vergangenen Jahr fiel diese Fachmesse pandemiebedingt aus. Sicher ein Grund, dass heuer die Zahl der Aussteller gestiegen ist. Aber nicht der einzige, wie Fleck betont. Das Interesse der Enforce Tac sei seit ihrem Start in Nürnberg generell nach und nach gewachsen. „Zuletzt waren es 300 Aussteller, heuer sind es 377“, sagt er.
Dass aus Sicht der Innenpolitik diese Fachmesse vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine eine besondere Bedeutung hat, macht Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei einem Rundgang durch die Messehallen deutlich: „Angesichts der schwierigen, sicherheitsmäßigen Rahmenbedingungen, die wir in Europa haben, wird mit dieser Messe ein Zeichen gesetzt. Nämlich ein Zeichen dafür, dass wir etwas für unsere innere und äußere Sicherheit unternehmen müssen.“
Lob für den Bundeskanzler
Herrmann lobt in diesem Zusammenhang ausdrücklich, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Sonntag ein „klares Zeichen gesetzt hat.“ Ein Zeichen für eine größere Ausstattung der Bundeswehr und die dafür nötigen finanziellen Mittel von 100 Milliarden Euro als Sondervermögen. Zudem soll künftig mehr als nur das Zwei-Prozent-Ziel der NATO erfüllt werden.
Mehr Geld, so der CSU-Politiker, werde es auch für die innere Sicherheit in Bayern geben. Nach den Beratungen des Haushaltsausschusses des bayerischen Landtags sollen in diesem Jahr 596 Millionen Euro für die bayerische Polizei bereitgestellt werden. „Das ist eine neue Rekordsumme gegenüber 559 Millionen Euro im vergangenen Jahr, was auch schon eine Rekordsumme war“, so Herrmann.
Er verweist auf die Polizeiausstattung in der jüngsten Zeit: neue Uniformen, ballistische Schutzausrüstungen, neue Einsatzstöcke, Dienstpistolen (SFP 9) und Kompaktgewehre (FN SCAR-L). Darüber hinaus die Anschaffung von zwei sondergeschützten Offensivfahrzeugen für gefährliche Einsätze der Spezialeinheiten der bayerischen Polizei vom Typ ENOK 6.2 der Firma „Armoured Car Systems“.
Mehr Nachwuchs für die bayerische Polizei
Doch die beste Ausrüstung nützt nichts, wenn das Personal fehlt. Auch in dieser Hinsicht will der Innenpolitiker liefern. Zumal der 1. März der traditionelle Einstellungstag der bayerischen Polizei ist. Herrmann spricht von einer „neuen Höchstmarke“ mit mehr als 44.500 Stellen insgesamt. „Gerade heute beginnen mehr als 800 Nachwuchskräfte ihre Ausbildung oder ihr Studium bei der Polizei.
Im Herbst folgen weitere 950.“ Doch auch durch aktuelle Ausbildungsabschlüsse kommt wieder Bewegung in die Sicherheitsbehörde. Ab sofort werden rund 640 Nachwuchskräfte die bayerischen Dienststellen zugewiesen. Hinzu kommen 90 Polizeikommissare. Von den insgesamt 730 neuen Einsatzkräften treten mehr als 100 Beamtinnen und Beamte ihren Dienst im Polizeipräsidium Mittelfranken an. Herrmann erläutert, dass Bayern auch künftig weiter investieren wird – personell und materiell.
"Sicherheit in Bayern ist nicht bedroht"
Gegenüber den Medienvertretern betont der CSU-Politiker die Solidarität zur ukrainischen Bevölkerung. „Wir müssen Menschen aus der Ukraine aufnehmen auch in Bayern. Ich stelle fest, dass wir sehr viel Hilfsbereitschaft aus weiten Teilen der Bevölkerung erfahren.“
Er befürwortet auch die Waffenlieferung an die Ukraine zur Verteidigung gegen die Invasionstruppen der Russischen Föderation. Ob er eine Gefahr für die Sicherheit in Deutschland und Bayern sieht? Herrmann: „Die Sicherheit in Bayern ist nicht bedroht.“ Trotz der deutlichen Warnungen Wladimir Putins.