Bürgerversammlung in Pruppach
Standort Allerberg-Pyrbaum: Wie laut wäre das ICE-Werk?
10.11.2021, 06:00 Uhr
Die Bürgerversammlung am Montagabend in Pruppach war nichts für Weichlinge. Bei vier Grad und im Schutz der Dunkelheit begrüßte Bürgermeister Michael Langner um die 40 Teilnehmer vor dem Gemeinschaftshaus zum einzigen Thema: Wo stehen wir und wie geht’s weiter mit dem geplanten ICE-Werk im Bereich Allersberg-Pyrbaum-Roth?
Der Standort, einer von drei möglichen, wäre von Pruppach 1,8 Kilometer entfernt. Zu dem Informationsabend waren die Pruppacher eingeladen, angereist war auch eine Bürgerinitiative aus dem Umland, die an ihren Tröten, Rasseln und Plakaten gut erkennbar waren.
Im Auftrag der Deutschen Bahn informierte Projektleiter Carsten Burmeister über die gesamte Planung. Er ging ein auf die kommende Verkehrswende, die steigenden Fahrgastzahlen und den Klimaschutz. Eine der Forderungen lautet deshalb, den Transport von Personen und Gütern weg von der Straße und hin auf die wesentlich schadstofffreiere Schiene zu bringen. Dazu würden 300 zusätzliche ICE-Züge gebraucht, die in ICE-Werken gereinigt, gewartet und repariert werden müssen.
450 neue Arbeitsplätze
Der geplante Standort bei Nürnberg ergab sich unter anderem aus der Analyse der Fahrpläne, vorhandener Infrastruktur, der zentralen Lage an Fernverkehrsstrecken, der Anzahl an Nachtstilllagen und der geplanten Entwicklung des Deutschlandtaktes. 400 Millionen Euro wird die Bahn im geplanten Raum investieren, 450 neue und zukunftsfähige Arbeitsplätze werden entstehen, und 25 ICE-Züge würden täglich in der 450 Meter langen Halle auf sechs Gleisen behandelt. Die erforderliche Fläche liegt bei 35 bis maximal 45 Hektar.
Derzeit befinde man sich noch im Bereich der Standortsuche und der Bürgerinformation, so Burmeister. Es folgt das Raumordnungsverfahren, das aber noch immer nicht mit einer Baugenehmigung gleichzusetzen sei. Die Regierung von Mittelfranken prüft dann die Raumverträglichkeit der Standorte und legt diesen fest.
Erst dann erfolgt die konkrete Detailplanung, die in das Planfeststellungsverfahren mündet und dann zum Baurecht wird. Von heute an gerechnet wird die Planungsphase noch fünf Jahre dauern. Der Bau wird 2026 beginnen und zwei Jahre später beendet sein.
Zahlreiche der eingereichten Fragen hatten sich mit dem Vortrag Burmeisters bereits erledigt. Ein Themenschwerpunkt war das Hupen der ein- und ausfahrenden Züge. Die Bundesimmissionsschutzverordnung wie auch die TA Lärm ( (Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm) wurden bemüht, fanden im Publikum aber wenig Anklang.
Hupen nur im Tunnel?
Man wollte Genaueres wissen und welche Lärmschutzmaßnahmen die Bahn gedenke zum Schutz der Bürger zu bauen. Die "Masterfrage" einer Zuhörerin brachte Burmeister zum Grübeln: Warum kann man das Hupen in der Nacht nicht aus dem ICE-Werk auslagern, zum Beispiel in einen Tunnel in der Anfahrt? Er nahm die Idee auf.
Weitere Fragen betrafen den Umwelt- und Artenschutz, die Lichtverschmutzung, den Grundstückserwerb, den Wasserverbrauch, die Straßenanbindung und die Möglichkeiten des Einspruchs der Gemeinden und der Bürger gegen das Werk. Bürgermeister Michael Langner erläuterte die Einspruchsmöglichkeiten der Kommunen als Träger der öffentlichen Belange und der Bürger im Rahmen der Öffentlich-keitsbeteiligung des Raumordnungsverfahrens.
Die Teilnehmer der BI stellten das geplante Werk generell in Frage. Die zugrunde liegende Steigerung der Fahrgastzahlen wie auch die Umweltverträglichkeit der Bahn. Sahen sie als nicht gegeben an, Flix-Busse könnten das noch besser. Die Glaubwürdigkeit der Bahn als Partner kam ebenfalls nicht gut weg.
Weitere Informationsmöglichkeiten bietet der digitale Infomarkt im Netz, telefonische Sprechstunden und ein weiteres Bürgergespräch am 18. November in Pruppach.
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