Gefahr für Wildlachsbestand
27.000 Lachse auf der Flucht: Großangelegte Jagd angesetzt - Belohnung: knapp 43 Euro pro Fisch
12.02.2025, 16:51 UhrDer, nach eigenen Angaben weltweit größte Produzent von Atlantiklachs, "Mowi", vermisst 27.000 Lachse aus einer Zuchtanlage im Norden Norwegens. Laut eines Berichts des "Guardian" hat die Firma nun pro eingefangenen Lachs 500 norwegische Kronen (knapp 43 Euro) Kopfgeld angesetzt. Laut der norwegischen Fischereibehörde sind die Lachse mindestens seit Sonntag auf der Flucht.
Das Fischereiunternehmen "Mowi" hatte der Behörde am vergangenen Wochenende den Verlust eines Viertels ihrer 105.000 Lachse aus der Zuchtfarm Storvika V in der Gemeinde Dyrøy in der norwegischen Region Troms gemeldet. Nach einem Sturm sei anscheinend der äußere Zaun eines Käfigs beschädigt worden und die Lachse haben ihre Chance genutzt, auszubrechen. Um die ausgebüxten Lachse wieder dingfest zu machen, habe man die Ausweitung der Suchaktion angeordnet, so der Behördensprecher Vegard Oen Hatten gegenüber dem "Guardian". "Normalerweise dürfen Fischfarmer entkommene Tiere nur in einer 500-Meter-Zone rund um die Anlage wieder einfangen", erklärte Oen Hatten.
"Desaster für den Wildlachs"
Die Flucht der 27.000 Zuchtlachse könnte große negative Auswirkungen auf die Wildlachsbestände haben. Tierschutzorganisationen befürchten dramatische Folgen für die ohnehin schon immer kleiner werdende Wildlachspopulation. "27.000 gezüchtete Lachse auf der Flucht, das ist ein Desaster für den Wildlachs", erklärt Pål Mugaas, Sprecher der Schutzorganisation Norske Lakseelver, dem "Guardian". "Die Wissenschaft hat bewiesen, dass die Kreuzung zwischen Wildbeständen und Zuchtlachs Nachkommen hervorbringen, die langfristig eine niedrige Überlebensrate in der Natur haben", erzählt Mugaas weiter. Laut der Schutzorganisation nehme dann die genetische Vielfalt der Tiere ab, die Fische würden anfälliger für Parasiten und es würde noch mehr um sowieso schon knappe Laichgründe konkurriert werden.
Wildlachs ohnehin existenziell bedroht
Laut des "Spiegels" exportiert Norwegen circa 1,2 Millionen Tonnen Zuchtlachs pro Jahr. Der zusätzlich vermarktete Wildlachs gilt offiziell als "existenziell bedroht", zwei Drittel der Tiere sollen bereits genetische Spuren von Vermischung mit entkommenen Zuchtlachsen tragen. Seit vergangenem Jahr darf nun in Norwegen in 33 Flüssen und an Teilen der Küste kein Lachs mehr geangelt werden. Laut eines damaligen Berichts des norwegischen Rundfunksenders "NRK", sei unter Berufung auf die Umweltbehörde des Landes, der Grund für das Verbot die stark gefährdeten Bestände an Wildlachs. Ein Fangstopp sei unausweichlich gewesen. Als größte Gefahr für die Lachsbestände werden in dem Bericht der Klimawandel und das Züchten von Lachs aufgeführt.
Wie die Fischer die entflohenen Lachse erkennen und einfangen sollen, geht aus dem Bericht des "Guardian" nicht hervor. Auch das Fischereiunternehmen "Mowi" hat sich noch nicht zur Lachsflucht geäußert.
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