Neue Studienergebnisse
Auch Geboosterte stecken sich mit Omikron an: Braucht es eine vierte Corona-Impfung?
31.1.2022, 11:55 UhrDie Booster-Impfung gegen das Coronavirus hebt Studien zufolge den Schutz vor Ansteckung mit der Omikron-Variante und vor schweren Verläufen deutlich an. Allerdings flacht auch dieser mit der Zeit ab und die Immunantwort lässt nach. Derzeit stecken sich auch viele Geboosterte in Deutschland mit Omikron an, haben jedoch einen milden Verlauf. Braucht es im Kampf gegen die Mutante eine weitere Impfung?
Erste Daten zur Wirksamkeit der vierten Corona-Impfung liefert das Sheba Medical Center in Israel. In zwei Studien erhielten rund 270 Menschen eine vierte Impfung mit den Vakzinen von Moderna und Biontech. Das Ergebnis der Studien: Die zusätzliche Impfung habe zwar bei beiden Gruppen die Zahl der Antikörper erhöht, allerdings würde dies nicht ausreichen, um eine Ansteckung mit Omikron komplett zu verhindern. Man beobachte auch bei vierfach Geimpften Ansteckungen, sagte Professorin Gili Regev vom Schiba-Krankenhaus.
Eine weitere Analyse hat sich mit schweren Verläufen beschäftigt. Dabei erhielten 400.000 Israelis über 60 Jahren eine vierte Impfung. Als Vergleichsgruppe dienten 600.000 Menschen in der gleichen Altersgruppe, deren Booster-Impfung mehr als vier Monate zurück lag. Laut dem israelischen Gesundheitsministerium waren die Menschen mit einer vierten Impfung dreimal besser vor schweren Krankheitsverläufen geschützt. Außerdem sei der Schutz vor einer Infektion zweimal höher als bei den dreifach Geimpften gewesen.
Was sagen deutsche Virologen zur vierten Impfung?
Deutsche Experten empfehlen eine vierte Impfung derzeit nur bestimmten Personengruppen. Ulrike Potzer, Direktorin des Instituts für Virologie an der Technischen Universität München, hält den Booster nach dem Booster mit den vorhandenen Stoffen nur für immungeschwächte Menschen für sinnvoll.
Leif Eric Sander, Impfstoffforscher an der Berliner Charité, hält von einer vierten Impfung für die gesamte Bevölkerung in Deutschland wenig. "Ich glaube, mit drei Impfungen ist man super geschützt", sagte er der Tagesschau. Aufgrund mangelnder Daten zur Wirksamkeit gibt seitens der Ständigen Impfkommission noch keine offizielle Empfehlung zur vierten Impfung, auch nicht für Risikogruppen. In Israel werden bereits 60-Jährige, medizinisches und pflegendes Personal sowie Menschen mit Immunschwäche ein viertes Mal geimpft.
Drosten: "Update-Impfung" sei vielleicht für alle nötig
Biontech tüftelt derzeit an einer Anpassung ihres Impfstoffs an die Omikron-Variante. Auch Moderna hat Ende November mit der Anpassung seines mRNA-Impfstoffes speziell gegen die Omikron-Variante begonnen. "Wir haben multivalente Kandidaten, die schon auf frühere Varianten wie Beta oder Delta optimiert wurden und die bereits in der klinischen Prüfung sind", sagte Deutschland-Geschäftsführer Gerald Wiegand der Deutschen-Presse-Agentur.
Virologe Christian Drosten hat große Hoffnungen in das Vorhaben. Bei einer Pressekonferenz Mitte Januar sagte er, eine vierte Impfung mit dem an Omikron angepassten Impfstoff könnte für alle nötig sein. "Wir werden möglicherweise ab dem zweiten Quartal große Teile der Bevölkerung, vielleicht sogar alle, noch einmal mit einer Update-Impfung gegen Omikron versehen müssen."
Die Begründung: Das Omikron-Virus unterscheidet sich zu stark von den anderen Coronavarianten. Der vorhandene Impfstoff passe nicht mehr. Es brauche aber eine breite Immunität gegen beide Gruppen. Für ein Ende der Pandemie müsse die Bevölkerung soweit immun sein, dass sie das Virus nicht mehr übertragen können. Dieses Ziel sei nur mit einem angepassten Impfstoff möglich.
Varianten-Impfstoff könnte im März produziert werden
Biontech-Unternehmensgründerin Özlem Türeci ging jüngst davon aus, dass die ersten kommerziellen Chargen eines speziellen Omikron-Impfstoffes im März in Deutschland lieferbar sein könnten - dann auch schon millionenfach.
Seit Februar gibt es einen EMA-Leitfaden, in dem die Anforderungen an die Hersteller beschrieben werden, wenn sie eine Anpassung ihrer Impfstoffe wegen neuer Virus-Varianten in Angriff nehmen. Wenn der Mutter-Impfstoff bereits die Zulassung bekommen hat, muss der veränderte Wirkstoff nicht erneut das gesamte Verfahren durchlaufen. Eine klinische Testreihe über die Wirksamkeit mit einer geringen Zahl von Probanden sei ausreichend, heißt es.
Geht das Impfen gegen Corona dann wieder von vorne los? Noch unklar. Allerdings könnte es auf die bereits erfolgten Impfungen gegen den Corona-Wildtyp eine weitere Auffrischungsimpfung geben, die sich speziell gegen die jeweils neue Variante richtet, die sich in einem Land ausbreitet.
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