Auf so vielen Ebenen falsch: Wenn Cis-Männer Frauen die Periode erklären

15.4.2021, 05:55 Uhr
Der pinke Einmalhandschuh für die Menstruation.

© Screenshot Instagram / pinky gloves Der pinke Einmalhandschuh für die Menstruation.

Frauen mögen pink und rosa, kaufen gerne Handtaschen und kochen abends für den Ehemann? Lange haben sich diese Klischees in der Gesellschaft gehalten. Doch eigentlich sollte man meinen, dass wir nicht mehr auf diesem Stand sind und Frauen nicht mehr in alte Rollenbilder gequetscht werden. Doch dann kommen in einer TV-Show auf VOX zur Primetime zwei junge Männer und stellen ein Produkt vor, das Frauen bei der Beseitigung ihres Menstruationsblutes helfen soll - und keiner hat sie darum gebeten.


Nach "Höhle der Löwen": Social Media-Shitstorm wegen "pinky gloves"


Ein Problem lösen zu wollen, setzt voraus, dass es ein Problem gibt. Sollten sich Menstruierende also schämen ihren benutzten Tampon zu entsorgen? Es wirkt eher, als würden zwei Cis-Männer lieber nicht dem Anblick ausgesetzt sein. Das Adjektiv cisgender bezeichnet übrigens die Übereinstimmung von Geschlechtsidentität und dem körperlichen Geschlecht - also das Pendant zu Transgender.

"Diskret" und "hygienisch"

André Ritterswürden und Eugen Raimkulow sind die Gründer von "Pinky" und haben einen Einweg-Handschuh auf den Markt gebracht, der die Entsorgung des lästigen Tampons erleichtern soll. Er ist natürlich pink - versteht sich. Das Innovative? Es gibt einen Klebestreifen, um den im Gummihandschuh eingewickelten Tampon zu verschließen, damit er "diskret" und "hygienisch" entsorgt werden kann. Anders ausgedrückt: damit Männer nicht rot sehen müssen. Abgesehen davon, dass das ganze Prozedere alles andere als nachhaltig ist.

Eine Userin auf Instagram fasst das so zusammen: "Menstruierende Personen müssen sich ungefähr monatlich damit auseinandersetzen, es ist etwas unumgängliches und sollte nicht als widerlich oder eklig dargestellt werden. Und es ist verletzend das zu hören oder zu fühlen. Also hört uns einfach zu." Seit der Ausstrahlung der Show am Montagabend kocht das Thema immer weiter in den Sozialen Netzwerken hoch. "Was Menstruierende wollen? Kostenlose und frei zugängliche Periodenprodukte. Was sie bekommen? Pinke Handschuhe, damit cis-Männer im Badmüll kein rot sehen müssen", kommentiert eine andere Userin.

Die Menstruation ist nichts wofür wir Frauen und Menstruierende uns schämen müssen. Es reicht vollkommen, dass viele von uns monatlich mit extremen Unterleibsschmerzen, Stimmungsschwankungen und Unwohlsein zu kämpfen haben. Es reicht vollkommen, dass wir für Hygieneartikel immer noch Geld bezahlen müssen.

Was soll die Aufregung?

Doch das Problem liegt nicht nur bei den Erfindern der pinken Handschuhe - es liegt mindestens genauso bei den "Löwen" (natürlich weiße Cis-Männer), die begeistert waren von der Idee. Ralf Dümmel investierte sogar in das Produkt. Männer in Sozialen Netzwerken "verstehen die Aufregung gar nicht". Die Erfinder der "pink gloves" sagten in einem anschließenden Statement, sie wollten das Thema Menstruation enttabuisieren. Gelungen ist ihnen allerdings hauptsächlich zu verdeutlichen, wie wenig Cis-Männer über die Periode wissen. Ob sie also so "richtige Frauenversteher" sind, sei mal dahingestellt.

Es ist schön, wenn Männer sich mit der Menstruation auseinandersetzen und etwas darüber lernen wollen. Menstruationsprobleme, die nicht vorhanden sind, lösen zu wollen, ist allerdings nicht der richtige Ansatz. Im Übrigen waren bei selbiger Show vor zwei Jahren zwei junge Frauen, die Periodenunterwäsche gepitcht haben. Die kann Frau sogar öfter als einmal benutzen. Ob investiert wurde? Nein, sowas braucht es ja nicht.

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