Vom Darknet in die Realität
Entführungen und grausame Morde: Dieser Thriller kommt mit Triggerwarnung
28.02.2025, 10:33 Uhr
Arno Strobel ist kein unbeschriebenes Blatt in der Thriller-Szene. Mit der "Mörderfinder"-Reihe hat er einen Buchzyklus erschaffen, der es regelmäßig auf die SPIEGEL-Bestseller-Liste schafft, Band 4 kletterte sogar auf Platz 1. Jetzt kam mit "Das Muster des Bösen" der fünfte Teil in die Regale der Buchhandlungen.
"Mörderfinder - Das Muster des Bösen" von Arno Strobel
Fallanalytiker Max Bischoff hat nicht nur dem Polizeidienst, sondern jetzt auch der Universität den Rücken gekehrt. Stattdessen steht er nun vor der Eröffnung einer Privatdetektei, WaBi Investigations. Zur Seite steht ihm sein Partner Dr. Marvin Wagner, Querkopf und Genie in Sachen Rechtspsychologie, forensischer Psychologie und Schriftgutachten. Doch schon vor der Eröffnung steht der erste Fall bereit.
Kai Weinand, "Knastfriseur", handelt im Auftrag eines Freundes. Dieser sitzt wegen Kindesentführung in Untersuchungshaft. Dennoch schwingt ihm von einigen Seiten Sympathie entgegen. Nachdem sein eigener Sohn entführt und getötet wurde, hatte er die Tochter der Richterin entführt, die dem Täter in einer vorangegangenen Strafsache ein zu mildes Urteil ausgestellt hatte. Zumindest seiner Ansicht nach. Mit dieser Ansicht scheint er nicht allein zu sein. Unter den vielen Zuschriften, die er bekommt, findet sich aber auch ein Brief, der ihm Sorgen bereitet. "Ich habe gerade das getan, was Sie so dilettantisch versucht und nicht zustande gebracht haben", heißt es dort.
Weinands Freund beteuert, der Tochter der Richterin niemals etwas angetan haben zu wollen, lediglich wollte er der Richterin sein eigenes Leid vor Augen führen. Nun befürchtet er, eine Welle losgetreten zu haben. Denn kurz zuvor ist der Sohn eines Richters verschwunden. Der Zusammenhang liegt nahe.
Max Bischoffs und Marvin Wagners Auftrag ist es, den Sohn des Richters zu finden. Sie heißen zwar die Selbstjustiz ihres Auftraggebers nicht gut, doch steht das Wohl des entführten Kindes im Vordergrund. Dieser wird jedoch schon bald tot aufgefunden, grausam ermordet. Der Täter ist aber noch lange nicht fertig. Bald darauf finden die Ermittler eine brutal misshandelte und ermordete Richterin. Dann erneut eine Entführung: Diesmal wurde die 19-jährige Tochter eines Richters entführt.
Es entspinnt sich gefährliches Netz um Selbstjustiz und Gewaltstraftäter, eine Staatsanwältin und ihren Stellvertreter, ehemaligen Polizisten und Journalisten und einer Seite im Darknet, auf der "zu milde" Richterinnen und Richter an den Pranger gestellt werden. Max versucht, den Täter aufzuhalten, bevor es für die entführte Frau zu spät ist. Doch dann verschwindet auch noch sein Partner und der Fall gewinnt eine neue Intensität.
"Das Muster des Bösen": Starker Thriller, schwaches Buch?
Thriller-Fans werden hier definitiv auf ihre Kosten kommen. Die rasante Handlung findet beinahe in Echtzeit statt, die Ereignisse überschlagen sich regelrecht. Wir steigen fast direkt in den Fall ein, es gibt wenig Vorgeplänkel. Wendung folgt auf Wendung, beinahe alle Figuren wirken zumindest zwischenzeitlich verdächtig. Das liegt auch daran, dass im fünften Teil der "Mörderfinder"-Reihe einige neue Personen eingeführt werden. Auch Fans der Reihe werden also diese Art der Spannung erfahren. Arno Strobel nutzt dann das volle Ausmaß seines Buches aus, bevor der Täter eindeutig identifiziert wird, wodurch das Ende dann allerdings etwas plötzlich wirkt. Spannung bis zur letzten Seite ist jedenfalls garantiert.
Als Thriller funktioniert "Das Muster des Bösen" auch gut, ohne dass man die Vorgänger der Reihe gelesen hat. Möglicherweise gewinnen die Figuren dann auch mehr Tiefe, denn auf das Buch einzeln betrachtet, fallen dieser eher flach aus. Die Darstellung von Dr. Marvin Wagner, der wegen seiner Piercings und Tattoos ständig seltsam beäugt wird, wirkt etwas aufgesetzt, ebenso seine Dialoge. Die Darstellung eines Wissenschaftlers, der irgendwo zwischen Nerd und Goth bis Punk steht, mag für die Forensikerin Abby Sciuto in der Serie "Navy CIS" Anfang der 2000er Jahre noch funktioniert haben, heute wirkt das Ganze aber etwas konstruiert. Wobei die Figur dabei keineswegs unsympathisch ankommt.
Auch Max Bischoffs Beziehung zur Polizistin Jana Brosius kommt etwas kurz und wirkt leider wie ein eher schwacher Versuch, der Hauptperson des Thrillers etwas mehr Tiefe zu geben. Möglicherweise fällt diese Tiefe etwas überzeugender aus, wenn man die Vorgänger der Reihe kennt und damit die auch Vorgeschichte von Max und Jana.
Interessant ist das Dilemma zwischen Opferschutz und Selbstjustiz. Die Gewalttaten, die die Grundmotivation des Täters liefern, sind verabscheuungswürdig. Die vermeintlich zu milden Strafen von Richterinnen und Richtern ziehen deshalb den Unmut eines Internetforums auf sich. Ermittler und Polizei finden sich immer wieder zwischen den Fronten. Auch sie empfinden die Urteile, die nach ihrer nervenaufreibenden Kleinarbeit bis zum Ergreifen der Täter verhängt werden, zu milde. Doch sich deshalb an den Familien der Richterinnen und Richter zu rächen, kann auch für sie nicht der richtige Weg sein.
Wer also einen spannenden, rasanten Thriller sucht, der vor detaillierten Darstellungen von Gewalttaten nicht zurückschreckt und spannende Wendungen am Fließband liefert, ist bei "Mörderfinder - Das Muster des Bösen" (jetzt bei Amazon erhältlich) genau an der richtigen Adresse. Auf dieser Ebene funktioniert das Buch auch unabhängig vom Rest der Reihe. Wer sich etwas mehr Tiefe in den Figuren wünscht, sollte womöglich bei Band 1 der Reihe einsteigen.
Arno Strobel: Grenzgänger der menschlichen Psyche
"Bei Arno Strobels Thrillern brauchen Sie kein Lesezeichen, man kann sie sowieso nicht aus der Hand legen. Packend und nervenzerreißend!" -Sebastian Fitzek
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Thriller-Ikone Arno Strobel ist mittlerweile Stammgast in der SPIEGEL-Bestsellerliste. Nicht nur die Bücher aus der "Mördefinder"-Reihe finden sich immer wieder dort, auch seine anderen Thriller sind durch die Bank Bestseller. Auf seiner Website beschreibt er seinen Weg von der ersten Idee bis zum Buch:
"Ich liebe Grenzerfahrungen und teile sie gern mit meinen Lesern. Deshalb sind meine Thriller wie Entdeckungsreisen zu den dunklen Winkeln der menschlichen Seele und machen auch vor den größten Urängsten nicht Halt. Meine Themen spüre ich im Alltag auf, aber erst, wenn eine Idee mich nicht mehr loslässt weiß ich, dass der Grundstein für meinen nächsten Roman gelegt ist."
"Mörderfinder - Das Muster des Bösen"
von Arno Strobel
- 368 Seiten
- FISCHER Taschenbuch
- ISBN: 978-3-596-71148-2
- 18 Euro
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