Ungewöhnliche Knappheit

„Das erste Mal, dass wir so etwas erleben“: Warum Island die Gurken ausgehen

Andrea Munkert

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27.8.2024, 21:54 Uhr
In Island sind die Gurkenregale und -steigen aktuell nicht so gut befüllt (Symbolbild).

© IMAGO/Manfred Segerer In Island sind die Gurkenregale und -steigen aktuell nicht so gut befüllt (Symbolbild).

Es klingt lecker, wenn auch nicht gleich zum Niederknien: Gurkenraspeln, Knoblauch, Chili-Öl, Sesamöl und Reisessig. Und doch hat dieses Rezept offenbar für einen veritablen Gurkenengpass in Island geführt.

Die Gurke ist aktuell in aller Munde - im wahrsten Sinne des Wortes. Einer, der der Gurke zum viralen Hit verholfen hat, ist der kanadische TikTok-Influencer Logan Moffitt aus Kanda - er nennt sich seit kurzem "Cucumber Guy", also "Gurken-Typ". Seit Juli dreht sich bei ihm alles nur noch um die Gurke und unterschiedliche Rezepte, die er dazu ausprobiert. Fast sechs Millionen Follower bei TikTok haben seine Videos abonniert.

Anscheinend kam eines seiner Video-Rezepte - der Sesamöl-Reisessig-Mix (optional sind Frischkäse, Avocado oder Räucherlachs) - bei den jungen Menschen in Island so gut an, dass phasenweise keine Gurken mehr in isländischen Geschäften zu bekommen waren – Regale, Steigen, Körbe, alles leer gekauft.

Wie mehrere Medien berichten, musste der Inselstaat Island eine größere Gurken-Knappheit ausrufen. Die isländische Gemüse-Genossenschaft Sölufélag garðyrkjumanna (SFG) erklärte gegenüber dem britischen Fernsehsender "BBC", dass der saisonale Wechsel der Pflanzen bei vielen Produzenten ebenfalls zu einer geringeren Verfügbarkeit von Gurken beitragen würde.

@logagm

A cucumber a day keeps the doctor away🥒

♬ original sound - Logan

Außerdem würde das Ende der Sommerferien die Nachfrage nach frischen Produkten erhöhen. Und dass man davon ausgehe, dass das Gurkensalat-Rezept des kanadischen Influencers ein solcher Erfolg sei, dass die Landwirte kaum mit der steigenden Nachfrage Schritt halten könnten. Diese Nachfrage habe die isländischen Landwirte überrascht, so die Genossenschaftssprecherin weiter. Die Produktionsmenge in ganz Island liege bei rund sechs Millionen Gurken im Jahr.

Eine Spur führe auch von anderer Seite zu den jungen Gurkensalatfans: Wie auch die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, räumte ein Lebensmittelmanager der Supermarktkette Hagkaup, Vignir Þór Birgisson, gegenüber "BBC" ein, dass sich auch die Verkaufszahlen von Zutaten wie Sesamöl und einigen Gewürzen in den Filialen der Kette verdoppelt habe - so wie die Gurkenkäufe. Dennoch spielt er den Zusammenhang zwischen der Gurkenknappheit und dem viralen Trend herunter, heißt es weiter.

"Es ist das erste Mal, dass wir so etwas erleben", betont auch die Sprecherin der isländischen Gemüse-Genossenschaft SFG. Der Tiktok-Trend sei diesen Sommer angelaufen, "als die Gurkenproduktion auf Hochtouren lief", so die Sprecherin. So habe sich die Verknappung erst nach und nach bemerkbar gemacht.

So kommt es, dass Island Gurken aus den Niederlanden importieren musste. Es ist nicht der erste Trend, der in Island durch die Decke ging, denn auch beim Hype um einen Eiskaffee sei es auf der Insel ebenfalls zu Engpässen gekommen. Wie es mit Trends aus der digitalen Welt oft ist: Sie sind nicht von allzu langer Dauer - und daher wird auch der isländische Gurkenengpass kein langlebiges Phänomen sein.

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