Nie wieder "underdressed"

Immer passend gekleidet: Wie funktionieren Dresscodes?

Elias Thiel

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7.6.2024, 08:10 Uhr
Hemd und Krawatte sind Teil vieler Dresscodes.

© IMAGO / Depositphotos Hemd und Krawatte sind Teil vieler Dresscodes.

"Kleider machen Leute" – dieses Sprichwort kennt jeder. Bei einigen Veranstaltungen gibt es eine vorgeschriebene Kleiderordnung, an die man sich als Gast halten sollte. Aber welche verschiedenen Dresscodes gibt es und worauf sollte man bei der Kleidungsvorschrift achten? In diesem Artikel gibt es alle Antworten rund um das Thema Dresscode, damit Sie immer in einer angemessenen Kleidung für den jeweiligen Anlass auftauchen.

Bedeutung: Was ist ein Dresscode?

Laut dem Duden beschreibt der Begriff "Dresscode" eine Kleiderordnung, zum Beispiel bei Partys, Veranstaltungen oder bei der Arbeit. Viele dieser Kleiderordnungen haben englische Begriffe und sind aus dem amerikanischen Raum zu uns herübergeschwappt.

Heutzutage werden Dresscodes in vielen Bereichen jedoch deutlich lockerer interpretiert und bieten mehr Spielraum als früher. Zudem gibt es unterschiedliche Auffassungen von Kleiderordnungen, die je nach Branche oder Unternehmen variieren können. Trotzdem sollte man diese nicht einfach ignorieren. Als Faustregel gilt: Man sollte lieber etwas besser angezogen sein als zu schlecht.

Besonders bei offiziellen Anlässen sollte man darauf achten, den Dresscode einzuhalten. Wenn offizielle Kleidung erwartet wird, wie zum Beispiel ein Anzug, sollte man daher auf Jeans verzichten. Die Wahl der Kleidung drückt auch Respekt gegenüber dem Arbeitgeber, Gastgeber oder dem Event aus.

Welche Dresscodes gibt es?

Es gibt unterschiedliche Arten von Dresscodes. Daher folgt nun eine kleine Übersicht über verschiedene Kleiderregeln für tagsüber und abends.

Geschäftskleidung: Dresscodes für den Berufsalltag

1) Semi Formal

Der Dresscode "Semi Formal" ist oftmals gefragt, wenn es um einen Kontakt zur Chefetage oder zu externen Kunden geht. Die Kleiderordnung steht vor allem für Repräsentativität und Eleganz. Es geht also nicht darum, nur "halb formal" gekleidet zu sein, wie man bei dem Namen vermuten könnte. Noch eleganter wäre "Black Tie", weniger elegant wäre "Business Casual".

Bei diesem Dresscode wird tagsüber andere Kleidung fällig als abends. So kleidet man sich tagsüber:

Männer: Bei Männern wird ein dunkler Anzug, ein Hemd und eine einfarbige Krawatte erwartet. Die Schuhe sollten elegant und gut gepflegt sein, beispielsweise Oxfords oder Loafer.

Frauen: Frauen sollten ein Kleid, einen schicken Hosenanzug oder ein Kostüm tragen. Auch hier sind dunkle Farben passend. Röcke oder Kleider sollten knielang sein, darunter trägt man eine blickdichte Strumpfhose. Das Make-up und der Schmuck sind unauffällig und dezent.

2) Business Formal

Vor allem in gehobenen Positionen am Arbeitsplatz ist der Dresscode "Business Formal" häufig anzutreffen. Er entspricht im Großen und Ganzen dem, was tagsüber beim Dresscode "Semi Formal" getragen wird.

Männer: Vom männlichen Geschlecht wird in direktem Kundenkontakt oder in Führungspositionen häufig ein dunkler Anzug mit Hemd, Krawatte und glatten Lederschuhen erwartet. Übliche Anzugfarben sind Schwarz oder Anthrazit, aber auch Grau, Braun oder Cognac sind möglich. Die restliche Kleidung sollte auf die Anzugfarbe abgestimmt sein. Nadelstreifen, farbige Krawatten und pastellfarbene gestreifte Hemden sind erlaubt, aber man sollte nie mehr als zwei Muster gleichzeitig tragen.

Frauen: Frauen tragen beim Dresscode "Business Formal" häufig ein schickes Kostüm oder einen Hosenanzug mit einer Bluse in den zuvor genannten Farben (Schwarz, Anthrazit, Grau, Braun oder Cognac). Kostüme, Kleider und Röcke sollten bis zum Knie gehen und mit hautfarbenen Strumpfhosen und Pumps kombiniert werden. Jedoch sollte der Absatz nicht höher als sechs Zentimeter sein.

3) Business Attire

Der Begriff "Business Attire" wird mit Wörtern wie "Arbeitsgarderobe" oder "Geschäftskleidung" gleichgesetzt.

Männer: Für den Dresscode "Business Attire" tragen Männer einen schwarzen, grauen, blauen oder braunen Anzug. Das Hemd darunter sollte hell und einfarbig sein. Passend dazu gehören eine Krawatte und schlichte Schuhe sowie dunkle (schwarze) Socken. Manschettenknöpfe können bei Bedarf angelegt werden, diese werden aber nicht erwartet.

Frauen: Die Frau trägt beim "Business Attire" einen Hosenanzug oder eine Bluse mit einer Stoffhose. Der Schmuck ist eher dezent und unauffällig.

4) Business Casual

Eher lockerer geht es beim "Business Casual"-Dresscode zu. Die Kleiderordnung stellt eine Balance zwischen formeller Geschäftskleidung und entspannten Stil her. In vielen Bürojobs wird es gar nicht formeller als Business Casual. In einer Arbeitsstelle, wo normalerweise Business-Kleidung Pflicht ist, trägt man diesen Dresscode bei informellen Anlässen wie Meetings ohne Kunden, auf Geschäftsreisen oder beim Business-Brunch.

Männer: Für Männer eignen sich farbige Oberhemden (ohne Krawatte ohne Fliege), Polohemden und feine Strickpullover. Die Jeans wird im Kleiderschrank gelassen, stattdessen wird eine elegante Stoffhose gewählt. Ein klassischer Anzug mit Uni-Hemd, Krawatte und Kniestrümpfen ist ebenfalls angemessen. Auch ein Jackett kann übergeworfen werden. Als Schuhwerk empfehlen sich Slipper oder Loafer.

Frauen: Frauen machen mit modischen Blusen, Pullovern, Röcken oder Stoffhosen alles richtig. Dazu kann ein Blazer getragen werden, das ist aber kein Muss. Bei den Schuhen empfehlen sich Slipper oder Loafer.

Ein No-Go für beide Geschlechter sind Jeans, kurze Hosen, Sweatstoff, auffällige Drucke und Farben.

5) Casual

Den Begriff "Casual" kennen viele Menschen, da dieser auch mit Begriffen wie "Freizeitkleidung" oder einem "Freizeitlook" übersetzt wird. Dennoch sollte man bei dem Dresscode lieber nicht in einer Jogginghose und einem Oversize-T-Shirt auftreten, auch wenn man dies zuhause in seiner Freizeit trägt. Gemeint ist ein Outfit, das zwar entspannt, aber dennoch für das Umfeld angemessen ist.

Männer: Beim männlichen Geschlecht gehören schlichte Hemden und Jeanshosen genauso wie Polohemden und Baumwollhosen oder auch mal ein Jackett zum Casual Look. Hemden können auch leicht geöffnet (nicht mehr als zwei Knöpfe) getragen werden. Auf Krawatten und Fliegen kann man jedoch bei dieser Arbeitsgarderobe verzichten. Auch die Schuhe müssen keine schwarzen oder braunen Lederschuhe sein, sondern können (gut gepflegten) Sneakern sein.

Frauen: Auch Frauen haben eine Vielzahl von Optionen, wenn es um eine Casual-Kleidung geht. Sie können zwischen Jeans und Stoffhosen, Kleidern und Röcken sowie Blusen wählen. Beim Schmuck darf es ruhig etwas auffälliger sein, solange es zum Outfit passt. Auch hier sind Sneaker im lässigen Look für Frauen angebracht und lassen sich gut kombinieren.

No-Gos sind ungepflegt wirkende Kleidungsstücke mit Flecken, Löchern oder vielen Falten. Zudem sollte man nicht zu viel Haut zeigen. Die Erwartungen sind von Firma zu Firma etwas unterschiedlich. Wer auf Nummer sicher gehen will, bedeckt die Schultern und die Beine und zieht zudem Schuhe an, die die Zehen verdecken. Oberteile sollten keinen zu tiefen Ausschnitt haben. Kurze Hosen oder Röcke, die das Knie bedecken, sind in einigen Arbeitsstellen gar kein Problem, in anderen stoßen sie auf Missbilligung.

Dresscodes für den Abend: Partys und Veranstaltungen

Nicht nur morgens, sondern auch am Abend gibt es spezielle Kleiderordnungen. Im Folgenden werden die einzelnen Begriffe aufgeschlüsselt, um nie mehr unangenehm aufzufallen.

1) Cocktail/Semi Formal am Abend

Bei eleganten Partys oder Veranstaltungen ab 16 Uhr ist der "Cocktail"-Look passend. Er entspricht auch dem Dresscode "Semi Formal" ab 18 Uhr. Die Kleidung sollte zwar elegant sein, aber es gibt mehr Freiheiten als bei anderen Dresscodes für den Abend.

Männer: Herren tragen in der Regel einen schicken Anzug in gedeckter Farbe, Hemd, Krawatte und Lederschuhe. Bei den Farben gibt es Spielraum für Variationen. Der Anzug muss nicht zwingend schwarz sein; Grau- oder Blautöne sind ebenfalls gute Optionen für mehr Abwechslung. Auch beim Hemd ist Weiß nicht zwingend erforderlich; ein hellblaues Hemd ist ebenfalls passend.

Frauen: Das berühmte "Cocktailkleid" passt ideal für den Dresscode. Es ist weniger aufwändig als ein bodenlanges Abendkleid, aber festlicher als Alltagsgarderobe. Zudem reicht es maximal bis zu den Waden, der Schnitt ist körpernah, aber nicht offenherzig. Alternativ zum Kleid kann es auch ein schicker Jumpsuit oder ein klassischer Hosenanzug sein. Dazu passen Pumps, Peeptoes oder hohe Sandaletten. High Heels mit Absatz über 10 cm bleiben am besten im Schrank.

Für beide Geschlechter sind hochwertige Materialien und eine gewisse Zurückhaltung wichtig: Man verzichtet auf grelle Farben und auffällige Muster. Auch die Accessoires sollten eher dezent sein.

2) Black Tie

Die Kleiderordnung "Black Tie" kommt vor allem bei gehobenem Abendessen und offiziellen Abendanlässen zum Einsatz. Die Kleidung ist schicker als beim Cocktail-Dresscode.

Männer: Der Mann trägt einen dunklen Anzug. Es darf auch ein Smoking sein, das ist aber keine Pflicht. Das Hemd dazu ist in jedem Fall weiß, dazu trägt man eine auf das Outfit abgestimmte Fliege. Die Schuhe sind formell und elegant, zum Beispiel Oxfords oder Derbys.

Frauen: Bei Frauen fällt die Wahl auf ein einfarbiges langes Abendkleid ohne knallige Farbe oder auffällige Muster. Als Schuhe eignen sich geschlossene Pumps mit einem Absatz von weniger als sechs Zentimetern. Eine schicke Abendtasche, eleganter Schmuck und Make-up runden das Outfit ab.

Bei "Black Tie optional" dürfen die Gäste entscheiden, ob sie den Black-Tie-Standard ganz einhalten wollen oder nicht. Beispielsweise können Männer hier die Krawatte oder Fliege weglassen und Frauen auch ein elegantes Cocktailkleid tragen.

3) White Tie

Der Dresscode "White Tie" wird häufig bei Events wie Bällen, Staatsbanketts und hochoffiziellen Abendanlässen erwartet. Er ist noch formeller und strikter als Black Tie, wird aber sehr selten verwendet. White Tie trägt man zum Beispiel zum Wiener Opernball.

Männer: Beim Mann setzt man auf einen schwarzen Frack und die dazugehörigen Kleidungsstücke: eine weiße Weste, ein Frackhemd mit Kläppchenkragen, eine Frackhose mit Galonenstreifen, schwarze Lackschuhe und eine Fliege. Idealerweise gepaart mit einem schwarzen Kummerbund und einem weißen Einstecktuch. Bei den Accessoires ist man beschränkt auf weiße Stoffhandschuhe und einen Zylinder, der aber ausschließlich außen getragen wird. Armbanduhren gelten als No-Go, stattdessen kann man eine Taschenuhr verwenden.

Frauen: Die Frauen tragen bodenlange Abendkleider aus edlen Stoffen. Farblich passen schlichte Schnitte und Töne wie Weiß, Creme, Schwarz, Dunkelblau und Burgunderrot am besten. Dekolleté zu zeigen ist erlaubt, dieses sollte jedoch nicht zu tief und auffällig geschnitten sein. Das Kleid bedeckt auch die Schuhe. Diese können flach sein oder einen Absatz haben. Dazu kommt für draußen ein Cape oder bodenlanger Mantel. Handschuhe werden in der Regel meist gesondert in der Einladung genannt.

4) Informal

Bei Abendveranstaltungen mit dem Dresscode "Informal" werden weder Smokings noch Abendkleider vorausgesetzt. Dennoch ist die Kleiderwahl sehr elegant.

Männer: Bei dieser Kleiderordnung tragen Männer schwarze oder dunkelgraue Anzüge mit hellen Hemden und dezent gemusterten Krawatten.

Frauen: Bei Frauen kommen elegante, halblange Kleider oder ein Hosenanzug zum Einsatz. Dazu passen langärmelige Blusen in Pastelltönen sowie dezentes Make-up und Schmuck.

5) Smart Casual

Bei Geschäftsessen, Vorträgen oder Empfängen wird oft der Dresscode "Smart Casual" (auch bekannt als "Come as you are") genannt.

Männer: Wenn man direkt aus dem Büro kommt, können Männer die Anzughose und -schuhe anbehalten, aber die Krawatte ablegen und das Sakko ausziehen. Wenn man dagegen von zuhause kommt, ist elegante Freizeitkleidung angemessen: ein Hemd oder Poloshirt mit Stoffhose oder dunklen Jeans. Beliebt sind auch Pullover mit V- oder Rundhals-Ausschnitt über einem Langarmhemd.

Frauen: Das weibliche Geschlecht kombiniert Tops und lockere Blusen mit Röcken oder schicke Hosen mit T-Shirts. Der Rock sollte nicht kürzer als eine Handbreit über dem Knie sein. Im Sommer passt auch ein Sommerkleid sehr gut.

Kleidungs-Knigge: Wie informell darf es sein?

Während viele Menschen Dresscodes und Empfehlungen folgen, gibt es einige Menschen, die sich gegenteilig verhalten. Dieser Effekt ist auch als "Dressing Down" bekannt. Man zieht sich also absichtlich weniger elegant an als erwartet oder gefordert.

Die Macht der bewussten Nicht-Anpassung ("Nonkonformität") wurde von Forschern der Harvard-Universität untersucht. Diese fanden heraus, dass Menschen in einigen Fällen ein untypisches beziehungsweise nonkonformes Outfit mit einem höheren Status und mehr Kompetenz einer Person verknüpfen.

Diesen Effekt kann man sich selbst zunutze machen, indem man sich bewusst von der Masse abhebt und mit frischen Ideen und einem originellen Auftritt beeindruckt. Dabei geht es darum, sich auf unkonventionelle Weise zu präsentieren und so positiv im Gedächtnis zu bleiben. Man muss sich das aber auch trauen und selbstbewusst in die Veranstaltung oder Feier gehen.

Zudem muss man sich dessen bewusst sein, dass dieser Effekt nicht immer eintritt. Tritt man deutlich zu informell auf, beispielsweise in Jeans und T-Shirt statt im Anzug, wird das in den meisten Fällen unangenehm - man fühlt sich selbst unpassend und wirkt vor Kunden oder dem Chef unprofessionell.